Fesseln der Sünde
Ratte harmlos war. Er wusste, dass er verloren hatte; und er würde sie alle mit ins Verderben reißen, wenn er könnte.
»Was ich getan habe, bringt mich an den Galgen«, fuhr Felix ihn an. »Ich bin nicht dumm. Ich lasse mich nicht wie ein Lamm zur Schlachtbank führen. Ich habe noch Kampfeswillen in mir.«
»Das ist verrückt.« Akash trat bedrohlich näher. »Was soll das bringen?«
»Verdammt, bleib zurück!« Felix schwang seine Waffe wild in Richtung Akash.
Charis nutzte Felix’ momentane Unaufmerksamkeit, um über den mit Dreck übersäten Boden zu Gideon zu eilen. Schluchzend schlang sie ihre Arme um ihn und grub ihr Gesicht in seine Brust. Sie atmete seinen vertrauten Geruch ein und spürte, wie sein Herz gleichmäßig gegen ihre Brust pochte. Erleichterung stieg donnernd in ihr hoch.
Er lebte. Er lebte. Sie würden gemeinsam herauskommen.
Seine Haut war kalt, und sein zerrissenes Hemd vom Regen der gestrigen Nacht feucht. Er stand starr da, während sie ihn hielt, seine Muskeln angespannt. Einen fürchterlichen Moment lang fragte sie sich, ob sein Leiden wieder zurückgekehrt war.
Dann realisierte sie, dass er nicht krank, sondern zornig war. Er bebte vor gleißender Wut.
»Wie kannst du dich nur einer solchen Gefahr aussetzen?«, brummte er und wehrte ihre klammernden Hände ab.
»Ich habe ein Messer«, flüsterte sie und schaute zu ihm auf.
Endlich sah er sie an. Sein Kiefer zuckte, als er sich bemühte, seinen Zorn zu zügeln. In seinem Blick las sie seine Angst um sie und seine Wut. Aber noch mehr als das sah sie den Spiegel ihres eigenen Verlangens in seinen schwarzen Augen.
»O verflucht, Charis«, murmelte er, neigte den Kopf und küsste sie kurz, aber fest. Sie wusste, es war als Strafe gemeint, doch sie spürte das Feuer der Liebe unter dem Tadel. »Und jetzt hinaus mit dir«, sagte er sanft, aber bestimmt.
»Noch nicht.« Sie tastete in ihrer Jackentasche nach der kleinen Klinge, die sie aus einem gläsernen Waffenschrank genommen hatte. Wahrscheinlich war sie seit den Tagen von Black Jack nicht mehr benutzt worden, doch sie hatte ihre Kante ausprobiert. Sie war scharf.
Sie warf schnell einen Blick hinüber zu Felix, dessen Aufmerksamkeit auf Akash gerichtet war, und nutzte die Gunst des Augenblicks, um hinter Gideon zu schlüpfen. Sie beobachtete ihren Stiefbruder aus dem Augenwinkel heraus und begann, die Fessel um Gideons Handgelenke durchzuschneiden. Sie stand im Dunkeln, doch war es immer noch hell genug für sie, um die aufgerissene Haut unter dem groben Seil zu erkennen. Ihre Wut auf ihren Stiefbruder wurde noch größer.
»Sie geht nirgendwo hin.« Felix lächelte in Gideons Richtung, die Pistole immer noch auf Akash gerichtet. »Sie ist mein Pfand, hier herauszukommen.«
»Was ist mit Lord Burkett? Hast du vor, ihn seinem Schicksal zu überlassen?« Verachtung flammte in Gideons Worten auf.
Felix zuckte mit den Schultern, ohne den Blick von Akash abzuwenden. »Er soll sein Glück versuchen. Er kann seinen Fall vor dem verdammten Oberhaus vortragen, wohingegen ich als gewöhnlicher Verbrecher behandelt werde.«
»Sie sind ein gewöhnlicher Verbrecher«, sagte Akash kalt.
Felix machte einen bedrohlichen Schritt in seine Richtung. »Halt den Mund, du schwarzer Bastard.«
»Gib auf, Farrell«, sagte Gideon ruhig. »Wenn du friedlich bleibst, werde ich sehen, was ich machen kann, um eine mildere Strafe für dich zu erwirken. Bei einer Deportation bleibst du wenigstens am Leben.«
Felix zuckte vor Schrecken zurück. »Nach Botany Bay, diesem Drecksloch? Da bin ich lieber tot.« Er war um einiges näher an Charis und Gideon gerückt. Sie schnitt mit wieder erwachter Energie an der Fessel und betete darum, dass in der Dunkelheit nicht zu erkennen war, was sie tat.
»Wenn Sie so weitermachen, werden Sie das auch sein«, sagte Akash grimmig.
»Du sprichst, als sei meine Niederlage bereits beschlossene Sache.«
»Ist sie.« Gideon straffte seine Armmuskeln, ruckelte an seinen Handgelenken und zerriss die letzten Fäden seiner Fesseln.
»Nicht, wenn ich Charis habe.« Felix machte einen Satz, aber Gideon bewegte sich schneller als eine eindrucksvolle Kobra und griff nach ihm, noch bevor er sie in die Finger bekommen konnte.
»Die kleine Schlampe hat dir wohl deine Fesseln gelöst, was?«, grunzte Felix und versuchte, den größeren Mann niederzuringen.
Einen fürchterlichen Moment lang schwankten die beiden Männer und vollführten einen grotesken Schattentanz auf den
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