Fesseln der Sünde
ist keine Antwort auf meine Frage.«
Er seufzte und fuhr sich mit seiner behandschuhten Hand durchs Haar. »Es wäre besser nicht passiert.«
»Warum?«
»Wirst du das verdammte Nachthemd jetzt anziehen?«, fragte er verzweifelt.
Sie griff mit einem ihrer schlanken Arme nach dem seidenen Nachthemd und ließ es über ihren zerzausten Kopf gleiten. »Hier. Ist es so besser?«
»Nicht wirklich.« Er atmete schwer, und seine Nasenflügel bebten. Alles in ihm brannte darauf, sie noch einmal zu nehmen. Ihr Trotz fachte sein nicht enden wollendes Verlangen nur noch mehr an. Er war ein unersättlicher Satyr. Wenn das Mädchen einen Funken Verstand besäße, würde sie so schnell und so weit wie möglich von ihm weglaufen.
»Ich sehe nicht, wo das Problem liegt«, meinte sie hartnäckig. »Du liebst mich, ich liebe dich.«
»Du liebst mich nicht«, erwiderte er bissig. Sie verdrehte die Augen. Die plötzliche Wandlung in ein schmollendes Schulmädchen hätte normalerweise ein Lächeln auf seine Lippen gezaubert, würde ihn nicht gerade das Gefühl befallen, sie peitschte seine Seele aus.
»Nein, natürlich tu ich das nicht«, sagte sie sarkastisch. »Ich bin ein dummes kleines Frauchen mit einem Spatzenhirn, das nicht für sich selbst sorgen kann. Und du bist meiner so schrecklich unwürdig. Der verachtenswerte Kerl, der weinend aus einem Loch in Indien herausgezogen wurde, während jeder andere Mann mit den Kleinigkeiten, die du hast ertragen müssen, spielend fertig geworden wäre.«
»Charis …«, sagte er mit einer gefährlich leisen Stimme. Ihr Hohn traf ihn zutiefst. Vor allem weil er seine eigenen, ehrlichen Bedenken wiedergab. »Du gehst zu weit.«
»Aber das ist doch absurd, Gideon.« Entmutigt breitete sie die Hände aus, wodurch ihre Brüste unter der durchsichtigen Seide verführerisch wippten. Sein Mund wurde trocken, und seine Hände formten sich, als würden sie diese festen Hügel umfassen.
»Wir lieben uns.« Ihre Wangen röteten sich. »Warum stehst du dann am anderen Ende des Raums?«
Ein Blick aus ihren Augen brachte das Blut in seinen Adern zum Kochen. Verflucht. Selbst Circe könnte von ihr noch lernen. Er spannte seine Schultern an, als könnte nur Körperbeherrschung ihn daran hindern, ihn sie einzutauchen.
»Weil ich dich nicht berühren kann, ohne den Verstand zu verlieren«, sagte er knurrend, und Verlangen schoss tosend durch seinen Körper.
Sie ließ ihre Beine über das Bett gleiten und stand gerade vor ihm. »Ich habe dich schon vorher berührt, und du hast es nicht bemerkt.«
»Du …«
Er fuhr zurück, als ob sie ihn jetzt berührt hätte. Er hatte verschwommen mitbekommen, wie sie ihn in den Arm genommen hatte. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass er überhaupt den Kontakt mit jemandem verschwommen mitbekommen hatte?
O Gott, könnte sie mit ihrer Behauptung Recht haben, sexuelle Erregung würde ihm eine Atempause verschaffen? Keiner der Ärzte hatte das in Erwägung gezogen. Seit seiner Rettung aus Rangapindhi war er von einem Leben im ewigen Zölibat ausgegangen. Hatte er sich geirrt?
Er zwang seinen von Lust vernebelten Verstand, die Fakten neu zu beleuchten. Er war gerade sehr intim mit seiner Frau gewesen und weit davon entfernt, sich wieder unter Kontrolle zu haben - in ihm brodelte es, er war erregt und scharf wie ein Messer. Auch wenn er sich schlecht fühlte, so war es doch sein Gewissen, das ihn plagte, nicht die Erinnerungen an Rangapindhi.
Als spürte sie, dass er ihre Idee endlich ernst nahm, trat sie vor und legte eine Hand flach auf sein Herz. Ihre Wangen glühten. »Gideon, was gerade passiert ist, war so schön. Lass es uns nicht durch einen Streit verderben.«
Er spannte sich und wartete auf die übliche krankhafte Reaktion. Doch er spürte nur die Wärme ihrer Hand und seinen sich aufrichtenden Schwanz, der ihren Plan einer normalen Ehe eindeutig für gut befand.
»Schön?«, brachte er vollkommen erstaunt heraus.
Schön und aufregend. Sein Hirn versuchte, den Sinn ihrer Äußerung zu erfassen. Worte schienen diesen weltbewegenden Sex nicht angemessen beschreiben zu können. Doch war er auch immer noch Mensch genug, um ihr dankbar zu sein, seine unbändige Leidenschaft nicht vollkommen widerlich zu finden.
Sie nickte und warf ihm ein Lächeln zu, das seinen Unterleib sich vor genau der gleichen Lust zusammenziehen ließ, die ihn erst vor kurzem in Schwierigkeiten gebracht hatte. »Ja, schön.«
Hoffnung, die so lange aus seinem Leben verbannt
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