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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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warf.
    »Meinetwegen kann sie nackt bei Rothwell ankommen«, sagte Ranulf, doch dann fiel ihm ein, daß der Transport Tage dauern würde. »Gut«, erklärte er mürrisch, »nimm ein oder zwei Kleidungsstücke aus ihrer Truhe und bring sie mit.«
    Gleich darauf schlichen die beiden über den Korridor zur Treppe. Unten ging Kenric voraus, um erneut den Griff seines Schwertes zu benützen, falls ein Soldat aufwachen sollte, doch die Vorsichtsmaßnahme war überflüssig. Die Leute hatten einen schweren Tag hinter sich und schliefen wie die Toten.
    Jenseits der Halle wartete Walter neben der Treppe, die in den zweiten Stock hinab und zu dem Vordergebäude führte, vor dessen Eingang ein Wächter stand. Walter nickte und stieg die Stufen hinunter, um den Wächter abzulenken. Einige Sekunden später überreichte Ranulf vor der Tür Searle das Bündel.
    Wieder oben auf der Treppe, warteten Ranulf und Kenne auf Walters Rückkehr. Als er kam, grinste er.
    »Ihr hattet keine Schwierigkeiten mit der Lady?«
    »Nein. Jetzt muß nur noch Eric kommen.«
    »Es ist zu leicht gegangen«, bemerkte Kenric. »Was geschieht, wenn Eric aufgehalten wird oder … «
    »Halte deine Zunge im Zaum«, gab Ranulf zurück. »Eric wird innerhalb einer Stunde auftauchen, deshalb geht nun in eure Betten, damit er euch mit seiner Botschaft ›wecken‹ kann.«
    »Idiot! Nur eine Lage Säcke. Mehr würde sie erdrücken.«
    Das waren die letzten Worte, die Reina für eine lange Zeitspanne hörte. Sie war nicht nur fast erdrückt worden, sondern auch beinahe erstickt, als man ihr versehentlich einen Sack direkt über das Gesicht gelegt hatte. Wenn es ihr nicht gelungen wäre, den Kopf zur Seite zu drehen, hätten die Kerle beim Ausgraben ihrer Person eine schöne Überraschung erlebt.
    Sie wußte, daß man sie in den Vorratskarren gepackt hatte, versteckt unter den Getreidesäcken, die Gilbert den Halunken vorher verkauft hatte. Es war die einzige Möglichkeit, Reina aus Clydon herauszuschmuggeln, und offenbar war das beabsichtigt.
    Natürlich hatte sie gesehen, wer sie entführte. Und es konnte nur einen Grund dafür geben. Daß es sich um eine geplante Entführung und nicht um einen üblen Scherz handelte, ging aus der Bemerkung hervor, daß man sie zu Rothwell brachte, wer immer das auch sein mochte. Der dumme Riese nahm sie nicht einmal für sich selbst. Das hätte sie verstehen können. Wer sie heiratete – ob ein besitzloser Ritter oder ein großer Lord – bekam Clydon, wenn er Lord Guy seine Reverenz erwies. Doch all die Schwierigkeiten für einen anderen auf sich nehmen? Fitz Hugh mußte ein Vermögen dafür bezahlt bekommen, daß er das tat. Dies war die einzige Erklärung.
    Reina hatte auch gemerkt, daß Fitz Hugh ihr wegen Theo noch böse war, daß er ihre Entschuldigung nicht angenommen hatte. Sie wünschte nun, sie hätte nie um Vergebung gebeten. Wie konnte der Mensch es wagen, wegen einer Kleinigkeit beleidigt zu sein, wenn er die ganze Zeit diese Untat geplant hatte?
    Es wurmte sie unbeschreiblich, daß sie die Schlange in ihrem Haus willkommen geheißen hatte, daß sie diesem Menschen tatsächlich dankbar gewesen war. In Wahrheit hatte er sie aus Berechnung und nicht aus Edelmut gerettet. Betrug, Tücke und Lügen! Ein feiner Edelmann war das! Doch ihre eigene Leichtgläubigkeit war nicht mehr rückgängig zu machen. Sie war hoffnungslos gefangen. Selbst wenn das Verbrechen entdeckt würde, hätte Fitz Hugh recht. Ihre Männer könnten seine Übermacht nicht besiegen, sie würden bei dem Versuch nur ihr eigenes Leben verlieren. Und Hilfe würde frühestens in einigen Tagen eintreffen. Bis dahin konnte Reina schon verheiratet sein, je nachdem, wie weit entfernt dieser Rothwell wohnte. Wer, zum Teufel, war der Kerl?
    Reina brummte zornig und spürte ein neues Gewicht auf ihrem Bauch, das jedoch schnell wieder entfernt wurde. Es war kein Sack gewesen. Also hatte sie wohl Gesellschaft bekommen? Ja, es bewegte sich tatsächlich jemand in dem Karren und rüttelte ihn. Sie hörte auch noch andere Geräusche, aber nur sehr schwach. Die Decke und die Säcke, die ihr Versteck tarnen sollten, sorgten auch dafür, daß sie kaum etwas hören konnte. Brachen die Leute nun auf, oder sah man nur nach ihr, ob sie brav stillhielt? Als ob sie sich hätte rühren können, so fest eingewickelt, wie sie war!
    »Hier, Lanzo, nimm das!«
    »Was ist es?«
    »Ein paar Kleider für sie. Es war nicht genügend Zeit, sie ordentlich anzuziehen.«
    »Oh?«
    »Oho,

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