Fesseln der Leidenschaft
Richard. »Wie konnten Sie einen Bastard ehelichen?«
Das war es also – klarer hätte er seine Beweggründe auch nicht darlegen können, wenn er gleich mit der Wahrheit herausgerückt wäre. Er hatte angenommen, daß Reina ihn nicht heiraten würde, weil er ein lediges Kind war, und deshalb wollte er sie sich gewaltsam nehmen. Doch Ranulfs Ankunft hatte seine Pläne zerstört. Reina überlegte, ob Richard vielleicht vorgehabt hatte, es heute noch einmal zu versuchen. Er hätte sie nur von Clydon fortlocken müssen, und schon hätte sie in der Falle gesessen. Schlimm für ihn, daß er nicht früher daran gedacht hatte – und welches Glück für sie!
»Ich verstehe nicht, was die Umstände von Ranulfs Geburt mit meiner Hochzeit zu tun haben sollen«, sagte Reina ruhig, doch ihre Augen funkelten eiskalt. »Wenn eine illegitime Geburt so wichtig wäre, hätte ich Sie doch nicht zuerst als Ehemann in Betracht gezogen.«
»Was?« kreischte er förmlich.
»Es stimmt, Richard. Ich schickte Ihnen mehrere Briefe, nach Warhurst und nach Lyonsford. Wären Sie nach Clydon gekommen, hätten Sie sicher meinen Heiratsantrag angenommen, und ich wäre heute mit Ihnen verheiratet, anstatt mit Ihrem Bruder. Doch ich befand mich unter Zeitdruck, verstehen Sie, und benötigte schnell einen Ehemann. Ich wußte nicht, wo Sie waren, und konnte nicht endlos darauf warten, von Ihnen zu hören. Als ich dann Ranulf letzte Woche traf und feststellte, daß er mir ebenso geeignet erschien, machte ich ihm meinen Antrag.«
Richard war momentan sprachlos, nicht so Hugh. »Sie wollten tatsächlich Richard?«
»Warum überrascht Sie das, mein Lord? Er war uns ein guter Nachbar, mein Vater schätzte ihn, und ich dachte, wir würden uns gut vertragen.«
»Warum konnten Sie denn nicht warten?« stieß Richard hervor. »Oder eine Andeutung machen, warum Sie mich sprechen wollten?«
Reinas schwarze Brauen hoben sich forschend. »Ich nahm an, daß meine Briefe Sie nicht erreichten, Richard. Ist es nun so, daß Sie sie bekommen und ignoriert haben?«
»Nein, nein, das wollte ich nicht andeuten … Ich war viel unterwegs … «
»Gut, es ist auch nicht mehr wichtig, oder?« unterbrach sie ihn mit seidenweicher Stimme. »Ich bin mit meinem Mann sehr zufrieden. Und bei der Verteidigung von Clydon hat er seine Fähigkeiten schon bewiesen. Er kam rechtzeitig, um eine Horde von Schurken zu vertreiben, die uns angriff. Bei dieser Gelegenheit lernte ich ihn kennen, wissen Sie! Er hat geschworen, die Kerle zur Rechenschaft zu ziehen, als Warnung an alle, die vielleicht einen Überfall planen und denken, Clydon habe noch keinen neuen Herrn. Er war viele Jahre lang Söldner, und es ist Ihnen sicher bekannt, daß diese Männer den Kampf und das Töten und überhaupt jede Art von Krieg lieben.«
»So blutdurstig bin ich auch wieder nicht, Lady«, protestierte Ranulf brummig, doch seine Augen sahen sie lachend an.
»Natürlich nicht«, stimmte Reina zu. Dann sah sie in dem wolligen Knäuel, das sich um seine Füße wand, eine Chance, dem Gespräch die Krone aufzusetzen. »Ein Mann kann nicht schlecht sein, der sich ein räudiges, häßliches Ding wie dieses als Lieblingstier hält und ihm auch noch den geschätzten Namen von … «
»Reina!«
Seine Warnung kam zu spät, und Reina hätte sie sowieso nicht beachtet. » … Lady Ella gibt«, beendete sie den Satz mit einem süßen, unschuldigen Gesicht. Sie erntete dafür einen wütenden Blick von ihrem Gatten.
Hugh mußte sich das Lachen verbeißen, doch zornige Röte stieg erneut in Richards Wangen. »Lady Ella? Du hast deine Katze nach meiner Mutter benannt?« fragte er ungläubig, dann begann er zu brüllen: »Du hast deine Katze nach meiner … «
»Was schreien Sie so, Richard?« unterbrach Reina ihn streng. »Sie werden doch nicht denken, daß Ihr Bruder so bösartig ist.«
Er antwortete ihr nicht, sondern richtete seinen Zorn gegen seinen Vater. »Erlaubst du ihm, daß er sie so beleidigt? Sie war deine … «
»Meine was?« fragte Hugh schnell, als Richard nicht weitersprach, und dann schüttelte er angewidert den Kopf. »Nein, wir beide wissen, was sie war, und sie konnte im Lauf der Jahre meine Zuneigung nicht gerade gewinnen, Richard. Zufällig habe ich in meinem Hundezwinger mehrere Hündinnen mit demselben Namen, also erwarte nicht, daß ich einem Mann Vorwürfe mache, dessen Humor dem meinen so sehr gleicht.«
»Mein Onkel wird alles erfahren!« war alles, was Richard darauf zu sagen
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