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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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durch Lust verrückt zu machen, war, dass auch sie auf seine Berührungen nicht gerade unempfänglich reagierte. Was es schwer machte, sich auf ein Ziel zu konzentrieren, wenn schon seine bloße Gegenwart sie vor Begierde zum Kochen brachte.
    Sie ermahnte sich, geduldig zu sein. Dies würde eine sich lang hinziehende Belagerung sein, doch der Sieg wäre die Anstrengung wert. Für sie und für Gideon.
    »London muss ein Albtraum gewesen sein.«
    Er sah über die Köpfe der Pferde hinweg, und seine behandschuhten Hände spannten sich um die Zügel. »Ja.«
    »Wie hast du es ertragen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich hatte keine andere Wahl. Der Herrscher befahl. Ich gehorchte. Ich trank. Ich nahm Opium, wenn der Alkohol keine Wirkung mehr zeigte. Ich sagte alle Verabredungen ab, die ich konnte. Tulliver und Akash halfen mir.«
    »Und nun bist du hier in St. Helier.«
    Er lächelte. »Glaub mir, St. Helier ist um einiges leichter zu ertragen als London.«
    »Mach dir keine Sorgen. Wir werden bald wieder auf Penrhyn sein.«
    Amüsiert funkelten seine dunklen Augen ganz hell auf, als er sie anschaute. »Mein Gott, Mylady. Sie hören sich an wie eine Ehefrau.«
    Sie sah seinen glänzenden Blick unter dem geschwungenen Rand seines modischen Hutes. Er sah aus wie ein Schwerenöter aus der Stadt. Diese elegante Erscheinung war überhaupt nicht mit dem zerzausten, befriedigten Mann von vor wenigen Stunden zu vergleichen.
    »Ich bin eine Ehefrau«, sagte sie sanft. Zum ersten Mal fühlte sie sich fast wie eine. Sein Blick veränderte sich, taxierte sie, und das Herz in ihrer Brust hüpfte. »Ich wünschte mir, du würdest mich küssen«, flüsterte sie, bevor sie sich daran erinnerte, in welche Schwierigkeiten sie sich mit dem Hang, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen, schon gebracht hatte.
    Eine angespannte Stille entstand. Sie wartete, dass er sich zurückzog, wie er es schon so oft getan hatte.
    Der Humor wich aus seinem Gesicht und wurde durch eine konzentrierte Sinnlichkeit ersetzt. Sein Blick fiel auf ihren Mund. Seufzend atmete sie durch ihre geöffneten Lippen aus.
    Ihre Sinne wurden schärfer. Die Geräusche um sie herum schienen plötzlich ungewöhnlich laut. Das Gezwitscher der Vögel. Das entfernte Rauschen des Meeres. Das Klirren des Geschirrs, als sich eines der Pferde bewegte.
    Dann übertönte ihr wild pochendes Herz alles andere. Langsam, so langsam, dass sie dachte, sie würde beim Warten sterben, kam sein Gesicht näher. Sein warmer, feuchter Atem umspielte ihre Lippen. Sie gab einen vor Sehnsucht erstickten Laut von sich.
    Sie würde schreien, wenn er jetzt aufhörte.
    Er schloss die Augen und strich mit seinen Lippen über ihre. Eine flüchtige Berührung.
    Sie knurrte vor Ungeduld und beugte sich näher zu ihm. Es gab keinerlei Anzeichen für seinen Widerwillen, den er üblicherweise bei körperlichem Kontakt verspürte. Sie flüsterte still ein Gebet der Dankbarkeit.
    »Du quälst mich«, sagte sie heiser.
    Diese Lippen, die sie auf ihren haben wollte, zuckten. »Ein wenig. Leg deine Haube ab, damit ich dich richtig küssen kann.«
    Selbst durch ihr Verlangen hindurch erkannte sie, wie vielversprechend das klang. Mit zittrigen Händen band sie die gelben Satinbänder los und riss sich den Hut vom Kopf. Er war neu und sehr modisch. Kurzerhand ließ sie ihn auf den Boden des Wagens fallen.
    Voller Erwartung beobachtete sie, wie er die Zügel sicherte, obwohl die Pferde glücklich schienen, in der untergehenden Sonne zu faulenzen. Er riss sich den Hut vom Kopf.
    Er musste ihr wild schlagendes Herz hören, es war so laut. Ihre Handflächen waren feucht. Nervös strich sie damit über ihre Röcke. »Beeil dich«, sagte sie mit zittriger Stimme.
    Er lachte leise. Das tiefe Geräusch fuhr durch sie wie ein Beben. Sie rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her.
    Langsam-o Gott, warum war er nur so langsam? Sah er nicht, wie sie vor Begierde schäumte? Er nahm ihren Kopf in eine Hand, und seine behandschuhten Finger fuhren über das Haar in ihrem Nacken.
    »Du bist so stürmisch«, murmelte er.
    »Magst du das nicht?« Sie war sich kaum bewusst, was sie sagte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass er sie berührte, als würde nichts anderes auf der Welt zählen.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Er hob seine andere Hand, legte sie unter ihr Kinn, hielt ihr Gesicht und richtete es zu ihm. Lächerlich, denn er wusste genau, ihm auszuweichen, war das Letzte, was sie wollte.
    »Gideon …«
    Eine Aufforderung.

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