Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Rollstuhl zu ihr um.
»Dieses Gespräch war für mich, Jesse«, protestierte Saber. Ihr Herz schlug rasend schnell vor Sorge. »Du hattest nicht das Recht, mir den Anruf vorzuenthalten.«
Wie üblich schien ihn ihr Ausbruch nicht im Geringsten einzuschüchtern oder aus der Fassung zu bringen. »Setz dich, bevor du umfällst«, schlug er mit ruhiger Stimme vor. »Du zitterst.«
»Vor Wut«, brach es aus ihr heraus, aber sie setzte sich tatsächlich hin, da sie fürchtete, ihre zittrigen Beine würden sie nicht tragen.
»Vor Angst. Erzähle mir etwas darüber, Saber. Wen erwartest du? Wie groß ist die Gefahr, die er darstellt?«
Sie reckte ihr Kinn stur in die Luft. »Es ist doch nicht
meine Schuld, wenn irgendein Spinner im Sender anruft. Das passiert nun mal. Es hat nicht das Geringste mit mir zu tun. Von mir aus kannst du die Wachen im Sender verdreifachen. «
»Keine Sorge«, sagte Jesse. »Das werde ich ohnehin tun. Les sagt, der Mann hat letzte Nacht und heute Morgen neunmal angerufen. Brian hat während seiner Schicht auch mehrere dieser Anrufe entgegengenommen. Er hat dir nicht gedroht, aber er will dich kennenlernen.«
»Jeder will mich kennenlernen. Ich bin niedlich.«
»Deine Stimme ist teuflisch sexy, und diese Mistkerle kommen auf Gott weiß welche Ideen.«
»Würdest du dir bitte dieses widerliche Zeug vom Gesicht wischen? Dein Anblick ist mir kaum erträglich«, fauchte sie.
Er zog die Augenbrauen hoch. »Welches widerliche Zeug?«
»Du weißt ganz genau, wovon ich spreche. Du musstest dich ja von ihr küssen lassen, und jetzt bist du überall mit ihrem Lippenstift beschmiert.«
Seine dunklen Augen glühten. »Das wirst du tun müssen, Süße. Ich kann es nicht sehen.«
Saber schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht infrage. Du hast dich von ihr mit Lippenstift beschmieren lassen, und jetzt kannst du selbst sehen, wie du das Zeug wieder runterkriegst.«
Jesse zuckte die Achseln. »Dann wird es eben noch eine Weile dort bleiben müssen.«
Sie sah ihn finster an. »Du wirst doch wohl noch wissen, wohin sie dich geküsst hat.«
»Ich kann mich nicht erinnern.« Es kostete ihn große Mühe, nicht breit zu grinsen.
Saber sprang wütend auf, feuchtete ein Tuch an und beugte sich über ihn, um ihm den verschmierten Lippenstift aus dem Gesicht zu rubbeln. »Ich könnte dich ohrfeigen, Jesse.«
Er zog sie auf seinen Schoß, denn das hatte er schon seit dem Moment vor, als sie die Treppe hinuntergekommen war. »Danke, Kleines, ich weiß das zu schätzen. Es hätte mir nicht gefallen, den ganzen Tag Chaleens Spuren mit mir herumzutragen.«
»Aber du hättest es getan.« Saber war noch lange nicht bereit, ihm zu verzeihen. »Den ganzen Tag, bloß um mich verrückt zu machen.«
»Hätte es dich verrückt gemacht?«
»Ja, natürlich.«
»Nun, da wir uns gerade miteinander unterhalten …« Er zog das Armeemesser aus seinem Rucksack und hielt es ihr unter die Nase. »Ich dachte, das gebe ich dir besser zurück.«
Sie verharrte regungslos. »Wo hast du das gefunden?« Sie rührte es nicht an.
»Du hattest einen Alptraum. Bevor du aufgewacht bist, hast du versucht, dich zu schützen.«
Saber sprang von seinem Schoß, mied sorgsam das Messer und starrte ihn an. Auf ihrem bleichen Gesicht stand ein Ausdruck blanken Entsetzens. »Ich habe was getan? Ich habe dich angegriffen, Jesse?«
Tränen schimmerten in ihren Augen, und als er sich ihr nähern wollte, wich sie zurück und legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn auf Abstand zu halten. »Nein. Nein. Wenn ich das getan habe, bist du nicht mehr sicher vor mir. Ich muss fortgehen. Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe.«
Das war nicht die Reaktion, die er hervorrufen wollte oder erwartet hatte. Wenn sie eine Schauspielerin war, dann war sie die beste, die er je erlebt hatte. Er konnte ihr Elend fühlen, ganze Wogen von Elend und Furcht, die sie verströmte. Beide Empfindungen strahlte sie so intensiv aus, dass sie ihn überwältigten. Sein Körper reagierte mit Anzeichen von Stress, und sein Herzschlag beschleunigte sich so drastisch, dass er sich eine Hand auf die Brust presste.
Ihre Augen wurden noch größer, und sie riss ihre Hand von ihm zurück, rieb sich die Handfläche am Oberschenkel und sah ihn mit Furcht in den Augen an. »Was fehlt dir? Stimmt mit deinem Herzen etwas nicht? Jesse, antworte mir auf der Stelle.«
Er verspürte sofortige Erleichterung, die Schwere auf seiner Brust ließ nach, und sein Herzschlag normalisierte
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