Fesseln der Leidenschaft
Seine Botschaft, daß unser Lager von Gesetzlosen überfallen wurde, genügt als Begründung für unseren Aufbruch. Ich werde den Verwalter wecken lassen, damit er uns begleitet, dann gibt es keine Verzögerung.«
»Und was geschieht, wenn er die Lady informieren will?« fragte Walter.
»Dann wirst du deine glatte Zunge benutzen, um es ihm auszureden. Wozu auch die Lady stören? Wir sind eine Streitmacht, die abzieht, nicht eine, die Einlaß begehrt. Ganz simpel! Schlaf noch etwas, ehe wir beginnen, denn Eric hat Rothwells Männer schon vorausgeschickt, und wir werden den Rest der Nacht und den Morgen durchreiten, wenn wir die anderen erreicht haben. Nur ein Mann muß aufbleiben, um dich zu wecken, Searle, aber sorg dafür, daß die übrigen dann sofort aufbrechen, damit nur noch die Pferde versorgt werden müssen. Kenric wird uns hier im Wohntrakt wecken, und wir bringen die Lady hinaus. Danach sollten wir wieder in unseren Betten liegen, wenn Eric erscheint, um uns erneut wachzurütteln.«
»Dann gibt es jetzt nichts mehr zu tun«, meinte Walter und entließ die Männer.
Ranulf ging zum Tisch und füllte seinen Becher noch einmal mit importiertem Wein. »Hast du Pergamentpapier von dem Kaplan bekommen und die Warnung geschrieben?«
Walter nickte. Er zog die Aufzeichnung aus seinem Gewand und reichte sie Ranulf. »Es wäre am besten, sie im Zimmer der Lady zurückzulassen. Wer dann morgens hereinkommt, findet die Botschaft. Aber meinst du wirklich, daß das nötig ist? Da dieser Sir William noch krank im Bett liegt, gibt es niemanden, der die Verfolgung aufnehmen könnte.«
»Hast du nicht gehört, daß die Dame noch andere Vasallen besitzt? Sie könnte sie heute benachrichtigt haben, vor allem nach diesem morgendlichen Angriff. Die Lady sieht sicher ein, daß sie bis zu dieser geplanten Hochzeit einen besseren Schutz braucht. Also könnte durchaus in Kürze ein größeres Heer hier auftauchen.«
»Ja, das leuchtet mir ein«, gab Walter zu. »Aber werden sie deine Warnung beherzigen?«
»Sie wissen nicht, wozu ich fähig bin, warum sollten sie dann die Warnung in den Wind schlagen? Glaubst du tatsächlich, sie würden das Leben ihrer Herrin riskieren, nur, um sie zurückzubekommen, wenn sie bei Gelegenheit sowieso und unverletzt zu ihnen wiederkehrt?«
»Unverletzt, aber mit einem Ehemann, den weder die Lady noch ihre Leute mögen.«
Ranulf zuckte mit den Schultern. »Das interessiert uns nicht. Es ist Rothwells Aufgabe, dafür zu sorgen, daß ihre Männer und Shefford ihn akzeptieren.«
Walter ließ den Wein in seinem Pokal kreisen und sah dem Spiel gedankenverloren zu. »In Fällen wie diesem wartet der Mann gewöhnlich, bis ein Baby unterwegs ist, um seine Position zu stärken. Rothwell ist zu alt, um noch fruchtbaren Samen zu produzieren. Vielleicht kann er noch mit seiner Frau schlafen, aber er wird ihr kein Kind mehr machen. Shefford wird das wissen und deshalb auch nicht mit einem Erben rechnen. Möglicherweise läßt er die Lady im Stich und fordert Clydon für sich selbst.«
»Auch das ist nicht unser Problem. Wenn wir sie abgeliefert haben, ist die Sache für uns erledigt. Mit dem Geld von Rothwell habe ich nun mehr als genug, um de Millers Preis zu bezahlen, selbst wenn er noch einmal erhöht.«
Das sagte Ranulf mit solcher Erbitterung, daß Walter lachen mußte. »Der Mann weiß nicht, was er will. Als er das letzte Mal weitere tausend Mark verlangte, dachte ich, du würdest ihn umbringen. Vielleicht erklärt er diesmal, daß er Farring Cross überhaupt nicht verkaufen will.«
»Hüte deine Zunge, Walter! Ich wünsche mir diesen Besitz. Ich wünsche ihn mir so sehr, daß ich an nichts anderes denken kann.«
»Es gibt noch mehr Güter zu verkaufen«, meinte Walter vernünftig.
»Ja, mit wertlosem Land; oder die Häuser sind in einem solch verheerenden Zustand, daß ich mich noch weitere zehn Jahre mit meinem Schwert verdingen muß, um die Reparaturen bezahlen zu können. Farring Cross ist zwar klein, aber es befindet sich in tadellosem Zustand, die Befestigungsanlagen sind stark, das Land nicht ausgelaugt, und die Zinsbauern gesund.«
»Aber es ist den Preis nicht wert, den de Miller jetzt verlangt.«
»Für mich schon, Walter. Der Mann ist eben geldgierig. Deshalb habe ich mir noch weitere Tausend hinzuverdient, um einer höheren Forderung begegnen zu können. Ende des Monats gehört Farring Cross mir.«
»Ja.« Walter seufzte. »Zur Abwechslung wird es schön sein, meinen Kopf Nacht
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