Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
prachtvoll. Oft starrte sie ihn an, obwohl sie sich bemühte, es nicht zu tun, und daher kannte sie jeden seiner durchtrainierten Muskeln, die sich so klar abzeichneten. Wenn er sich bewegte, tat er es mit vollendeter Anmut. Er war stets auf der Hut und einsatzbereit, doch im Gegensatz zu ihr hielt er im Ruhezustand still. Sie zappelte herum, blieb stets in Bewegung und hütete sich davor, auf einem Fleck stillzustehen.
Es verschlug ihr den Atem, als sie zusah, wie er durch das Wasser glitt. Er erinnerte sie an ein geschmeidiges, mächtiges Raubtier, lautlos und todbringend, die Bewegungen täuschend träge.
Saber konnte ihren Blick nicht von ihm losreißen, von der enormen Kraft, die sie in ihm wahrnahm. Er hatte
ihr nie erzählt, was mit seinen Beinen passiert war, doch die Narben waren noch rot und frisch, und die Ärzte besuchten ihn oft. Sie wusste, dass er sich zahllosen Operationen unterzogen hatte, doch das war nichts, worüber er jemals sprach. Er trainierte ausgiebig, und er ging täglich zum Physiotherapeuten. Er war ein ganz ausgezeichneter Schwimmer. Einmal war er so lange unter Wasser geblieben, dass sie hineingesprungen war, weil sie schreckliche Angst gehabt hatte, er sei ertrunken, und er hatte ihr einen teuflischen Schrecken damit eingejagt, dass er sie um die Taille gepackt und sie an die Wasseroberfläche geschleudert hatte. Kein Wunder, dass er bei den SEALs gewesen war; sein wahres Element war das Wasser, nicht die Luft.
Als Jesse eine Pause einlegte und sich mit seinen kräftigen Armen über Wasser hielt, ohne sich von der Stelle zu bewegen, ließ Saber ihr Handtuch auf den Boden fallen und sprang hinein, weil sie nicht von ihm dabei ertappt werden wollte, dass sie ihn anstarrte.
Jesse tauchte hinter ihr her, und sie trafen sich unter Wasser. Seine Hände umfassten ihre Taille und warfen sie in die Höhe. Lachend durchbrach sie die Wasseroberfläche, kam wieder hinunter, wich seinen ausgestreckten Händen aus und tauchte unter ihm hindurch. Sie spielten ausgelassen Fangen und Ball, wobei Saber der Ball war. Sie schwammen um die Wette, versuchten sich an einer seltsamen Form von Wasserballett und klammerten sich schließlich an die Haltestangen, die sich über die gesamte Länge des Pools zogen.
Atemlos und mit strahlenden Augen wischte sich Saber Wassertröpfchen aus dem Gesicht. »Das war eine großartige Idee, Jesse.«
Er legte einen Arm um die Metallstange und ließ sich träge auf dem Wasser treiben. »Ich habe immer großartige Ideen. Das solltest du inzwischen wissen.« Es klang unglaublich arrogant.
Sie spritzte ihm Wasser in sein selbstgefälliges, grinsendes Gesicht, quietschte und tauchte zur Mitte des Pools, als er es ihr heimzahlte. Als sie wieder an die Oberfläche kam, saß er am Beckenrand und spielte den Unschuldigen.
Sein Anblick genügte, um ihr Herz höher schlagen zu lassen. Sein Lächeln. Sein Lachen. Seine strahlenden Augen. Wie war ihr jemals das Glück vergönnt gewesen, ihn zu finden? Sie spritzte eine weitere Wasserfontäne in seine Richtung, wandte sich dann ab und schwamm fort. Die nächsten Minuten verbrachte sie damit, energisch und zügig Bahnen zu schwimmen. Dabei strengte sie sich bewusst an, weil sie hoffte, ihren Körper zu ermüden.
Jesse machte es sich im Whirlpool bequem und stellte die Düsen an, damit das Wasser seine zerstörten Beine massierte. Er saß stumm da und sah zu, wie sich ihr schmaler Körper effizient durch das Wasser bewegte. Seltsamerweise ging sein Körper immer in akute Alarmbereitschaft, wenn sie schwamm, und alle seine Sinne schalteten schlagartig auf Selbsterhaltung. Sie war eine herrliche Schwimmerin. Sie bewegte sich so rhythmisch wie eine Ballerina, lautlos und anmutig. Er wusste, dass ihre Reflexe rasch waren. Ein- oder zweimal hatte er sie sogar auf die Probe gestellt, einfach nur deswegen – aufgrund der Art, wie sie schwamm.
Wenn sie es sich gestattete, vorübergehend zu vergessen, dass er in der Nähe war, schwamm sie so schnell wie bei einem Wettkampf, doch als er sie gefragt hatte, ob sie
jemals gegen andere angetreten sei, hatte sie ihm einen derart geringschätzigen Blick zugeworfen, dass er, als sie im nächsten Moment gelacht und gesagt hatte, natürlich hätte sie das getan, wusste, dass sie ihn anlog.
Das hätte er verwenden sollen – er hätte die Information den Dingen, die er bereits über sie wusste, hinzufügen und die Suche nach ihrer wahren Identität fortsetzen sollen. Sie hatte einen gültigen
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