Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
herausgekommen sein. Falls er einen Fehler machte, dürfte keiner von beiden etwas passieren. Er testete seine Selbstbeherrschung und fühlte, wie sich der Zement unter ihm leicht verschob. Die Wände schimmerten einen Moment lang unruhig. Die Treppenstufen knarrten.
»Calhoun, machen Sie es sich nicht unnötig schwer. Ben ist gerade ins Haus gekommen, und wir haben Ihre Schwester.«
Seine Schwester. Nicht beide Frauen. Saber hätte niemals zugelassen, dass sie ihr Patsy wegnahmen. Wenn sie Patsy in ihrer Gewalt hätten, dann hätten sie auch Saber an sich gebracht. Sie logen. Obwohl ihm die Logik sagte, dass beide Frauen in Sicherheit waren, schlug sein Herz weiterhin heftig. Er fühlte, wie der Boden bebte, immer ein Problem, wenn er außer sich war. Selbstbeherrschung war lebensnotwendig, wenn man ein Haus zum Einsturz bringen konnte.
»Calhoun. Lassen Sie uns einfach miteinander reden.«
Der erste Mann, der bereits im Raum war, setzte zu einer vorsichtigen Bewegung an, um Deckung zu suchen. Die Waffe, die über dem Regal schwebte, feuerte einen zweiten Warnschuss ab, und der Mann riss seine Waffe hoch und belegte den Keller mit einem Kugelhagel.
»Aufhören! Was zum Teufel ist los mit dir, Stan? Wir brauchen ihn lebend.«
Die Waffe verstummte, doch Jesse konnte schweren Atem hören. Der Mann, der die Befehle erteilte, trat an den Rand der Tür und richtete den Schein einer Taschenlampe in den Keller. Er sah die Blutflecken und den verschwommenen Umriss des Mannes im Rollstuhl. Fluchend versuchte er einen besseren Blickwinkel zu finden.
»Ich glaube, du hast ihn getötet, Stan.«
»Er hat auf mich geschossen. Was zum Teufel hätte ich denn sonst tun sollen, Bob?« Stan tastete nach seiner Taschenlampe. »Das verdammte Ding ist hin. Er hat eine Kugel reingeschossen.«
Die beiden Männer blieben, wo sie waren, sahen sich das, was sie von der Leiche sehen konnten, genauer an und achteten darauf, sich nicht in die Schusslinie zu bringen, falls weitere Schüsse abgegeben werden sollten. Jesse hatte den Rollstuhl so hingestellt, dass er von der Tür aus nur zum Teil zu sehen war und der Rest durch die Nische verborgen wurde. Er verhielt sich weiterhin stumm. Ein dritter Mann war noch am Leben, und Jesse wollte ihn mit seiner Willenskraft dazu bringen, dass er den Keller betrat. Er konnte nicht zum Angriff übergehen, bevor der Mann im Keller war, doch dieser Dritte hielt hartnäckig an seiner Vorsicht fest.
»Setz deinen Arsch in Bewegung, Spezialist«, drängte derjenige, der neben der Tür stand. »Und du solltest besser hoffen, dass du den Mistkerl nicht getötet hast. Ich gebe dir Feuerschutz.«
Jesse fühlte, wie ein Lächeln seine Mundwinkel hob. Ja, der Dunkelhaarige neben der Tür hatte Recht. Er war ein Mistkerl. Das war sein Daseinszweck.
»Jawoll, Sergeant.« Stan stieg die Stufen hinunter, und der zweite Mann begab sich auf den Treppenabsatz. Seine Waffe war mit ruhiger Hand auf die Leiche gerichtet, die auf dem Rollstuhl in sich zusammengesunken war. Jesse gab keinen Mucks von sich und drängte den dritten Mann stumm, sich den anderen anzuschließen.
»Spielt euch nicht auf, bevor wir den Mistkerl haben«, fauchte eine neue Stimme.
Bob rückte ganz auf eine Seite rüber, um dem anderen Mann, der offensichtlich den Befehl führte, den besseren Platz zu überlassen. Augenblicklich trat auch er ein und bewegte sich neben seinen Partner.
Die Kellertür schlug hinter ihnen zu und tauchte den Raum in Dunkelheit. Die beiden Männer, die der Tür am nächsten waren, versuchten sie zu öffnen; sie schlugen darauf ein und drehten an dem Türknopf, fluchten und traten dagegen, doch die Tür hielt dem Ansturm stand.
Die Stufen und der Treppenabsatz begannen zu beben. Das Beben wurde immer heftiger, bis Nägel und Schrauben sich lösten und auf den Boden fielen. Schreie ertönten. Stan feuerte einen Schuss ab, und in dem beengten Raum war der Lärm ohrenbetäubend. Das Mündungsfeuer blendete alle erst recht.
»Das ist ein Erdbeben«, schrie Bob. »Du wirst einen von uns erschießen, Stan. Reiß dich zusammen, bis es vorbei ist.«
Das Beben wurde immer schlimmer, bis die Dielen auf dem Absatz und die Stufen zerbrachen. Stan stieß einen heiseren Schrei aus, als er stürzte und die beiden anderen Männer ihm folgten, wobei einer das Geländer packte und an einem Arm baumelte, bevor er auf den Boden sprang.
»Du Dreckskerl, du Dreckskerl.« Stan krabbelte über den Zement auf den Rollstuhl zu und
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