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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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erlebt.«
    Sie blinzelte die Tränen in ihren Augen weg. Ihr Herz war so voller Gefühl, sie dachte, es müsste bersten. »Das freut mich«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich möchte, dass du für immer mein bleibst.«
    Ein Schatten zog über sein Gesicht, und auf Charis’ schimmernder Oberfläche der Befriedigung tauchte ein feiner Riss auf. »Lass uns das Schicksal nicht herausfordern.«
    Er beugte sich hinunter zu ihrem Hals und schmiegte sich an ihn. Hitze flackerte auf, als er auf einen empfindlichen Nerv biss, der entlang ihrer Schulter dorthin verlief. Sie schloss die Augen und gab sich hin. Doch selbst als Verlangen wieder in ihr aufstieg, war ihr Herz von seiner Antwort aufgewühlt.

21

    »Es ist Mitternacht«, sagte Gideon leise. Sein Atem brachte Charis’ Haar auf ihrem Kopf zum Kräuseln, und sie erwachte aus ihrem wohligen Halbschlummer.
    Sie teilten die Bank vor dem knisternden Kaminfeuer im Salon. Sie schmiegte sich näher an ihn, ein Arm lag locker um seine Taille, der andere ruhte auf seiner Brust. Ihre Hand lag flach auf seinem Herzen. Sie liebte es, dessen beständiges Schlagen zu spüren, als wäre sie so direkt mit seiner Lebenskraft verbunden.
    »Möchtest du ins Bett gehen?«, fragte sie heiser und rieb ihre Wange an seiner Schulter. Die körperliche Nähe erschien ihr immer noch wie ein kostbares Wunder, das sie nie als selbstverständlich betrachten würde.
    Sein schläfriges Lachen fühlte sich unter ihrer Hand und dem Arm, den er fest um sie gelegt hatte, wie ein tiefes Rumpeln an. »Ich möchte immer ins Bett gehen.«
    Nach so vielen Tagen der Ausschweifung und Hemmungslosigkeit sollte ein Mädchen die Fähigkeit, rot zu werden, verloren haben. Dennoch errötete sie. »Du kannst wohl nie genug bekommen.«
    »Zumindest nicht, was dich betrifft.« Er hob ihre Hand von seiner Brust und küsste ihre Knöchel. Sie erzitterte unweigerlich.
    Während der letzten Tage hatte sie beobachten können, wie die Anspannung aus Gideons Gesichtszügen verschwunden war. Er sah jünger und nicht mehr so gehetzt aus. Vielleicht lag es daran, dass er schlief, wenn er sie nicht gerade leidenschaftlich liebte. Es war ein tiefer, ungestörter Schlaf, in dessen Genuss er seit Jahren nicht mehr gekommen war, so vermutete sie. Sein gefährliches Leben hatte ihn aufgezehrt, noch bevor er in die Fänge des Nawabs geraten war.
    Doch obwohl er häufiger und gerne lächelte, lagen immer noch Schatten über seinen Augen. Mit einem Anflug des Bedauerns realisierte sie, dass dies wohl so bleiben würde.
    Seit der Nacht, in der Gideon ihr die Freuden gezeigt hatte, die ein Mann und eine Frau aneinander finden können, hatten sie die Zimmer ihrer Suite kaum verlassen. Manchmal vergaß Charis, dass da draußen eine Welt mit Ansprüchen und Gefahren existierte. Von Felix und Hubert hatte es keinerlei Anzeichen gegeben, und auch von Penrhyn hatten sie nichts gehört. Das Hotelpersonal räumte ihre Zimmer auf und brachte ihnen die Mahlzeiten oder Badewasser. Der Rest ihrer schicken, neuen Garderobe war angekommen. Gideon ließ einen Notar kommen und traf rechtliche Vorsichtsmaßnahmen gegen ihre Stiefbrüder. Ihr Vermögen gehörte nun offiziell ihm, zumindest bis Ende Juni, wenn es wieder an sie zurückfiel.
    Sie hatte gehofft, der Wandel bei Gideon würde sich auch auf die Beziehung zu anderen Menschen erstrecken. Bisher war der Fluch in dieser Hinsicht jedoch nicht von ihm gewichen. Zu ihrem Bedauern trat Gideons Anspannung sofort und sichtbar auf, sobald ein Fremder ihr privates Königreich betrat. Ihr kurzer Optimismus, ein Mittel gegen sein Leiden gefunden zu haben, verschwand mit jedem Mal mehr, wenn sie sah, wie blass er wurde oder wie er vor anderen Menschen zurückschreckte.
    Er war weit davon entfernt, geheilt zu sein. Jeden Tag dankte sie dem Himmel inbrünstig dafür, dass er sie berühren konnte. Doch seine Genesung machte bislang keine weiteren Fortschritte.
    Wenn sie ihm in die Augen sah, wusste sie, dass er nicht glaubte, es würde sich je ändern.
    Dies war nicht die einzige Sorge, die an dem Netz sinnlicher Freude riss, das sie umwob. Trotz der Myriaden an Vergnügungen war ihr Leben im Kern leer. Der unausgesprochene Schmerz stach am schlimmsten in den Momenten reinen Glücks. Wie jetzt.
    Gideon sagte ihr, wie schön sie war. Er sagte ihr, wie sehr er sie begehrte. Sie hegte keine Zweifel an seiner unendlichen Begierde. Doch selbst wenn sie spürte, wie sie zu einem Wesen verschmolzen, kamen Worte der

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