Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
dich jetzt mit meiner Freundin nach Hause, weil ich heute einen Termin habe, den ich um nichts in der Welt absagen kann. Ihr zwei Süßen macht euch einen schönen Abend. Ich kann dir versprechen, dass Stellas Musiksammlung dir gefallen wird. Morgen telefoniere ich mit Miss Barrows. Dass du abgehauen bist, wird sie sicher verstehen. Glaub mir, sie hasst diese Gerüchteküchen. Sie ist ziemlich hart mit irgendwelchen Leuten, die andere wegen ihrer Schwächen aufziehen.«
Gilly sank auf dem Stuhl zusammen. »Und außerdem – das mit Ihnen und meinem Bruder ist ja aus. Sie haben gar keinen Grund mehr, mir zu helfen.«
»Wieso bist du dann überhaupt hierhergekommen? Was Mika und mich angeht, das ist unsere eigene Sache. Aber irgendwie habe ich für dich die Verantwortung übernommen, Möchtegerngruftie. Lass dir doch helfen, Gilly.«
Endlich blickte Gillian zu ihr auf. Unter den rot verweinten Augen leuchtete ein Funken Hoffnung auf. »Wieso machen Sie das?«
»Keine Ahnung. Weil ich dich mag. Weil ich auch mal so bescheuert war wie du und dachte, dass die Welt gegen mich ist. Nur weil ich nicht so war wie andere Mädchen und solche Dinge. Vor allem, weil meine Mum gestorben ist, als ich vier war, und ich mich nicht an sie erinnern kann.« Tony zuckte mit den Schultern und spürte, wie die Erinnerungen in ihr hochkamen. »Wenn ich von Miss Barrows eines gelernt habe, dann das: Es ist vollkommen egal, wer auf dich drauftritt, Gilly. Irgendwann muss er da wieder runter. Und dann kannst du aufstehen, dich schütteln und weitergehen.«
Sie bot Gilly eine Hand an und zog sie aus dem Stuhl nach oben. »Und genau das werde ich jetzt tun, auch wenn mein ehemaliger Verlobter das größte Arschloch auf diesem Planeten ist. Das Spiel ist nämlich noch lange nicht aus.«
***
Im Nachhinein fand Tony es gar nicht mehr so schlecht, dass Gilly gerade an diesem Vormittag aufgekreuzt war. Es hatte ihr immerhin für einen halben Tag Stella mit ihrem gluckenhaften Getue vom Leib gehalten und einen Nachmittag allein mit Daniel Cunningham verschafft. Stella schien seit Tonys Trennung von Jon nichts Besseres mehr zu tun zu haben, als andauernd irgendwelche Ablenkungsmanöver, Girls-Beauty-Shopping-Kino-Aktionen oder sonst einen Unsinn zu planen.
Das konzentrierte Arbeiten mit Cunningham, Lennart und zwei Anwälten war dagegen eine Abwechslung nach Tonys Geschmack. In diesem kleinen Team war es ihr tatsächlich gelungen, eine Finanzierung für das nächste Jahr zusammen zu zimmern. Das war vor allem Cunninghams Fantasie und Lennarts Rechenkünsten zu verdanken, aber ganz ohne Schuld war sie selbst daran sicher auch nicht.
»Sind Sie schon wieder abgelenkt, Tony?« Daniel hob sein Rotweinglas und prostete ihr zu.
Er hatte darauf bestanden, sie zur Feier des Tages einzuladen. Kurz nur hatte sie ein schlechtes Gewissen Stella gegenüber gehabt, die jetzt alleine mit Gilly auf einer Couch saß und wahrscheinlich schon ganze Berge von Schokolade vernichtet hatte.
»Ich bin immer noch erstaunt, wie schnell es dann doch ging. Ich kann es kaum glauben.« Sie lächelte ihm zu und erwiderte seine Geste. Sie waren längst alleine, weil der Rest der Gesellschaft sich spätestens nach der Diskussion über den fünften Aktienkurs gelangweilt verabschiedet hatte. Daniel entsprach schon mehr ihren Vorstellungen von einem sexy Kerl. Tausendmal mehr als Mika. Oder gar Jon. Wie hatte sie sich nur jemals in Jon verlieben können?
Daniel musste italienische Vorfahren haben, auch wenn sein Nachname eindeutig englisch war. Diese dunklen Haare und dieses Blitzen in den Augen jedenfalls sprachen eine ganz eigene Sprache. Die Eingebung, unter ihrem schwarzen Anzug zu der neuen Seidenunterwäsche zu greifen, war heute Morgen jedenfalls auch nicht verkehrt gewesen.
Wenn der Abend so weiter ging, konnte sie sich über die Trennung von Jon hinwegtrösten. Cunningham jedenfalls sprach auf ihre kleinen Signale allzu deutlich an. Sein Geruch war verlockend und trieb schon jetzt die Feuchtigkeit zwischen ihre Beine.
»Es wäre schade gewesen, wenn Sie verkauft hätten.« Er nickte leicht und trank den letzten Schluck aus. »Darf ich Sie noch zum Taxi bringen, Tony?«
Diese Verbindung aus italienischem Aussehen und seinen perfekten, englischen Manieren machten ihn besonders anziehend. Tony wurde schon den ganzen Tag das Gefühl nicht los, dass sie ihn irgendwo her kannte – was natürlich an dem klassischen Businessanzug liegen konnte, den er trug. In solchen
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