Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
Tony herein. Die Erinnerungen an das letzte Wochenende in Glasgow wurden von den Zahlen und Nachrichten ganz normaler Arbeitstage verdrängt, so schnell, dass ihr ihre eigenen Erinnerungen bald vorkamen wie ein Traum. Oder wie eine verdammt gelungene Fantasie, von der ihr allerdings eine schmerzende Rückseite geblieben war, die sie nicht allzu lange still sitzen ließ.
»Meinst du wirklich, dass du jetzt abhauen kannst?« Stella drehte nervös einen Kugelschreiber zwischen ihren Fingern. »Was soll das auf einmal? Und dann auch noch alleine? Ohne Jon?«
Tony verstand, worauf die Frage abzielte, aber sie würde den Teufel tun und Stella die ganze Wahrheit verraten. »Hör zu, Süße, ich brauche das. Ich bin durcheinander. Ich bin überarbeitet. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Die Unterlagen sind zusammengestellt und liegen bei Jon. Er verhandelt für uns mit den Investoren, und ehe es dort keine Vorverträge gibt, werde ich sowieso nicht erfahren, wer alles im Rennen ist. Das gehört zum Spiel.«
»Und wenn es schneller geht?«
»Dann ruft Jon mich an, ich steige in den nächsten Flieger und bin innerhalb eines halben Tages hier. Ich fahre nach Frankreich und nicht ans andere Ende der Welt.« Tony schob ihrer Freundin eine Mappe zu. »Bis ich wieder hier bin, kannst du dich mit Lennart an das nächste Projekt machen. Ich will, dass ihr kreativ seid und überlegt, wie wir unsere Forschung aus dieser alten Firma retten können. Was man sonst damit anfangen könnte. Was man anderes in Glasgow ansiedeln könnte. Solche Dinge eben. Findest du alles in der Mappe.«
»Du glaubst nicht mehr daran, dass du die alte Gießerei erhalten kannst?«
»Keinesfalls in dieser Form. Unsere Forschungsabteilung läuft, aber mit diesen Produkten kommen wir nie auf einen grünen Zweig.« Tony schüttelte den Kopf, legte die Hände in den Nacken und lehnte sich zurück. »Stella, Süße, ihr kommt auch ohne mich klar. Ich brauche Urlaub, ganz einfach.«
»Was nichts mit einem gewissen Herrn Ingenieur aus der tollen Forschungsabteilung zu tun hat, oder?« Stella drückte die Mappe an sich und warf ihr einen bitterbösen Blick zu. »Ich kenne dich zu gut, Tony. Du verheimlichst mir etwas.«
»Er hat damit zu tun, ja. Ich brauche Abstand, um mir klar zu werden, was ich will.« Tony versuchte, möglichst unverfänglich zu klingen. Sie betete stumm darum, dass Stella keine weiteren Fragen stellte. »Dass ich mich in ihn verknallt habe, weißt du doch schon. Du solltest gestern die Save-the-date-Mail von Jon in deinem Postfach gefunden haben. Verstehst du, was ich meine?«
»Und dieser Typ kommt wirklich nicht mit?«
»Nein, versprochen.« Tony schloss die Augen und seufzte sehnsüchtig auf. »Okay, Stella, ich gebe zu, dass ich kurzzeitig die fixe Idee hatte, mit ihm zusammen in den Urlaub zu fahren. Aber der Mann hat Anstand und hat abgelehnt. Was nichts daran ändert, dass die Idee mit dem Urlaub gut ist. Ich fahre nach Frankreich, lasse mich ein wenig verwöhnen, genieße das Wetter und das Essen, und bereite mich emotional auf die Hochzeit vor. Ende der Durchsage.«
Stella schaute sie sichtlich misstrauisch an. »Ist das dein Ernst, Tony? Ich lasse dich nicht mit einem Verrückten in den Urlaub fahren, weißt du. Ich mache mir Sorgen um dich. Du warst zwei Wochenenden in Folge in Glasgow, und jetzt wirkst du, als ob man dir deine Lieblingsdroge entzogen hätte.«
»PMS?«, gab Tony zurück und verdrehte die Augen. »Du interpretierst zu viel, Stella.«
»Du hattest noch nie PMS, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder sonst etwas.« Stella tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. »Also, fährst du wirklich alleine?«
»Ruf ihn doch an und frag ihn, verdammt. Ja, ich fahre alleine.« Auch wenn es mir lieber wäre, das nicht zu tun. Aber Urlaub ist eine verdammt gute Idee, auch ohne ihn. »Gibt es sonst noch etwas oder können wir endlich in die Mittagspause aufbrechen? Ich brauche einen Kaffee und irgendetwas zu essen, ich habe Hunger.«
»Das hast du auch noch nie gesagt, Madame Diätenwahn.« Stella nickte, als wenn ihre Theorie sich gerade bestätigt hätte. »Ich sage doch, er verändert dich.«
»Dann ist es Zeit für mich, mich zurück zu verändern, oder?« Tony stand auf und zog Stella in eine feste Umarmung. »Süße, ich weiß deine Sorgen zu schätzen, wirklich, aber geh mir nicht auf die Nerven. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich mich in diesen Typen verknallt habe, aber ich verspreche dir, dass alles
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