Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
bekannt mit meinem Sohn, Lady Reina?«
    Reina antwortete nicht. Sie hatte sich an ihrem Wein verschluckt, als ihr die Verbindung klarwurde, und würgte und hustete nun kräftig. Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen, lehnte aber mit einer Handbewegung Ranulfs Hilfe ab. Sie wollte von ihm nicht auf den Rücken geklopft werden und dann vielleicht auf dem Boden landen. Ranulf merkte glücklicherweise noch nicht, wer Richard war – nämlich sein Bruder.
    »Geht es Ihnen wieder gut, Lady?« fragten Hugh und Richard.
    »Ja«, krächzte Reina und stellte ihren Becher hin. »Ein schlechtes Gebräu«, fügte sie erklärend hinzu.
    Hugh nickte und sah zu Ranulf hinüber, der aber nur leichte Neugier zeigte. Da wandte sich Hugh wieder an Richard. »Wie hast du entdeckt, daß ich nach Warhurst reisen wollte?«
    »Ich wußte es nicht«, erwiderte Richard. »Ich war auf dem Weg nach Lyonsford, wollte aber Lady Reina meine Aufwartung machen, weil ich schon längere Zeit nicht nach Clydon gekommen bin. Ich hatte keine Ahnung, daß du mit der Dame bekannt bist, Vater.«
    »Bis zum heutigen Morgen kannte ich sie auch nicht. Mein Gepäckkarren brach zusammen, sonst hätte ich hier nicht haltgemacht, nachdem Warhurst so nahe liegt.«
    Reina achtete nicht auf dieses Gespräch. Sie beobachtete ihren Mann und bemerkte den Augenblick, in dem seine Unwissenheit endete. Ranulf saß neben ihr auf der Bank, so daß sie hörte, wie er scharf einatmete und die Luft noch lauter wieder ausstieß. Dann richteten sich seine Augen in wütender Anklage auf sie, und sie konnte nur mit den Schultern zucken.
    Nun, sie war schuld. Hätte sie aufgepaßt, als Gilbert ihr Hugh vorstellte, hätte sie gewußt, daß er nicht nur Ranulfs, sondern auch Richards Vater war, und hätte ihren Mann darauf vorbereiten können. Lyonsford, das war die Familie, die ihr Vater für eine eheliche Verbindung gutgeheißen hatte, und Reina war diese Verbindung unwissentlich eingegangen.
    Das war zu komisch, aber die junge Frau wagte nicht, jetzt zu lachen. Sie hatte den einen Bruder heiraten wollen und war an dem anderen hängengeblieben – ohne es zu wissen, und ohne daß die Brüder es wußten. Und nun dachte ihr Mann, sie habe ihm das absichtlich verheimlicht, und er würde das so lange denken, bis sie allein waren und sie ihm alles erklären konnte. Nein, warum sollte sie warten? Schließlich waren sie jetzt eine Familie.
    »Es ist nicht so, wie Sie denken, Ranulf, deshalb können Sie aufhören, mich giftig anzuschauen. Ich war heute morgen so erstaunt über den Anblick Ihres Vaters, daß ich seinen Namen nicht mitbekam. So einfach ist das.«
    »Wirklich?«
    »Gut, sagen Sie mir einen Grund, warum ich Ihnen verschweigen sollte, daß Ihr Bruder jetzt Ihr Nachbar ist, wenn ich das gewußt hätte. Sie hätten es sowieso bald herausgefunden … «
    »Vielleicht taten Sie es aus Boshaftigkeit.«
    »Ich bin nicht Lady … « Mein Gott, beinahe hätte sie ›Anne‹ gesagt, aber sie durfte nichts von dieser Person wissen, durfte Walters Vertrauen nicht mißbrauchen. »Lassen wir das«, fügte sie steif hinzu. »Wenn Sie das glauben, kennen Sie mich überhaupt nicht.«
    Aus ihrer Stimme hatten soviel Bitterkeit und Enttäuschung geklungen, daß Ranulf beeindruckt war, denn als Reina sich abwandte, hielt er sie zurück. »Es tut mir leid«, erklärte er rauh, und sie wußte, daß er es ehrlich meinte, denn er sah völlig betreten aus. »Es ist einfach zuviel über mich hereingebrochen.«
    Sie wußte genau, wie er sich fühlte, und lächelte ermutigend. »Nichts, mit dem man nicht fertig werden könnte, mein Lord.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: »Die Lösung ist, die Situation in die Hand zu nehmen und sie zu beherrschen – einfach so!« Da er sie alarmiert ansah, fügte sie hinzu: »Entspannen Sie sich. Diesmal werden Sie nicht der Leidtragende sein.«
    Reina wandte sich den beiden Männern zu, die noch dastanden. Sie hatten ihr eigenes Gespräch beendet, doch wieviel sie von Reinas Worten gehört hatten, wußte sie nicht. Jedenfalls wirkte Richard beunruhigt.
    Er war ungefähr fünfzehn Zentimeter kleiner als sein Vater, mit gewelltem braunen Haar und grauen Augen, die normalerweise fröhlich in die Welt blickten; doch momentan entbehrten sie jeden Humors. Hugh hatte recht: Dieser Sohn war ihm überhaupt nicht ähnlich. Das war nichts Ungewöhnliches. Als ungewöhnlich mußte man die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Ranulf und Hugh bezeichnen, die Richard

Weitere Kostenlose Bücher