Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
aus der Patsche befreien konnte, in der er saß. Der Mann glaubte, er hätte eine Chance, wenn er Jesses exakten
Standort herausfand. »Wirst du mir sagen, wer dich auf mich angesetzt hat?« Er würde dem Mann helfen, Zeit zu schinden, und selbst Informationen ergattern.
»Nein, das glaube ich nicht.« Ben zog wieder an der Zigarette, nahm sie aus dem Mund und starrte in die rote Glut. »Früher oder später werden sie dich schnappen, und das bereitet mir eine gewisse Genugtuung.« Er stieß mit den Zehen die Tür zum Gasheizkessel auf und schnippte seine Zigarette in die Richtung.
Jesse hatte darauf gewartet, dass er etwas unternahm, und jetzt hielt er die Zigarette mitten in der Luft auf und ließ sie mit der Glut nach unten fallen und sich auf dem Zementboden ausdrücken.
»Das war kein Erdbeben.«
»Nein, es war keines.«
»Dann stimmt es also alles. Du bist wirklich einer von ihnen.«
Ben riss seine Waffe hoch und sandte einen Kugelhagel durch den Keller, in einem systematischen Muster von Aufwärts- und Abwärtsbewegungen. Sein Finger blieb selbst dann noch fest auf dem Abzug liegen, als die Waffe in seiner Hand zu zittern begann, Druck auf sein Handgelenk ausübte, sich langsam und unabwendbar umdrehte, Zentimeter für Zentimeter, und sich auf seinen eigenen Körper zu richten begann. Ihm brach der Schweiß aus, und sein Herz schlug donnernd in seinen Ohren. Er kämpfte mit jedem Funken Kraft, den er besaß, aber er konnte nicht verhindern, dass die Waffe sich drehte, und ebenso wenig konnte er seinen Finger vom Abzug nehmen. Er hörte sich selbst laut aufschreien, als die Kugeln, eine nach der anderen, in seinen Körper drangen und durch seinen Rücken wieder austraten.
»Ja. Genau das bin ich. Und das hier ist für das, was du meiner Schwester angetan hast, du Dreckschwein. Es mag zwar für dich keine persönliche Angelegenheit gewesen sein, aber für mich war es eine äußerst persönliche Angelegenheit. «
Die Worte wurden Ben leise ins linke Ohr geflüstert, während er nach hinten fiel. Er drehte den Kopf und starrte in kalte, erbarmungslose Augen. Jesse lag ausgestreckt neben ihm auf dem Fußboden, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, und seine Miene war unversöhnlich. Alles verschwamm Ben vor Augen. Er hörte die Waffe klappernd auf den Zement fallen, und seine Hand sank schlaff auf seine Brust. Er konnte es nicht fühlen, und sein Gesichtsfeld verdunkelte sich. Er hustete, gurgelte, spuckte. Ben versuchte die Hand zu heben, aber er konnte nicht erkennen, wo sie war. Er starb und starrte dabei in Jesses unnachgiebige und keineswegs mitfühlende Augen.
Jesse richtete seinen Oberkörper auf. »Für das, was du Patsy angetan hast, hast du nicht annähernd genug gelitten«, sagte er zu dem Toten. »Und ich werde herausfinden, wer euch geschickt hat, und ihm das Herz aus der Brust reißen. Aber bis dahin …«
Er ließ seinen Satz unbeendet in der Luft hängen und sah sich um. Er würde teuflische Probleme haben, jetzt wieder aus diesem Keller herauszukommen. Fluchend zog er sich auf den Händen zum Rollstuhl. Er zerrte die Leiche herunter und wischte das Blut vom Sitz und von der Rückenlehne, so gut es eben ging. Dann warf er einen schnellen Blick auf die Lampenfassung und wartete, bis sich die Glühbirne reingeschraubt hatte und wieder ihr Licht in den Keller warf.
Dort sah es aus wie in einem Kriegsgebiet; überall lagen Leichen herum, und Blut war von einem Ende des Raums bis zum anderen gespritzt. Er faltete den Rollstuhl und ließ ihn zusammengeklappt einrasten. Das würde reichlich verzwickt werden. Der Einsatz von Bionik war immer tückisch. Sie konnte jederzeit versagen, und dann würde er platt auf dem Boden liegen, hilflos und verletzlich. Frustriert schlug er auf seine Beine ein. Er hatte Schmerzen über sich ergehen lassen und die Gefahr des Verblutens hingenommen, er hatte zahllose Stunden Physiotherapie absolviert, und er konnte seine Beine immer noch nicht benutzen.
Er blickte zu der Tür auf und ließ sie aufschwingen. Er bekam jetzt Probleme mit seiner Kraft, denn es ging ihm so wie allen Schattengängern, sogar denen, die so hart trainierten wie er – Anforderungen an seine paranormalen Gaben erschöpften seine Kraft schneller als alles andere. Sein Körper begann jetzt unwillkürlich zu zittern. Er hatte nicht die Absicht, sich von den anderen Schattengängern – oder noch schlimmer, von Saber – so finden zu lassen, auf dem Boden liegend in einer Umgebung, die das
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