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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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begangen hatte, und er zweifelte nicht daran, daß sie es absichtlich tat. Nun besaß sie auch noch die Kühnheit, ihm zuzulächeln. Dabei entblößte sie eine Reihe weißer Perlenzähne.
    Und sie erwartete keine Antwort! Mit einer kleinen Bewegung überbrückte sie den schmalen Abstand zwischen ihr und ihm und legte die Hand auf sein Knie, um sie gleich wieder wegzuziehen, als sei ihr eingefallen, daß sie ihn für eine Berührung zu wenig kannte. Doch sie lächelte immer noch.
    »Mein Angebot war nicht ernst gemeint, müssen Sie wissen. Werden Sie niemals geneckt?«
    »Doch. Walter riskiert damit öfter sein Leben.«
    Sie lachte. Es war ein leiser, angenehmer Laut. »Schämen Sie sich, wenn das stimmt. Ich hoffe, daß nur ein leerer Bauch an Ihrer Verdrießlichkeit schuld ist, denn dem kann ich abhelfen.«
    Ranulf besaß so viel Takt zu erröten. Die Lady scherzte noch immer, doch wenn er seine schlechte Laune nicht schnellstens ablegte, würde Reina ihm eine Abreise nicht mehr anbieten, sondern sie fordern.
    »Verzeihen Sie, Demoiselle. Ihre Speisen sind in der Tat höchst willkommen.«
    »Dann dürfen wir Sie nicht mehr länger warten lassen.
    Kommen Sie – Sie werden ein Tranchierbrett mit mir teilen.«
    Himmel, mußte er das? Sie zeichnete ihn aus, aber er sah es nicht so. Neben ihr zu sitzen und all die höfischen Regeln zu beachten, sie mit den besten Brocken zu füttern, ihr Fleisch zu schneiden und dafür zu sorgen, daß ihre Tasse nie leer war, überhaupt alles Machbare zu tun, um ihr zu gefallen – war das ein Vergnügen? Wenn ein Mann Hunger hatte, sollte er sein Mahl in Ruhe verspeisen dürfen. Aber wie konnte er das, wenn Damen anwesend waren, die bedient und unterhalten werden wollten?
    Ranulf schloß die Augen und stöhnte, doch er öffnete sie gleich wieder, denn Reina kehrte zu dem Podium zurück, erneut in der Annahme, daß er ihr folgen würde. Sein Blick heftete sich auf ihre schmalen Hüften, die beim Gehen, das eher ein Gleiten war, sanft schwangen. Wie alt war sie? Fünfzehn? Sechzehn? So winzig, wie sie war, konnte sie nicht viel älter sein. Doch er mußte zugeben, daß sie Brüste besaß. Zwei kleine, aber trotz der mehrfachen Stofflagen der Kleidung sichtbare Hügel.
    Als er ihr gegenübergesessen hatte, war es leicht für ihn gewesen, sie gründlich zu betrachten, jedenfalls solange sie bei ihrer Entschuldigungsrede seinen Blick vermieden hatte. In ihrem Gesicht lag nichts Kindliches. Es war klein, aber klar gezeichnet – das Gesicht einer Frau. Schräge Brauen versteckten sich beinahe völlig unter dichten Ponyfransen. Mandelförmige Augen, eine schmale, gerade Nase, ein breiter Mund mit einer vollen Unterlippe und ein zierliches Kinn vervollständigten das Bild. Es war kein schönes Gesicht im üblichen Sinn, aber gewiß ein interessantes, mit dieser üppigen Unterlippe und der makellosen Haut, die in ihrer cremigen, weißen Zartheit fast zum Berühren einlud. Doch was ungewöhnlich und verblüffend an Reina wirkte, das war die Kombination der unglaublich hellblauen Augen mit einem Haar, so schwarz wie Pech, mit Brauen, die ebenso schwarz waren, und noch schwärzeren, dichten Wimpern. Nicht schön, aber keineswegs häßlich!
    Sie zog ihn jedoch nicht im geringsten an. Es waren die starken, robusten Weiber, die ihm ins Auge stachen, Frauen, die einen rohen, rücksichtslosen Beischlaf aushalten konnten, denn das war das einzige, was ihn interessierte. Kleine, zarte, weibliche Wesen versetzten ihn in Schrecken, und wenn es sich um Damen handelte, mochte er sie noch weniger, eben weil es Damen waren. Und diese besondere Lady war ihm von allen am meisten zuwider, weil sie glaubte, ein paar dürftige Worte der Entschuldigung könnten die Beleidigung tilgen, die sie ihm zugefügt hatte. Nun hatte sie der Liste von Beschwerden, die er gegen sie aufgestellt hatte, auch noch die Neckerei beigemengt. Von Walter mochte er die Frotzeleien noch akzeptieren, nicht aber von ihr.
    Er bemerkte, daß Walter grinste, und erhob sich. Je schneller er das Mahl hinter sich brachte, um so eher konnte er Pläne für den Aufbruch schmieden.
    Ein Horn erklang, das die Gefolgsleute des Schlosses zu Tisch rief. Ranulf konnte kaum glauben, wie wenig Soldaten, von denen einige verwundet waren, hereinmarschierten. Eine Burg von dieser Größe und solchem Reichtum hätte mehreren hundert Männern Unterhalt bieten können – wo war also die Besatzung, die zum Schutz des ganzen Komplexes benötigt wurde? Ranulf

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