Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Vorstellung unerträglich ist. Was glauben Sie, was hier passieren wird? Sie wissen über sie Bescheid. Sie sind für sie eine Belastung. Sowie sie beschließt, ihre Sachen zu packen und fortzugehen, sind Sie tot. Sie ist nicht zu bändigen.«
»Aber wir Übrigen sind es?«, fauchte Lily.
»In einem gewissen Maß, ja. Sie alle zeichnen sich durch Loyalität und Disziplin aus. Sie dienen Ihrem Land. Sie haben Ideale und Ziele. Sie sind ein Team, und die anderen Männer und Frauen sind Ihre Familie und Ihre Vertrauten. Wem oder was gilt ihre Loyalität? Wem vertraut sie? Ihnen jedenfalls nicht. Keinem von Ihnen. Und ihrem Land dient sie erst recht nicht.«
»Woher zum Teufel wissen Sie, was sie will und was nicht?«, knurrte Jesse.
»Sie denkt nur an sich. Sie ist Whitney davongelaufen, aber sie hat ganz bestimmt nicht versucht, Meldung zu erstatten, stimmt’s? Sie ist nicht zum nächsten Stützpunkt gegangen und hat gesagt, sie müsse mit einem Kommandanten sprechen. Und ich weiß auch, dass sie etwas ist, was niemals hätte erschaffen werden sollen.«
Jesse hörte keinen Laut, doch er wusste instinktiv, dass Saber da war. Er blickte auf und sah in ihre veilchenblauen Augen, die dunkel und bestürzt waren. Sie blinzelte, und ihr Gesicht war starr wie eine Maske.
»Ich mache einen Spaziergang, Jesse. Ich komme zurück, wenn deine Freunde fort sind – alle deine Freunde.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Es schüttet, Saber. Leg dich ins Bett. Ich komme gleich nach.
Ich will nicht im selben Haus sein wie sie. Solange sie da sind, gehe ich.
Wir brauchen sie.
Du brauchst sie.
Ihre Stimme klang erstickt, und sein Mut sank. Er fluchte und warf Lily einen Blick zu. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Sie hielt ihm die Hand hin. »Wir gehen. Ich kenne das Gefühl, ein Ungeheuer zu sein. Und anders leben zu müssen als alle anderen. Wir kennen es alle. Es spielt gar keine Rolle, welche Gaben wir besitzen, die Leute werden so über uns denken, wie Eric es tut.«
»Das ist nicht wahr«, sagte Eric, der offensichtlich aufgebracht war. »Ich habe in Ihnen nie etwas anderes als eine Freundin und Kollegin gesehen.«
Aber da gab es auch noch Dahlia, eine der Frauen, deren Betreuer Jesse gewesen war, eine Frau, die, sowie sich die Energien zu sehr hochschaukelten, ganz von selbst Brände auslöste. Sie konnte ohne einen Anker nicht gefahrlos in die Öffentlichkeit gehen. Zweifellos würde Eric auch sie als Ungeheuer ansehen. Jesse presste sich zwei Finger auf die pochenden Stellen über seinen Augen. Warum war ihm nicht klar gewesen, dass Eric sie alle so sehen könnte? Und wenn Eric, ein Arzt, der ihnen half, es so sah, was würde dann der Rest der Bevölkerung von ihnen halten?
Die Wände und der Boden bewegten sich wieder. »Verdammt nochmal, Eric, was zum Teufel sollte das? Sie
können nicht einfach herkommen und meine Frau beleidigen. «
» Ihre Frau?«
»Ja, meine Frau, und sich dann einbilden, ich würde das einfach so hinnehmen. Im Moment will ich Ihnen Ihr verdammtes Herz aus der Brust reißen.« Jesse rollte seinen Stuhl tatsächlich näher auf den Arzt zu, doch Lilys Gesichtsausdruck ließ ihn anhalten. »Wissen Sie was? Ihre Meinung spielt überhaupt keine Rolle. Sie kennen Saber nicht.« Er hob eine Hand, um eine Erwiderung abzuwehren. »Hören Sie, Eric, danke für alles, was Sie getan haben, aber vielleicht wäre es besser, wenn Sie nicht wiederkämen.«
»Um Gottes willen, Jesse, wir sind seit Jahren befreundet. «
Jesse rieb sich die Augen. »Saber wird auf Dauer in meinem Leben bleiben, Eric. Sie wird nicht fortgehen, und da ich jetzt weiß, wie Sie zu ihr stehen … Mehr habe ich nicht zu sagen.« Er wollte Eric nämlich immer noch einen Fausthieb dafür versetzen, dass Saber so verloren gewirkt hatte.
»Wir sprechen uns bald«, sagte Lily. »Ruh dich aus.«
»Ja, ich bin müde. Ich muss ein Weilchen schlafen«, stimmte Jesse ihr zu. »Danke, dass du mich wieder zusammengeflickt hast.«
Lily nahm ihre Tasche. »Sei vorsichtiger, Jesse. Solange du es nicht hinkriegst, dass die Bionik-Elemente problemlos funktionieren, solltest du es nicht riskieren zu üben, wenn niemand in deiner Nähe ist.«
Er winkte ab, um ihr zu bedeuten, dass er verstanden hatte, doch er erwiderte nichts darauf. Hauptsache, sie verschwanden endlich. Und den anderen gab er Bescheid,
dass sie gehen konnten, weil nichts mehr zu befürchten stand. Ken protestierte gemeinsam mit Logan, doch er gab ihnen deutlich
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