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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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für Nacht auf dasselbe Kissen zu legen. Tatsächlich bin ich es leid, draußen in der Kälte zu schlafen und ständig kreuz und quer über diese Insel zu ziehen.«
    »Du hättest jederzeit deine eigenen Wege gehen können«, meinte Ranulf.
    »Dann hättest du ja außer deinen Adoptiv-Jungtieren niemanden zum Anbrüllen gehabt.«
    »Welche Albernheit!« Ranulf schnaubte verächtlich, doch sein Mund wurde weicher. »Laß mich in Frieden – und entschuldige mich bei der Lady, denn ich komme nicht zum Abendessen. Sag ihr, ich hätte zwei Tage nicht geschlafen, und du wolltest mich nicht wecken. Je weniger ich von ihr sehe, desto besser.«
    Walter lachte leise. »Sie hat dich wohl schikaniert?«
    »Du ahnst nicht einmal die Hälfte davon, was für ein Ärgernis sie mir war.«
    »Möchtest du lieber, daß ich sie heute nacht hole?«
    »Nein. Sie zusammenzuschnüren, ist das einzige Vergnügen, das dieser Job mir bietet«, erwiderte Ranulf.

10

    Es war ein schwieriges Unterfangen, vom einen Ende der Halle zum anderen zu gelangen, ohne das Fußvolk zu wecken, das auf dem Boden schlief, oder die wenigen Wächter zu alarmieren, die über der Halle an den Bögen der Galerie vorbeipatrouillierten. Als Kenric zum zweitenmal in der Dunkelheit über irgend jemandes Füße stolperte, klemmte Ranulf ihn sich einfach für den Rest des Weges bis zur Treppe unter den Arm.
    »Wenn wir eine Kerze hätten … «
    »Dann würden wir leichter gesehen«, flüsterte Ranulf.
    Er stellte den Jungen auf die Erde, und sie stiegen die engen Stufen hinauf. Oben entdeckten sie eine Fackel in der Mauer, und Kenric nahm sie mit, um den langen Korridor zu erhellen.
    »Ist es hier?« wisperte der Junge, als sie die letzte Tür erreichten.
    »Ja, falls Walter die richtige Auskunft bekam. Du mußt das Licht abschirmen, wenn ich die Tür öffne. Ich möchte nicht, daß die Lady aufwacht, ehe ich vor ihr stehe.«
    Die Tür war nicht abgesperrt, doch der Eingang war durch einen Strohsack blockiert. Ranulf schloß die Tür wieder und fluchte leise.
    »Was ist los?« fragte Kenric.
    »Eines ihrer Mädchen schläft vor der Tür. Du mußt durch den Spalt schlüpfen und dafür sorgen, daß die Frau weiterschlummert.«
    Kenrics Augen weiteten sich zu türkisfarbenen Kreisen. »Sie wollen, daß ich sie töte?«
    »Schlafen soll sie, du Esel! Ein leichter Schlag auf den Kopf mit dem Griff deines Degens müßte genügen. Sei nur leise.«
    Kenric steckte die Fackel in eine dafür vorgesehene Halterung neben der Tür, ehe er in den Raum glitt. Nach einer halben Minute kehrte er zurück und öffnete die Tür weit.
    »Es war nicht eine Sie, sondern ein Er«, flüsterte Kenric mit deutlicher Verwunderung. »Dieser Junge … «
    »Ich kann mir schon denken, wer das ist«, meinte Ranulf voller Abscheu. »Halt die Fesseln bereit. Wir werden uns die Lady zuerst vornehmen, dann kannst du ihren ›Wächter‹ fesseln.«
    »Das habe ich bereits getan.« Als Ranulf die Brauen hob, fügte er grinsend hinzu: »Nur die Hände. Sie sagten, ich müsse flink sein.«
    Ranulf brummte. »Stimmt. Also wollen wir die Angelegenheit jetzt hinter uns bringen.«
    Da die Tür offen war, beleuchtete das gedämpfte Licht der Fackel den vorderen Teil des Raumes, es genügte jedoch auch weiter hinten zur Orientierung.
    Das Zimmer war nur mittelgroß und entsprach in den Maßen dem von Ranulf. Theo lag neben der Tür, wo Kenric ihn hingeschoben hatte. Das Bett stand in der Mitte der einen Wand, und seine Vorhänge waren rundum geschlossen. Einige Möbel füllten den Raum – verschiedene kleine Tische und Stühle sowie eine hölzerne Truhe am Fußende des Bettes. Ranulf entdeckte eine große Kohlenpfanne, in der vorher ein Feuer gebrannt hatte. Obwohl das Wetter in diesem späten Frühling recht warm war, blieb die Kälte innerhalb der dicken Burgmauern erhalten.
    Vorsichtig zog Ranulf die Bettvorhänge ein kleines Stück zur Seite und blickte nach innen. Sie war da – ein kleiner Hügel unter der Decke, gekrönt von den rabenschwarzen Locken, die über das Kissen gebreitet lagen. Selbst in der Dunkelheit dieses abgeschlossenen Raumes konnte Ranulf die Blässe des schmalen, pikanten Gesichtes sehen, die schwarzen, schrägen Brauen, die volle Unterlippe, die dem Mund im Schlaf einen schmollenden Ausdruck verlieh.
    Ranulf zögerte einen Moment. Wenn sie nun aufwachte und ihn in ihrem Zimmer sah, gab es keinen Weg zurück. Sie würde Rothwell gehören – auf Gedeih und Verderb. Und er wußte, daß

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