Fesseln der Gewalt 2 (German Edition)
Betrieb von Vinzents Mutter und hatte sich mit unzähligen Abendkursen das dafür benötigte Wissen hart angeeignet. Heute jedoch verspürte er leichte Verärgerung darüber, dass er von dem Dunkelhaarigen versetzt worden war, denn es war Vinzents Geburtstag.
Eigentlich hatte er auf ein schönes Essen mit anschließendem heißen, leidenschaftlichen Sex gehofft, doch von diesem Wunschtraum musste er sich wohl verabschieden. Es war nicht so, dass Servan ihn grundsätzlich vernachlässigte, doch langsam aber sicher wurde Vinzent eifersüchtig, und zwar nicht auf einen anderen Mann, sondern auf die Arbeit seines Partners. Das war natürlich idiotisch, dessen war er sich bewusst, aber Gefühle ließen sich nun einmal schlecht steuern und gerade heute hätte er doch auf mehr Aufmerksamkeit hoffen dürfen, oder etwa nicht?
Versunken in seine tristen Gedanken nahm Vinzent die schnell herannahenden Schritte gar nicht wahr. Plötzlich packte man ihn grob von hinten und ein dunkler Stoffsack wurde ihm über den Kopf gestülpt und am Hals festgezurrt. Ein ‚ Kein Wort oder du bist tot!‘ wurde leise in sein Ohr gezischt und gleichzeitig die Arme hinter den Rücken gezerrt, um diese dort zu fesselt. Völlig geschockt ließ er sich vollkommen wehrlos von der fremden Person in eine Richtung stoßen und fand sich wenig später auf der Rückbank eines Wagens wieder. Nicht, dass er etwas gesehen hätte, aber die Geräusche von Autotüren und Motor deuteten unmissverständlich darauf hin.
Angstschweiß hatte sich auf Vinzents Körper gebildet und er konnte fühlen, wie sich dieser in Rinnsalen über Gesicht und Rücken einen Weg suchte. Wie konnte das nur geschehen? Wie hoch war wohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch zweimal in seinem Leben entführt wurde? Denn er hatte vor drei Jahren tatsächlich bereits schon einmal ein Kidnapping durchgemacht.
Damals war der Entführer allerdings sein heutiger Lebensgefährte gewesen, der sich eigentlich an Vinzents Vater hatte rächen wollen. Oliver, so der Name seines Erzeugers, hatte Servan in Kindertagen misshandelt und missbraucht, weshalb dieser damals dieselben Gräueltaten Vinzent antun wollte. Jahrelang hatte Servan mit den Nachwirkungen dieser traumatischen Erlebnisse gekämpft, bis er mit Anfang dreißig nur noch durch die Rache an Oliver einen Weg gesehen hatte, um endlich zu einem seelischen Gleichgewicht zurückzufinden. Wider Erwarten verliebte sich Vinzent in seinen Entführer und brachte diesen dazu, ihn freizulassen. Nachdem Oliver ihn, seinen einzigen Sohn, eines Nachts krankenhausreif geschlagen hatte, brachte Servan den Schläger in seine Gewalt und wollte diesen eigentlich töten, doch Vinzent konnte ihn davon abbringen, sodass sie Oliver lediglich mit Schimpf und Schande aus ihrem Leben gejagt hatten.
Bis heute ließ Servan die Angst vor einer Rückkehr Olivers nicht in Ruhe, doch Vinzent nahm dies stets auf die leichte Schulter. Nun musste er sich aber fragen, ob der Kidnapper am Ende nicht sogar sein eigener Vater war, der gekommen war, um sich zu revanchieren.
Kaum hatte der Wagen angehalten, wurde Vinzent unsanft vom Rücksitz gezerrt und wie ein nasser Sack über die Schulter genommen, es musste demnach ein großer und starker Mann sein. Den Geräuschen nach zu urteilen gingen sie in ein Haus und dann eine schmale Treppe nach unten. Dort angekommen ließ ihn der Kidnapper einfach auf den Boden gleiten.
„Was soll das?“, fragte Vinzent, nachdem er allen Mut zusammengenommen hatte.
„Schnauze“, erhielt er in einem heiseren Tonfall die Antwort. Es schien fast so, als ob der Mann die Stimme verstellte.
Vinzent wurde auf den Bauch gedreht, damit der Mann die Fesseln durchtrennen konnte. Aufatmend rieb er sich die schmerzenden Handgelenke und wollte sich gerade bedanken, als er energisch auf die Beine gezogen und wenig später mit dem Rücken an etwas Hartes gestellt wurde. Der Mann packte Vinzents Handgelenke und presste sie nach oben, wo kurz darauf ein metallisches Klicken, das offenbar von Handschellen herrührte, zu vernehmen war.
Panik stieg in Vinzent hoch, denn jetzt war jegliche Möglichkeit zur Flucht vertan. Natürlich bestand auch vorhin nicht gerade eine große Chance, doch zumindest hätte er noch rein theoretisch wegrennen können, aber so …
„Was wollen Sie denn von mir? Bitte …“, flehte Vinzent.
Mit einem Ruck wurde der Sack über seinem Kopf weggerissen. Das Licht blendete ihn, aber bevor sich seine Augen an die Helligkeit
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