Fesseln der Sünde
Charis schnell.
Akash warf ihr einen Blick zu, aus dem Erstaunen und Missbilligung sprachen. »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
Sie biss die Zähne zusammen. »Dann versuchen Sie mal, mich davon abzuhalten.«
Sie sah, wie er darüber nachdachte, einen der Männer kommen zu lassen, um sie zurückzuhalten, besann sich dann aber offensichtlich eines Besseren. Oder vielleicht hatte er auch nur Mitleid mit ihr, ihren Mann so unbedingt sehen zu wollen. Er sprach mit leisem, unerbittlichem Ton. »Sie geben keinen Mucks von sich und rühren sich erst von der Stelle, wenn ich Ihnen Bescheid gebe.«
»Versprochen.« Ihre Stimme zitterte vor Dankbarkeit. »Danke.«
»Ich hoffe, es nicht mein Leben lang bedauern zu müssen«, sagte er grimmig. Er erhob seine Stimme. »Keine Dummheiten, Lord Felix.«
»Lass zuerst eure Waffen fallen. Und denk daran: Keine Tricks, oder Trevithick ist ein toter Mann.«
Akash blickte zu Charis und nickte. Beide legten ihre Waffen auf den Boden und näherten sich dann dem Mineneingang.
Mit jedem Schritt schlug ihr Herz schneller. Angst schnürte ihr die Kehle zu, und ihre Haut begann zu jucken. Wollte Felix sie erschießen, hätte er jetzt, da sie ohne Schutz war, leichtes Spiel.
Doch sicherlich war er nicht so dumm. Er wäre nicht in der Lage, alle Männer hier zu töten. Dann erinnerte sie sich an seine Eitelkeit und Rücksichtslosigkeit.
»Pass auf«, zischte Akash Tulliver zu, als sie unter dem schweren Holzträger hindurchgingen, der den Eingang stützte. Tulliver nickte, während Charis und Akash langsam hineingingen.
In dem Halbdunkel sah sie einen Moment lang nichts. Der feuchte Tunnel war eiskalt. In der Luft, die muffig und nach Verwesung roch, schwirrten unzählige Fledermäuse umher. Sie bewegte sich vorsichtig vorwärts in dem beruhigenden Bewusstsein, dass Akash neben ihr ging.
»Verdammt, Charis«, fluchte Gideon, der sich tiefer im Tunnel befand. »Geh wieder zurück.«
»Nein, sie soll bleiben«, sagte Felix mit samtiger Stimme. »Eine närrische, aber edle Geste, meine liebe Stiefschwester. Mit dir habe ich eine weitere Geisel. Vielen Dank.«
Während ihre Augen sich an die durch eine Laterne beleuchtete Düsterkeit gewöhnten, sah sie die Pistole, die Felix auf ihre Brust richtete. Es war eine der großen, klobigen Pferdepistolen von gestern. Sie schaute ihn lange genug an, um die Verzweiflung in seinem Gesicht zu erkennen. Dann wanderte ihre Aufmerksamkeit zu Gideon. Er stand mit auf dem Rücken gefesselten Händen einige Schritte hinter Felix in der Mitte des provisorischen Lagers der Brüder.
Er blitzte sie an, als wollte er sie umbringen. Seine schwarzen Augen funkelten in seinem blassen Gesicht, und sein Mund hatte sich vor Unmut zu einem Strich verzogen. An sich hätte er kraftlos aussehen müssen. Doch er stand unbeugsam und unerschrocken da. Eine prächtige Erscheinung.
Sein Kinn war blutig, und unter seinem Hemd waren Blutergüsse auszumachen. Der sichtbare Beweis von Gideons Qualen brachte Charis’ Herz zum Stillstand.
»Gideon …« Sie machte zitternd einen Schritt auf ihn zu, hielt aber inne, als sie den Zorn in seinen Augen sah.
Wie hatte sie die Fähigkeit dieses Mannes, eine Gefangenschaft zu verkraften, nur anzweifeln können? Er würde, ohne mit der Wimper zu zucken, durch einen tobenden Wirbelsturm gehen.
Seine Prellungen und Abschürfungen unterstrichen nur seinen unbesiegbaren Geist.
Dankbarkeit raubte ihr den Atem und ließ ihre Hände erzittern. Sie unterdrückte ihre Tränen. Sie waren noch nicht in Sicherheit.
»Du charakterloses Schwein«, fauchte sie Felix an und wandte sich ihm zu. »Wie kannst du nur einen gefesselten Mann verprügeln?«
»Charis, mir geht es gut«, knurrte Gideon. »Aber dir nicht, wenn ich dich in die Finger bekomme. Akash, verdammt noch mal, wie konntest du sie nur hierherbringen?«
»Ihr macht zu voreilige Pläne«, sagte Felix höhnisch. Er stand mit dem Rücken zur Wand, seine Pistole immer noch auf Charis gerichtet. »Ich muss mich fragen, ob ich wirklich drei Geiseln brauche. Vielleicht entledige ich mich besser einer.«
»Es muss dir doch klar sein, dass dieses unbedachte Spiel ein Ende hat.« Gideons Stimme klang bestimmt. »Gib auf, solange du noch die Chance hast, einen Richter davon zu überzeugen, Milde walten zu lassen.«
Felix’ Gesichtsausdruck wurde steinern. Charis zitterte, da sie an eine Ratte in einer Falle denken musste. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass diese besondere
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