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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht übersehen konnte. Er hatte Reina einmal erzählt, er habe Vettern und Onkel väterlicherseits, die ihm noch nie begegnet seien. Falls er Ranulf zuerst für einen von ihnen gehalten und Reinas Erklärung gehört hatte, konnte sie seine Bestürzung über den neu entdeckten Bruder verstehen. Falls er nichts gehört hatte, mußte sich dennoch ein Verdacht in ihm regen.
    »Nun, Lord Hugh, wie gut es Ihrem Vater auch gelungen sein mag, Ranulf vor Richards Verwandten geheimzuhalten, müssen Sie doch gestatten, daß das Geheimnis jetzt gelüftet wird. Wollen Sie Ihre Söhne einander vorstellen, oder soll ich es tun?«
    Er mochte zwar einen Verdacht gehegt haben, aber die Bestätigung schockierte Richard derart, daß er auf einen Stuhl sank. Hugh sah Reina unwillig an, ebenso wie Ranulf, denn die beiden fanden die Enthüllung doch etwas plötzlich, aber Reina ignorierte das. Sie interessierte sich mehr für Richards Reaktion, die nicht nur Erstaunen, sondern Erschrecken ausdrückte. Warum eigentlich? Er war der Erbe seines Vaters – fürchtete er, das würde sich nun ändern? Möglicherweise, wenn er glaubte, sein Vater habe Ranulfs Existenz auch eben erst entdeckt.
    »Sie haben es wirklich nicht gewußt, nicht wahr, Richard?« fragte sie etwas sanfter, da sie sich verspätet daran erinnerte, daß dieser Mann ihr immer ein Freund gewesen war.
    »Nein«, antwortete dieser und schaute seinen Vater an. »Hast du es gewußt?«
    »Schon seit vielen Jahren«, bekannte Hugh.
    »Und du dachtest nie daran, es mir zu sagen? Ahntest du nicht, daß es interessant für mich sein würde zu wissen, daß du noch einen Bastard hast, der älter ist als ich?«
    Er brachte diese hitzige Anklage in einem Ton und in einer Art vor, daß Reina erschrak und ihren Freund nicht wiedererkannte. Ranulf war ungerührt, aber natürlich wußte er nicht, wie lässig sich Richard sonst gab. Auch Hugh wunderte sich nicht, demnach hatte er solche Ausbrüche sicher schon früher erlebt. Reina jedoch nicht, und sie sah sich gezwungen, die Aussagen des Gesetzlosen nun für bare Münze zu halten. Es war ihr unmöglich erschienen, daß Richard zwei Gesichter haben könnte, und doch war es so.
    »Es gab nie einen Grund für mich, es dir zu sagen«, erklärte Hugh. »Unglückliche Mißverständnisse führten dazu, daß ich in all den Jahren ein Fremder für Ranulf war.«
    »Und jetzt bist du ihm kein Fremder mehr?« fragte Richard.
    »Nein, erfreulicherweise nicht«, erwiderte Hugh und fügte schärfer hinzu: »Deine Verwirrung ist verständlich, aber überflüssig, Richard, denn das ändert nichts an deinen Vermögensverhältnissen. Was ich dir in Warhurst mitteilen wollte, ändert allerdings etwas daran. Du erfährst heute nicht nur, daß du einen Halbbruder hast, sondern auch eine Halbschwester, Elisabeth, die mir meine Frau letzten Monat geboren hat.«
    Bei dieser Neuigkeit wurde Richard blaß. Reina warf Ranulf einen schnellen Blick zu und stellte fest, daß er nicht erstaunt war. Er hatte es also von Hugh bereits gehört. Außerdem machte es für ihn keinen Unterschied, aber für Richard, denn es betraf Lyonsford, und bei einem Besitz von diesen Ausmaßen fielen Erbschaftsprobleme stark ins Gewicht.
    Doch Hugh war noch nicht fertig. »Die Bedingungen, die man mir bei deiner Geburt, Richard, gewaltsam diktierte, waren unvernünftig und niemals gedacht, volle Anwendung zu finden. Daß meine Frau so lange unfruchtbar blieb, ließ dich vielleicht glauben, du würdest mehr von mir bekommen. Das ist aber nicht der Fall. Ich habe dir Warhurst gegeben. Damit mußt du zufrieden sein.«
    »Wieso? Weil es mehr ist, als ein Bastard erwarten sollte? Du vergißt, wer mein Großvater war!«
    »Nein, das vergesse ich nicht«, sagte Hugh kalt. Endlich ließ er seinem Ärger über diesen Sohn freien Lauf. »Es war mein Vater, den ledige Enkel nicht kümmerten. Ich hatte eine andere Einstellung.«
    Richard konnte das alles nicht auf einmal verarbeiten. Eine Schwester erschien ihm zu unwirklich – ein Baby, und Babys starben. Ranulf war jedoch eine Realität; er stand da und sah zu, wie er, Richard, sich zum Narren machte.
    »Und was gibst du ihm, Vater?« fragte Richard verbissen und sah Ranulf wütend an.
    Er wurde jedoch wieder blaß, als Ranulf sich erhob, um die unausgesprochene Herausforderung anzunehmen. Reina stand ebenfalls auf und trat zwischen die beiden. In ihrer Halle würde es keinen Kampf geben, wenn sie es verhindern konnte. Aber es war Hugh, der die

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