Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
jeden deutlich sichtbar, und Pläne für die kleine Sirene zu schmieden, die so sexy war – er hatte so viel mit ihr vor.
5
»WACH AUF, SABER«, rief Jesse vom unteren Ende der Treppe. »Ich weiß, dass du mich hören kannst. Komm runter.«
Er musste sie sehen. Es war erbärmlich, wie sehr er sie brauchte, wie viel Freude sie in sein Leben brachte.
»Geh weg.« Ihre Stimme klang gedämpft und bestätigte ihn in seinem Verdacht, dass sie sich die Decke über den Kopf gezogen hatte, um dem Sonnenlicht zu entgehen. »Ich bin gerade erst ins Bett gegangen.«
Saber war nicht sicher, ob sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Die Vorstellung, dass sie versucht hatte, ihn zu töten, hatte sie die ganze Nacht wie ein Spuk verfolgt. Und was wäre gewesen, wenn sie dabei kein Messer benutzt hätte? Er hätte nie etwas geahnt und wäre niemals in der Lage gewesen, sich zu verteidigen.
»Du bist selbst schuld, wenn du letzte Nacht nicht ins Bett gegangen bist. Und du kannst nicht auf Mitgefühl von meiner Seite zählen – nicht, nachdem du mich um fünf Uhr morgens mit diesem Mist geweckt hast, den du Musik nennst.«
Sie antwortete ihm mit vollkommener Stille. Sie schämte sich, weil sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und hätte vor Verzweiflung weinen können.
Unten stieß Jesse einen tiefen Seufzer aus. »Es ist mein
Ernst, Engelsgesicht, wenn du nicht in fünf Minuten unten bist, komme ich rauf und hole dich. Und wenn du mir so viel Mühe verursachst, dann werden dir die Konsequenzen nicht gefallen.«
Er hörte, wie sie sich rührte und murrte. Etwas knallte gegen die Wand, und er grinste. Saber kam barfuß durch den Flur getappt und rieb sich mit den Fäusten verschlafen die Augen. An der Brüstung beugte sie ihren Kopf vor. Ihr schimmerndes Haar war eine faszinierende Masse von unbändigen Locken. Sie trug etwas, was wie eines seiner alten Hemden aussah, eines, von dem er ziemlich sicher war, dass er es kürzlich weggeworfen hatte. Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln.
»Was genau willst du von mir, Drachentöter? Dein Benehmen ist nämlich grob unhöflich und sogar für deine Begriffe unzivilisiert«, warf sie ihm vor.
Sie wirkte unglaublich klein und weiblich, und ihre riesigen Augen waren so schläfrig, dass sich eine unverhohlene Einladung darin auszudrücken schien, eine klare Aufforderung, der Versuchung nachzugeben. In seinen Augen sah sie nach einer geballten Ladung Sex und Sünde aus, und sein Körper reagierte auf die mittlerweile vertraute Art und Weise, steif und schmerzhaft, von einem quälenden Verlangen erfüllt, von dem er fürchtete, es würde nie ganz gestillt werden.
»Meine Willenskraft schwindet dahin«, murmelte er.
»Was?« Saber wirkte verwirrter denn je. »Jesse, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Das soll nicht etwa heißen, ich sei der Meinung, du drücktest dich sonst verständlich aus, aber es ist erst zwölf Uhr mittags. Das ist für mich dasselbe wie für andere Leute drei Uhr morgens. Ich bin auf Tiefschlaf eingestellt. Mir ist ganz egal, für wie
goldig du dich hältst. Geh weg, und hör auf, mich zu belästigen.«
»Hör auf zu jammern und komm runter. Patsy ist auf dem Weg hierher.« Goldig? Sie fand ihn goldig? Wie einen Teddybären. Das war noch schlimmer, als ihm zu sagen, er sei süß. Wenn sie ihn weiterhin so ansah, würde er ihr zeigen, wie goldig er war.
»Patsy?« Saber stöhnte und schüttelte den Kopf. »O Jesse, nein. Deine Schwester verkrafte ich nicht, wenn ich nicht genug geschlafen habe. Sie glaubt, ich sei zehn Jahre alt und du seist ein Perverser, der es darauf abgesehen hat, mir meine Unschuld zu rauben.«
»Mach dir nichts daraus. Im Allgemeinen meint sie, jede Frau sei ein Vamp und hätte es auf meine Tugend abgesehen. Du kannst also wirklich froh sein, dass es diesmal umgekehrt ist.«
Sie setzte sich auf die oberste Stufe und strich das Hemd über ihren Knien glatt. Ihr Haar war wüst, und die Augen fielen ihr fast zu. »Arme Patsy. Ständig versucht sie, sich um jemanden zu kümmern. Ich mag sie, ich mag sie wirklich, aber sie ist …« Sie unterbrach sich und suchte nach dem richtigen Wort, um seine ältere Schwester zu beschreiben.
Er stellte fest, dass er lächelte. Sie schaffte es immer, ihm ein Lächeln zu entlocken. »Eine Dynamitstange? Komm schon, Kleines, stell dich unter die Dusche, und iss etwas. Bis sie hier ankommt, wirst du blendend in Form sein.«
»Ich bin nie blendend in Form, wenn
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