Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
laufen. Aber so hatte es sich ganz und gar nicht entwickelt. Sein gesamtes Training bei den SEALs und bei den Schattengängern war nichts dagegen. Er hatte pausenlos Kopfschmerzen. Seine Beine zitterten und gaben nach. Die Schmerzen zuckten bis in seine Oberschenkel und in seine Hüften hinauf. Er fiel ständig hin, und das war das Schlimmste von allem. Seine Beine gaben schlicht und einfach unter ihm nach und verweigerten ihm den Dienst, wenn er nicht in jedem einzelnen Moment an ihre exakte Funktionsweise
dachte. Die kleinste Ablenkung konnte ihn zu Fall bringen.
Er fluchte immer wieder, während er sein Gehirn zwang, seinen Beinen zu sagen, wie sie zu funktionieren hatten. Er führte sich jeden Muskel vor Augen, die Nervenbahnen, die er benötigte, die Bänder und Sehnen, die seine Beine zwangen, kleine Schritte zu machen. Schweiß rann gemeinsam mit den Wassertropfen an seinem Körper hinunter, als er sich zu der Treppe zog und sich hinsetzte, mit brennender Lunge und entsetzlichen Kopfschmerzen.
Er hatte wieder Nasenbluten, das Einzige, was ihn dazu bringen konnte aufzuhören. Er wollte nicht schon wieder eine Bluttransfusion. Er schnappte sich ein Handtuch und war wütend, weil er überhaupt jemals seine Einwilligung gegeben hatte. Seine Beine waren zu schwach, um ihn zu tragen. Er machte zweimal täglich Übungen und Physiotherapie, aber Tag für Tag war es wieder dasselbe; seine Beine zitterten, und er hatte Kopfschmerzen und konnte nichts dafür vorweisen.
Als ihm auffiel, dass durch seine Wut das Wasser im Pool heftig sprudelte, holte er mehrfach tief Atem, um sich zu beruhigen. In erster Linie war er wütend, weil er Saber nichts davon sagen konnte. Und sie wollte ihm nichts über ihr Leben erzählen. Sie lebten im selben Haus. Er hatte Liebe in ihren Augen gesehen, sie auf ihren Lippen geschmeckt, und doch konnten sie nicht darüber reden, wer sie in Wirklichkeit waren.
Fluchend griff er nach den Stangen und zog sich hoch, bis er stand. Es erstaunte ihn immer wieder, wie anders alles aussah, wenn er aufstand. Es überraschte ihn, wie anders er sich fühlte. Er war ein starker Mann mit erstaunlich großer Kraft im Oberkörper, und auch seine
Schenkel waren kräftig, aber die Schwäche in seinen Waden konnte ihn im Nu zu Boden gehen lassen.
Er würde zu seinem Rollstuhl laufen. Seine Finger ballten sich energisch zu Fäusten, und in seiner Mundpartie drückte sich Entschlossenheit aus. Diesmal würde er es tun. Es war doch nur ein knapper Meter. Es ging darum, sich deutlich vor Augen zu führen, wie ein Bein funktionierte, und diese Information durch sein Gehirn so weiterzugeben, dass sie durch seinen Körper zu seiner Wade und zu seinem Fuß gelangte.
Er machte einen Schritt. Schweißperlen tropften ihm in die Augen. Er zwang sich einzuatmen, obwohl es ihn große Mühe kostete. Vorschlaghämmer drangen in seine Schläfen, und Schmerz schoss durch sein Bein nach oben. Er hielt das Bild in Gedanken fest, alles aufeinander abgestimmt, Muskeln, die sich zusammenzogen und sich dann wieder ausdehnten. Er machte einen zweiten Schritt. Er war ganz nah an seinem Rollstuhl, nur noch ein halber Meter. Ein Teil von ihm wollte versuchen zu sprinten, und ein anderer Teil von ihm wollte sich nach vorn werfen, ohne seine Füße von der Stelle zu rühren, damit er sein Gehirn nicht mehr benutzten musste.
Seine Beine zitterten, und er ging zu Boden, knallte auf die Fliesen, bevor er es verhindern konnte. Er schlug sich den Kopf und einen Ellbogen am Beckenrand auf, da er ungeschickt landete. Himmel Herrgott, er konnte nicht mal mehr richtig fallen. Die Beine gaben ohne jede Vorwarnung nach und ließen ihm nicht einmal genug Zeit, sich herumzurollen oder seinen Sturz mit den Armen abzufangen. Wütend auf sich selbst, lag er da und schlug mit der offenen Hand auf die Fliesen, wobei er abwechselnd fluchte und um Atem rang.
Das Telefon läutete, aber er war zu weit weg, um es zu erreichen. Er fluchte wieder und benutzte seine Arme, um seinen Körper über die groben Fliesen zu schleifen. Er hinterließ eine Blutspur, da rauere Stellen seine Haut aufschabten. Patsys Stimme ertönte über den Anrufbeantworter und befahl ihm abzunehmen. Er erreichte seinen Rollstuhl, lehnte sich daran und ruhte sich einen Moment lang aus. Schließlich gelang es ihm, dank der Kraft seiner Arme, auf den Stuhl zu kriechen. Mittlerweile hatte Patsy aufgegeben und ließ ihn in Ruhe. Er war dankbar dafür. Er wollte mit niemandem sprechen und
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