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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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war, als er die Frauen ganz allgemein einschätzte. Selbst die neue Beziehung zu seinem Vater ließ sich mit seiner Bindung an Reina nicht vergleichen.
    Er sollte ihr das sagen, aber ihm fehlte der höfische Schliff, sich so auszudrücken, wie eine Dame es gern hörte. Falls er versuchte, lyrisch zu werden, würde sie ihn sicher eher auslachen als ihn ernst nehmen. Außerdem mußte sie wissen, was er fühlte. Von Frauen erwartete man, daß sie ein Gespür für solche Dinge hatten. Und er wußte, was sie empfand, hatte es gewußt, seitdem sie ihn zum erstenmal Schafskopf genannt hatte, denn das sagte sie nur zu Menschen, die sie liebte.
    Ja, er kannte sie gut. Das einzige, was er nicht verstand, war, warum sie ihm nichts von ihrer Schwangerschaft erzählte. Aber sein Vater und auch Walter, der bei der Geburt von zwei jüngeren Geschwistern zu Hause gewesen war, hatten ihm erklärt, daß Frauen in diesem Zustand sich oft seltsam benahmen.
    Im Hinblick auf seine Gedanken und seine freudige Erwartung war Ranulf schlecht vorbereitet auf die Frau, die ihm in der halbdunklen Halle in den Weg trat. Sie erschien so plötzlich, daß er sie beinahe umrannte. Er wollte sich schon entschuldigen, da erkannte er sie. Die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    Anne hatte ihn kommen sehen. Sie hatte versucht, ihren betrunkenen Mann zu wecken, der neben dem Kamin eingeschlafen war. Nun war sie froh, daß er einen Rausch hatte. Die Gelegenheit war vom Himmel gesandt. Anne würde sie nicht ungenützt vorübergehen lassen.
    »Du erinnerst dich also an mich, Ranulf«, sagte sie mit Befriedigung. Da sie wußte, daß kein Mann es schätzte, wenn man sich seiner zu sicher war, fügte sie raffiniert hinzu: »Deine Frau wollte mir weismachen, du hättest durch die Heirat mit ihr all deine früheren Liebschaften vergessen. Sie behauptete, sie hätte dich und deine Zuneigung fest im Griff.«
    Ranulfs Mißtrauen aus früheren Tagen war sofort wieder geweckt. Er wußte, daß seine Frau so etwas nicht sagen würde, schon gar nicht zu einer Fremden. Es bewies nur einmal wieder, daß eine Lügnerin immer eine Lügnerin blieb. Diese Frau hatte sich überhaupt nicht verändert. Sie war so schön wie früher, nein, noch schöner durch die Fülle der Reife. Ihre Seele war jedoch so schwarz wie die Sünde, und wenn diese Schlange mit Reina zusammengewesen war, konnte man nicht ahnen, welches Unheil sie angerichtet hatte.
    Er beschloß, sie momentan hinzuhalten, obwohl er ihr am liebsten die Kehle zugedrückt hätte. Sie war eine Frau, die ihre Worte sorgfältig wählte. Alles, was sie sagte, war auf Wirkung bedacht, ob gut oder schlecht.
    Sie mußte einen Grund haben, daß sie ihn gegen die Mitteilsamkeit seiner Frau aufbringen wollte.
    »Es ist eine Überraschung, dich hier zu finden.«
    »Dachtest du, wir würden uns nie wiedersehen? Ich wußte immer, daß wir uns eines Tages begegnen würden.« Sie kam näher und wisperte: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich an dich gedacht habe, Ranulf, an die Leidenschaft, die uns verband.« Sie legte die Hand auf seine Brust. »Können wir hier nirgends … allein sprechen?«
    Es war ein verführerisches Angebot. Es gab eine Zeit, da hätte es seine Sinne entflammt und ihn vor Begierde nach ihrem Körper verrückt gemacht. Jetzt war das einzige Resultat, daß Ranulfs Haut vor Abwehr kribbelte.
    Er sah sich nach den Dienern um, die in den Schatten fest schliefen. »Wir sind hier durchaus allein.«
    »Ich habe gemeint … ach, es ist egal.« Sie spitzte die Lippen zu einem Schmollmund. »Du hast wohl vergessen, wie oft wir uns in dunkle Ecken verzogen.«
    Allmählich wurde er es leid, darauf zu warten, was sie von ihm wollte. Er wußte, daß es sich nicht um ihn persönlich handelte, also mußte es etwas sein, was er für sie tun konnte.
    »Jetzt bin ich ein Mann, Anne. Ich ziehe ein warmes Bett vor.«
    »Ich habe eins in meinem Zimmer.«
    »Was mich zu der Frage veranlaßt, was du hier tust.«
    Eine Sekunde lang drückte sich in ihrer sonst hervorragend beherrschten Miene eine gewisse Irritation aus. »Ist das alles, woran du denkst? Wir haben uns geliebt, Ranulf.«
    »Ich habe dich geliebt, ich glaubte es wenigstens. Du hast jedoch einen anderen Weg gewählt.«
    »Für den ich unendlich bestraft wurde.« Sie brachte ihre Verteidigungsrede mit angemessenem Gefühl vor. »O Gott, Ranulf, du kannst nicht ahnen, welchem Monster
    Montfort mich gegeben hat.« Mit spitzem Finger deutete sie auf den Kamin. Dort stand

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