Fesseln der Sünde
im Bett denken.
Selbst zu seinen wildesten Zeiten in Indien hatte keine Frau ihn so in Erregung versetzt wie sie. Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und zwang sich zu sagen, was zu sagen war. »Charis, wir haben bereits über alles gesprochen. Wir können nichts tun.«
Er bemühte sich, ruhig und vernünftig zu klingen. Was schwierig war, denn sein Herz raste in dreifacher Geschwindigkeit, und er konnte den Blick von dem Mädchen, das nur ein, zwei Meter von ihm entfernt stand, nicht loseisen. Ein Schritt in ihre Richtung und er wäre nahe genug, um nach ihr zu greifen.
Und was für eine verfluchte Katastrophe wäre das.
»Sagst du«, erwiderte sie leise.
War ihre Stimme immer so heiser? Oder spielten seine Ohren ihm einen Streich? Er ballte seine behandschuhten Hände zu Fäusten und betete um Kraft.
»Was passiert ist … hat mich verändert. Ich bin kein ganzer Mann mehr.«
Sündhaft dichte Wimpern verschleierten ihre Augen. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemanden überhaupt jemals so genau wahrgenommen zu haben. Es schien, als würde alles Licht der Welt auf sie scheinen.
»Das war gestern Nacht aber gar nicht so«, sagte sie mit einem gleichmäßigen Ton in ihrer Stimme, obwohl sich ihre Wangen leicht röteten.
O gütiger Gott im Himmel, wie konnte sie ihn nur daran erinnern? Dieses eine Mal hatte sein müssen. Mehr als dieses eine Mal durfte nicht sein.
Sein Schwanz zuckte schmerzhaft, als wolle er seine Behauptung Lügen strafen.
»Du weißt, was ich meine«, knurrte er, fast schon rasend von dem Feuer, das ihn erfasst hatte. Feuer, das keinen Ausgang fand. »Du weißt … Was zum Teufel machst du da?«
»Ich mach mir das Haar auf.« Sie klang unbekümmert. Ihre geschickten Finger lösten den langen Zopf, der sich über eine ihrer Schultern schlängelte.
»Lass das.« Der Befehl kam krächzend hervor.
»Ich muss es ausbürsten, um es für den Tag wieder neu zu flechten.«
»Verdammt noch mal, das ist nicht der wahre Grund, warum du das tust.«
Er kam nicht umhin, diesen flinken Fingern zuzusehen. Und konnte sich nicht wegdrehen, als sie ihre Hände in die bronzefarbene Mähne vergrub und sie kämmte, sodass sie wie ein schimmernder Vorhang hinabfiel. Jeder Muskel in ihm spannte sich an vor Begierde.
Er hob die Hände, um ihre Haarpracht zu berühren. Und hielt mitten in der Bewegung an. Um sich wie der größte Narr der Christenheit vorzukommen.
»Und was denkst du, warum ich es tue?« Sie schüttelte den Kopf, sodass sich ihr Haar in dunkelgoldener Pracht ausbreitete.
»Um mich … um mich zu verführen.«
Er stotterte bei den letzten Worten wie eine prüde alte Jungfer. Schmutzige Bilder, bei denen dieses seidige Haar sich über ihn ergoss, während er in sie eindrang, schossen ihm durch den Kopf.
»Du behauptest doch, gegen fleischliche Verlockungen immun zu sein.«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Was hält dich also auf?« Sie hob eine Hand und zog an der Schleife, die den Ausschnitt ihres Nachthemdes zusammenhielt.
»Lass das, verdammt noch mal.« Er sollte am besten sofort durch die Tür gehen.
»Warum?«
Er konnte nicht gleich antworten. Alles, woran er denken konnte, war, wie sehr er ihr mit seiner widerlichen Ungeschicktheit wehtun würde, wenn diese Unterhaltung in dem mündete, worin sie ihrer Meinung nach eindeutig münden sollte.
Wieso zum Teufel ging sie ihm nicht aus dem Weg, nachdem er so entsetzlich grob über sie hergefallen war? Was war bloß los mit dem Mädchen?
Seufzend öffnete sie die Lippen, während ihr Oberteil auseinanderklaffte und den Blick auf den Ansatz ihre Brüste freigab. Sein Herz blieb mit einem Schlag stehen. Die stille Entschlossenheit in ihren Augen schockierte ihn.
Wenn er auch weiterhin noch einen Funken Ehre besitzen wollte, müsste er von hier verschwinden.
Jetzt. Sie wusste nicht, welche Einladung in ihrem Handeln steckte. Sie konnte es nicht wissen.
»Ich warte draußen, während du dich anziehst.«
»Feigling«, erwiderte sie leise, aber vernehmlich.
»Charis, es ist das Beste so.« Er versuchte, sich daran zu erinnern, warum er nicht einfach über sie herfallen konnte, um sich das zu nehmen, was er wollte. Sein Verstand war ein schwarzer, undurchdringlicher Dschungel.
»Geht der Held von Rangapindhi in Deckung?«
»Ich bin kein Held«, knurrte er zutiefst getroffen. Er hasste den Namen, den die Presse ihm verliehen hatte. Er drehte sich weg, um zu fliehen, da er den Anblick dessen, was er auf dieser Welt am
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