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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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nicht überlebt hätte. Wie erklärte sich sein Freund diesen plötzlichen Wandel?
    Dann erinnerte sich Gideon mit einem Mal, dass Akash ihn in der Mine ohne Zögern berührt hatte.
    »Ich denke, mit mir ist wieder alles in Ordnung«, sagte er mit belegter Stimme zu Charis, die mit glänzenden Augen zu ihm hochblickte. Ahnte auch sie, was geschehen war?
    Seine Träume waren so bescheiden und ihre Erfüllung dennoch gänzlich außer Reichweite gewesen. Hatte der Himmel nach all dem Schmerz ein Einsehen gehabt? Es überstieg fast seinen Glauben.
    »Ich muss mit Hubert sprechen«, sagte Charis ruhig. »Er sollte das mit Felix nicht von einem Fremden erfahren.«
    »So viel Rücksichtnahme hat der Hundesohn kaum verdient«, erwiderte Gideon grimmig. Sie war so stark. Wäre sie es nicht, hätte sie schon vor Wochen ihren Mann aufgegeben.
    »Ich muss es trotzdem tun.«
    Widerwillig ließ Gideon sie los und vermisste im nächsten Augenblick schon ihre Nähe. Er sah, wie sie zu ihrem Stiefbruder hinüberging, der angespannt und mit mürrischer Miene wartete. Obwohl Hubert gefesselt war, musste Gideon gegen das aberwitzige Bedürfnis ankämpfen, sie wieder in seine Arme zu ziehen, wo sie sicher wäre. Würde dieses Gefühl, sie beschützen zu müssen, je vergehen? Nicht, solange er lebte.
    Das gebrochene Stöhnen von Hubert war über den Platz zu hören. Die mürrische, abwehrende Haltung des stämmigen Grobians brach mit einem Mal in sich zusammen. Tränen rannen ihm übers Gesicht. Charis sagte etwas und legte eine Hand auf seine Schulter. Er nahm ihren Trost an, obwohl er ihn nicht verdiente. In Gideon stieg wieder Bewunderung für die Großzügigkeit seiner Frau auf. Ginge es nach ihm, würde der Dreckskerl leiden.
    Sir John kam lächelnd näher und reichte ihm die Hand. Benommen erwiderte Gideon den Händedruck. Wie einfach diese Geste doch war. Und doch wäre sie noch vor einem Tag für ihn eine schmerzhafte Tortur gewesen.
    »Sir Gideon, es gibt in der Tat immer wieder eigenartige Vorfälle. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erfreut ich bin, Sie unverletzt zu sehen.«
    »Danke, Sir John.« Gideon war immer noch übermannt von Erstaunen und Verwunderung. Der Wandel hatte sich für ihn zu schnell vollzogen, um ihm zu trauen, obwohl es mit jeder Minute wahrscheinlicher wurde, dass das Wunder geschehen war.
    »Ich gehe davon aus, dass der andere Schurke in der Mine außer Gefecht gesetzt wurde?«
    Gideon zwang sich, sich auf die momentanen Angelegenheiten zu konzentrieren. Was schwierig war, floss doch ein fremder Strom ungewohnten Glücks durch ihn. Er berichtete dem Richter kurz über die Ereignisse, seit er Charis in Winchester entdeckt hatte.
    Akash gesellte sich zu ihnen, und Gideon machte die beiden miteinander bekannt. Als Akash Stamford ihm als neuer Viscount Crambourne vorgestellt wurde, war Sir John, und das war ihm hoch anzurechnen, nur kurz verwirrt.
    »Was passiert nun?« Gideon behielt Charis und den verzweifelten Hubert im Auge.
    »Wir werden Lord Burkett nach London bringen, wo ihm der Prozess gemacht wird. Sie werden wahrscheinlich gebeten, vor Gericht zu erscheinen.« Sir John sah müde und besorgt aus. »Ich denke, ihm wird der Galgen nicht erspart bleiben. Wenn Sie jetzt mitkommen, können wir …«
    Akash unterbrach ihn sanft. »Ich werde mich um die Formalitäten kümmern. Sir Gideon ist über Nacht gefangen gehalten worden. Seine Frau ist durch das Unwetter geritten und hat seitdem keinen Schlaf mehr bekommen. Ich denke, wir sollten die Trevithicks nach Hause gehen lassen.«
    Sir John schaute beschämt, räusperte sich und nickte. »Selbstverständlich. Wie unbedacht von mir. Es gibt nichts, was nicht morgen auch noch erledigt werden könnte. Lord Trevithick, ich danke Ihnen für Ihre Mithilfe.«
    Die Männer von Penrhyn tauchten aus der Mine auf und trugen einen reglosen, mit einer schwarzen Staubschicht bedeckten Körper hinaus. Gideon wusste sofort, dass es für Felix keine Hoffnung mehr gab. Sein Blick traf den von Charis über die Lichtung hinweg, und er schüttelte den Kopf. Sie nickte, weinte aber nicht. Huberts schmerzvolles, ersticktes Schluchzen wurde schlimmer, als die Dorfbewohner Felix’ leblosen Körper an ihm vorbeitrugen.
    Mit jedem Moment fühlte sich Gideon wohler in seiner Haut. Er ging zu den Männern aus dem Dorf und bedankte sich bei ihnen. Niemand musste ihm erzählen, wie sie dem Sturm getrotzt hatten, um ihn zu finden. Schwer zu glauben, dass er fünfundzwanzig Jahre

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