Fesseln der Sehnsucht
kitzle ich dich auch.«
»Das lässt mich völlig kalt.«
»Wollen wir wetten?« Lucy kraulte ihn unter de Achseln. Heath verzog keine Miene.
»Siehst du? Meine Haut ist durch so viele Kriegsnarben unempfindlich geworden – ich bin nicht mehr kitzlig.«
Lucy wurde ernst. »Ist das wahr?«
Er lachte leise. »Nein, Süße. Es ist nur ein Scherz, ich war nie kitzlig.«
»Ich mag nicht, wenn du über den Krieg Witze machst.« Ihr Blick wanderte über die Narben und Schrunden, die der Krieg auf seiner Haut hinterlassen hatte. Der Gedanke, Heath verwundet in seinem Blut liegen zu sehen, schnürte ihr das Herz zusammen. Eine lange Narbe zog sich vom Hals bis zum Schlüsselbein, eine Kerbe zerfurchte seinen muskulösen, flachen Bauch und eine dritte Narbe zog sich schräg über die Hüfte und verschwand im Bund seiner Hose. Zaghaft berührte Lucy seine Schulter und strich über die Einbuchtung einer Schusswunde, dann glitten ihre Fingerkuppen über die Narbe am Schlüsselbein. Ihre zarte Hand hob sich hell von seiner dunklen Haut ab.
»Warum hast du so viele Narben?«, fragte sie.
Heath hielt die Augen halb geschlossen, während sie mit zarten Fingern die Linien nachzeichnete. »Das passiert, wenn Männer in den Krieg ziehen, Süße. Jeder versucht …« Als sie ihm die Hose aufknöpfte, stockte er, ehe er mit belegter Stimme fortfuhr: »jeder versucht, dem anderen möglichst viele Löcher in den Bauch zu schießen. Cinda, was zum Teufel tust du …? Hmmm, das ist gut.«
»Ich weiß selbst, dass ein Soldat damit rechnen muss, verwundet zu werden«, gurrte sie und küsste seinen Halsansatz, dann tauchte sie die Zunge in die Vertiefung. Während ihre Hand sich in seine Hose schob, spürte sie sein Schlucken an ihren Lippen und das Erwachen seiner Männlichkeit unter ihrer gewölbten Hand. »Aber du scheinst ein besonders beliebtes Ziel gewesen zu sein.«
»Die … die schießen auf das, was ihnen zuerst ins Visier kommt. Ich war eben ein größeres Ziel als die meisten anderen …«
»Sehr viel größer«, pflichtete Lucy ihm verträumt bei. Mit einem kehligen Lachen nahm er ihre Hand und zog ihre flinken Finger weg.
»Kleiner Teufel. Du bist heute aber sehr feurig.«
»Ich wollte nur nett zu dir und deinen Wunden sein …«
»Die sind längst verheilt, vielen Dank, Madam. Nur gut, dass du damals nicht Krankenschwester bei mir warst.
Deine Art der Pflege hätte mich um den Verstand gebracht. Gegen Kriegsende tanzten mir schon beim Gedanken an eine hübsche Frau Sterne vor den Augen.«
»Aha! Du hast dich also vor Sehnsucht nach euren Südstaatenschönheiten verzehrt.« Lucys Lächeln schwand. »Gab es gab es eine Bestimmte, nach der du dich verzehrt hast?«
Er schien eine Sekunde zu zögern, ehe er antwortete. »Keine Bestimmte.«
Ihre Neugier war geweckt. »Heath du kanntest doch Frauen vor mir … hast du je …«
»Ich erinnere mich nicht.«
»Woran?«
»Ich erinnere mich nicht an andere Frauen.«
»Du willst nur nicht darüber reden. Ich möchte aber wissen, ob du eine …«
»Süße, hör auf, mich nach Frauen zu fragen, die ich früher kannte. Darüber spricht ein Gentleman nicht mit seiner Ehefrau.«
»Aber du bist kein Gentleman. Das hast du selbst gesagt.«
»Wir werden nicht darüber sprechen.«
»Heath«, gurrte sie.
»Du würdest genauso reagieren, wenn ich dich fragte, was du mit Daniel angestellt hast. Du würdest sagen, du erinnerst dich nicht.«
»Ich erinnere mich sehr wohl daran.«
Mit gespielt finsterem Gesicht richtete Heath sich auf, stützte sich auf den Ellbogen und blickte auf sie herunter.
»Ach? Und woran erinnerst du dich? An romantische Spaziergänge im Mondschein die Hauptstraße entlang? An einen verschämten Kuss? Mehr kann wohl kaum gewesen sein.«
»Nun«, meinte sie zögernd und blickte unter halb gesenkten Lidern zu ihm auf. »Ich gestehe, kein Mann hat mich je so geküsst wie du.«
Heath spielte an den Bändern ihres Nachthemds. »Das liegt daran, weil du nur langweilige Yankees gekannt hast.«
»Ich hasse Verallgemeinerungen! Ich bin eine Yankee und ich bin nicht lang-wei-lig!« Sie zog das letzte Wort in Nachahmung seines Akzents in die Länge und lächelte verschmitzt. »Oder denkst du, das liegt nur an dir?«
»Du wirst neuerdings ziemlich frech, Lucy Rayne.«
»Vermutlich wirst du mich deswegen bestrafen.«
»Darauf kannst du wetten.«
Im Verlauf der nächsten Wochen erfüllten sich einige von Lucys kühnsten Hoffnungen. Heath und sie
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