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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Ohne den Wind hörte sich das Knirschen des Gigs unnatürlich laut an.
    Dann gerieten sie in den Hinterhalt.

    Als der Baum vor ihnen umstürzte, war Charis’ erster, törichter Gedanke, der Wind hätte den Baum zum Umfallen gebracht.
    Dann realisierte sie, dass in diesem geschützten Talkessel überhaupt kein Wind ging.
    »Verdammt.« Gideon straffte seine kräftigen Schultern und bemühte sich, das sich aufbäumende, wiehernde Pony wieder in den Griff zu bekommen. Der Baum hatte das Pony nur um Haaresbreite verfehlt. »Ho! Ruhig!«
    Charis hielt sich zitternd an dem schwankenden Gig fest, während das verschreckte Tier bockte und auf die Hinterhufe stieg und Gideon darum kämpfte, den Gehorsam zurückzuerlangen. Schließlich erkannte das Pony die gestrenge Hand und stand zitternd mit gesenktem Kopf in der Deichsel.
    Gideon warf Charis einen eindringlichen Blick zu. »Los, spring ab und lauf!«
    Doch es war zu spät. Charis hatte nicht einmal mehr Zeit, Atem zu holen, als ein nachlässig gekleideter Mann aus dem Unterholz auftauchte. Er packte mit roher Gewalt nach dem Zaum und riss den Kopf des unruhigen Pferdes nach oben.
    »Sir Gideon, was für ein Vergnügen.« Seine schmierige, selbstgerechte Stimme ließ Charis einen kalten Schauer über den Rücken laufen, und sie blieb wie gelähmt auf ihrem Platz sitzen. Die Stimme war ihr fürchterlich vertraut.
    Über den sich hebenden Rücken des Ponys hinweg traf sie Felix’ eiskalter grauer Blick. All ihre Muskeln spannten sich mit einem Schlag an. Entsetzliche Angst kroch in ihr hoch und legte sich wie Blei auf sie. O Gott, sie waren gefangen!
    Felix sah so selbstzufrieden aus, dass Wut in ihr hochkochte und die Angst erstickte. Mit genau diesem Gesichtsausdruck hatte er Hubert zugesehen, als dieser sie grün und blau geschlagen hatte. Sie legte all ihre Verachtung, die sie für Felix empfand, in ihren Blick. »Felix, wie ich sehe, bist du immer noch ein kleiner, sich windender, mieser Wurm.«
    Die Hände ihres Stiefbruders hielten das Zaumzeug fest umklammert, sodass das verängstigte Pony wieherte und aufgeregt den Kopf warf. »Halt den Mund, du kleine Schlampe.«
    »Und so wortgewandt wie eh und je. Ich bin beeindruckt.« Ihre Stimme senkte sich vor Ironie. »Dein Erscheinungsbild beeindruckt mich weniger. Verzichtest du in der Fastenzeit aufs Baden?«
    »Um Gottes willen, sei still«, zischte Gideon und zog sie mit starkem Arm an seine Seite. Mit der anderen Hand griff er in die Tasche seines Mantels. Wohl nach seiner Pistole, vermutete Charis. »Was zum Teufel hast du vor, Farrell?«
    Seine Aufmerksamkeit lag ganz bei Felix, und seine Stimme hatte genau den gleichen scharfen Ton, als er mit den Brüdern auf Penrhyn gesprochen hatte. Charis drängte sich näher an ihn, die wachsende Erkenntnis, in welch fürchterlicher Gefahr sie sich befanden, ließ ihren kurzen Trotz schwinden.
    »Trevithick, an deiner Stelle würde ich nichts Überhastetes tun.« Felix richtete sich auf und machte eine abschätzige Handbewegung. »Du bist entbehrlich, und ich bin mir sicher, du möchtest meine Schwester nicht ohne jeglichen Schutz zurücklassen.«
    Er nickte jemandem hinter dem Gig zu, und Charis hörte deutlich, wie ein Gewehr gespannt wurde. Sie musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, wer es war. Die beiden Brüder taten selten etwas alleine.
    Ihr Puls raste, und ihre Handflächen prickelten vor Schweiß, doch Gideons Herzschlag, den sie an ihrer Wange spürte, blieb ruhig und sicher. Das gemächliche, regelmäßige Geräusch machte ihr Mut. Selbst als er seine Hand aus der Tasche nahm.
    »Lady Charis ist inzwischen meine Frau«, sagte Gideon gelassen und schlang beruhigend, als stilles Versprechen, sie zu beschützen, den Arm noch fester um sie. Doch wie sollte ihm das gelingen, wenn die Brüder ihnen gegenüber so im Vorteil waren?
    »Den Teufel ist sie«, knurrte Hubert, stampfte ins Blickfeld und fuchtelte mit zwei riesigen Pferdepistolen.
    Die Geschicke der Brüder hatten sich in den vergangenen Wochen eindeutig zu ihrem Nachteil entwickelt. Sie waren unrasiert, ihre Kleidung zerknittert und fleckig und ihre Hemden grau. Der ungepflegte Zustand der Farrells wies darauf hin, dass sie im Freien übernachtet hatten. Mit plötzlicher Boshaftigkeit hoffte sie, dass es jede Nacht geregnet hatte. Dass es jede Nacht geschneit hatte.
    »Wir sind nach Gretna geritten und wieder zurück. Wir wissen, dass du die Schlampe nicht geheiratet hast«, pfiff Felix sie an, griff nach

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