Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
gibt.«
»Wirklich?« Sie reckte ihr Kinn, und ihre Augen blitzten. »Glaubst du das wirklich? Oder belügst du dich nur selbst?«
Etwas Finsteres und Gefährliches flackerte in den Tiefen seiner Augen. Sein Mund verhärtete sich wahrnehmbar. »Ich belüge mich nicht.«
»So? Und was ist mit deinem ›Freund‹ Eric? Oder mit der Tatsache, dass du dich von ihnen zu dem Bionikprogramm hast überreden lassen? Und dazu, dass sie dir Zenith geben? Hast du geglaubt, ich würde die Auswirkungen diese Mittels nicht erkennen? Es stand in Whitneys Ordner, dem, der in klarem Englisch abgefasst war und nicht in einem Zahlencode. Es war sein Vorschlag, Zenith in niedriger Dosierung einzusetzen, wusstest du das schon? Du hast mich an sie verraten, ob absichtlich oder nicht.«
»Blödsinn, Saber. Du willst doch nur einen verfluchten Streit mit mir anfangen, damit du fortgehen kannst.«
Er klopfte seine Pfeife in den Aschenbecher aus, der neben ihm stand, und warf sie zur Seite. »Ich würde dich niemals verraten, aus keinem einzigen Grund. Ich habe Nachforschungen über dich angestellt, wie man es von mir erwarten kann. Es wäre nicht nur leichtsinnig, sondern geradezu kriminell gewesen, wenn ich das nicht getan hätte, und dafür kannst du mich nicht verurteilen. Ich habe keine Ahnung, woher Eric seine Informationen über dich hat, aber er hat sie nicht von mir und nicht von Lily.«
»Woher willst du das wissen? Weil sie es dir gesagt hat? Natürlich hat sie es gesagt, und du hast ihr geglaubt. Aber mir hast du nicht geglaubt, als ich gesagt habe, er wüsste Bescheid über mich.« Sie wich zurück, als er näher kam.
»Verdammt nochmal, Saber, wir haben keine Chance, die Dinge zwischen uns zu klären, wenn du weiterhin darauf beharrst, dich uneinsichtig zu benehmen.«
»Uneinsichtig?«, wiederholte Saber und verlor die Kontrolle über ihre Stimme. »Du hältst mich für uneinsichtig, weil es mir nicht passt, dass all deine Freunde meine Vergangenheit kennen? Dass all deine Freunde mich für eine Anomalie und ein Ungeheuer halten? Mein Gott! Was zum Teufel willst du von mir?« Tränen glitzerten in ihren Augen. »Willst du mich mal uneinsichtig erleben? Mir reicht es, ich verschwinde, Jesse.«
Saber wirbelte herum und rannte aus dem Haus. Der Dunkelheit schenkte sie keinerlei Beachtung und den Möbelstücken ebenso wenig. Sie ignorierte Jesses heiseren Aufschrei, schwang die Küchentür auf und stürzte aus dem Haus. Sie hatte keine Ahnung, was sie tat, aber sie musste schleunigst das Haus verlassen. Ihre Lunge brannte. Sie bekam keine Luft und hatte das Gefühl, die
Wände rückten um sie herum zusammen. Draußen war das Gras matschig und nass unter ihren nackten Füßen. Sie rannte mitten in die Dunkelheit hinein, blieb stehen und sah sich mit wildem Blick um, denn sie begriff nicht wirklich, was sie tat, und hatte auch keine Ahnung, wohin sie wollte. Um sie herum brach die Welt zusammen, und alles, was sie sich erträumte, war verloren.
Die Nacht war so stürmisch wie ihre Gemütsverfassung. Bäume schwankten im Wind. Sie hob ihr Gesicht zu den dunklen, unheilvollen Wolken und ließ zu, dass sich der Regen mit den Tränen auf ihrem Gesicht vermischte. Das Hemd schmiegte sich an ihre sanften Rundungen und wurde nahezu durchsichtig.
Jesse folgte ihr in die turbulente Nacht hinaus, und aus seinen Tiefen stieg etwas Wildes und Barbarisches auf, das sich an den Elementen messen konnte. »Saber!« Seine Stimme klang heiser, schroff und gebieterisch.
Sie wirbelte zu ihm herum, verängstigt, ungezähmt und wunderschön in dem gnadenlosen Sturm. »Ich halte es nicht aus, Jesse.« Es war ein Aufschrei, der sich ihrem Herzen entrang, ihrer tiefsten Seele. Sie war so verloren, und es gab keinen Ausweg, keinen Rückweg.
Über ihr riss der Himmel auf. Ein gezackter weißer Blitz spaltete knisternd die wogenden, dunklen Wolken und führte dazu, dass sich die Umgebung für einen Moment als scharfes Relief abzeichnete. Jesse erhaschte einen Blick auf sie in ihrem nahezu nicht vorhandenen Hemd, das an ihrem Körper klebte und nicht nur ihre Brüste mit den dunklen, straffen Brustwarzen betonte, sondern auch den schmalen Brustkorb und den flachen Bauch und dort, wo ihre Beine aufeinandertrafen, das dunkle V. Sie sah aus wie ein heidnisches Opfer; ihre
schmalen Arme waren ihm entgegengestreckt, und ihr blasses Gesicht wirkte angespannt und verletzlich.
Er wurde steif, doch es war kein subtiler, genüsslicher Übergang, sondern ein
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