Fesseln der Erinnerung
auch gefährlich, vor allem, wenn sich der im blutigen Kampf geborene Beschützerinstinkt in ihm regte. „Hast du ein bisschen Zeit für mich?“
Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. „Gib mir zwei Minuten. Ich will gerade noch Zara das hier schicken.“
„Ich werde warten.“ Sie sah ihm hinterher und spielte mit dem Lesebändchen.
„Du brauchst etwas Besseres zum Einschlafen.“ Lucas streckte sich neben ihr im Bett aus.
Instinktiv hob sie den Kopf, damit er den Arm darunterlegen und sie dann an sich ziehen konnte. So schliefen sie am liebsten.
„Ich bin nicht müde“, sagte sie. „Wollte nur meinen Füßen ein wenig Ruhe gönnen und reden.“
„Soll ich sie massieren?“
Ihre Augen leuchteten freudig auf. „Lucas, ist dir eigentlich klar, dass du mich nach Strich und Faden verwöhnst?“
„Keine Sorge – ich werde dich völlig übersehen, sobald du mir meine kleine Prinzessin geschenkt hast.“
Sie lachte, denn wenn es etwas Sicheres auf der Welt gab, dann war es Lucas’ Liebe zu ihr. „Konntest du Sienna erreichen?“ Die Jugendliche gehörte zu einer Familie von Abtrünnigen aus dem Medialnet, die Zuflucht bei den SnowDancer-Wölfen gefunden hatten. In den letzten Monaten hatte sie von Zeit zu Zeit bei den Leoparden gelebt.
„Sie ist heil in der Höhle der Wölfe angekommen.“ Er küsste Sascha auf die sensible Stelle hinter ihrem Ohr. „Sie ist eine ausgezeichnete Fahrerin.“
„Und Kit?“ Ein junger Soldat der Leoparden, das zukünftige Alphatier – und anscheinend dabei, sich in Sienna zu verlieben.
„Er ist noch hier.“ Lucas schien sich Gedanken zu machen. „Ich weiß nicht, ob wir das Recht haben, uns einzumischen. Sie sind beide erwachsen.“
„Ich bin nicht sicher, ob Sienna so klar denken kann.“ Die junge Frau hatte kurz vor dem Zusammenbruch gestanden, als sie das erste Mal zu ihnen gekommen war. Inzwischen hatte sie sich stabilisiert, aber … „Und wie geht es Hawke?“
Lucas fluchte diesmal nicht, als sie den Namen des Leitwolfs aussprach, das zeigte ihr, wie ernst er die Sache nahm. „Anscheinend gut, aber es ist schwer, in ein anderes Alphatier hineinzublicken – wir sind ziemlich gut darin, für uns zu behalten, was uns bewegt, wenn es sein muss.“
„Hawke und Sienna – irgendetwas ist da zwischen den beiden.“ Eine wilde, fast wütende Kraft. „Bei Kit ist es schwerer herauszufinden. Auch bei ihm spüre ich etwas in Zusammenhang mit Sienna, kann aber nicht sagen, was es ist.“
„Kit wäre die bessere Wahl“, sagte Lucas leise, sein Ton ließ keinen Zweifel aufkommen, wie sehr er sich um alle Beteiligten sorgte. „Keine Frau wird es einfach mit Hawke haben. Und dann kommt noch dazu, dass er das Mädchen, das ihm zur Gefährtin bestimmt war, schon im Kindesalter verloren hat. Ich habe keine Ahnung, ob sein Wolf ihm gestatten wird, eine andere Frau auf dieser Ebene anzunehmen.“
Sascha wusste es auch nicht. Genauso wie Gestaltwandler-Leoparden, banden sich auch die Wölfe ein Leben lang. Sie hatte die ohnmächtige Wut wahrgenommen, die den Wolf quälte, aber auch Siennas Unbehagen, mit dem sie auf ihn reagierte. Und dann war da noch Kit – der wunderbare, starke und loyale Leopard.
„Wolltest du darüber mit mir reden?“ Lucas nahm ihr das Buch aus der Hand und legte es auf den Nachttisch.
Plötzlich erwachte ihre schelmische Seite, erst mit Lucas hatte sie diesen Zug bei sich selbst entdeckt. „Nein – wusstest du schon, dass die Wölfe Mercy ihre ‚Wächterin ‘ nennen?“
Ein Knurren, dass ihr die Haare zu Berge standen. „Obwohl sie schlechten Geschmack bewiesen hat, als sie einen Wolf zum Gefährten erwählte, gehört sie weiterhin zu uns. Wenn die versuchen, sie zu vereinnahmen, bekommst du zum Geburtstag einen Mantel aus Hawke-Fell.“
Lachend tätschelte sie seinen Arm. „Du bist so leicht hochzunehmen.“
„Freches Gör.“ Doch auch der Panther in ihm lachte. „Alles in Ordnung?“
Sie wusste, dass er damit auf Nikita anspielte, auf die Verwirrung in ihren Gefühlen. „Wird schon.“
22
Sophie, du süßes, sinnliches Wesen, ich würde gerne dein schmuckes, kleines Jackett aufknöpfen. Um mich dann jedem einzelnen Perlmuttknopf deiner Bluse zu widmen und dich auszuziehen.
– Zettel von Max an Sophie
Als Max eine Stunde später aus der Dusche herauskam, saß Morpheus auf seinem Bett und starrte ihn an. „Was ist denn?“, fragte er das Tier und zog eine Jeans und ein dunkelgrünes T-Shirt über.
Der Kater ließ
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