Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
Magen verkrampfte sich. Er stand kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, und schaffte es gerade noch, knurrend zu sagen: »Bring das Mädchen weg.«
    Die Welt versank um ihn herum, als er anfing zu würgen. Verloren trieb er auf einem grässlichen Meer, erhellt durch purpurne Blitze, die die Schmerzen zu Höllenqualen aufflammen ließen.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war. Mit verschwommenem Blick nahm er wahr, dass Tulliver nicht mehr die Schale hielt.
    Der Geschmack in seinem Mund war widerlich, und auf seinen Kopf schlugen hundert Holzhämmer ein. Allein schon beim Atmen befürchtete er, seine Brust könnte in zwei Teile bersten.
    Eifrige Hände entfernten die widerliche Schüssel. Die gleichen Hände, weich und sanft, drückten ein nasses Tuch auf seine brennende Stirn. Er schloss die Augen und stöhnte, als er die angenehme Kühle auf seiner glühenden Haut spürte.
    In seinem Magen rumorte es noch immer. Er konzentrierte sich darauf zu atmen. Ein. Aus. Ein. Aus.
    »Akash?«, fragte er krächzend, obwohl er wusste, dass es nicht Akashs Hände waren.
    »Er ist in Portsmouth geblieben.«
    Das Mädchen. Miss Watson. Sarah.
    Er öffnete mühsam die Augen. Seine furchtbaren Kopfschmerzen wurden von Sekunde zu Sekunde schlimmer, was es ihm bald unmöglich machen würde, gerade zu sitzen.
    Seine Kleider stanken und trieften vor Schweiß. Er schämte sich entsetzlich für den widerlichen Dreck, den er gemacht hatte. »Ich hatte Tulliver doch gebeten, Sie nach draußen zu bringen.«
    Das Lächeln, das sie ihm zuwarf, war so trocken wie die Wüsten von Rajasthan. Sie kniete neben ihm auf der Bank. Ihre erstaunlich fachkundigen Hände stützten seinen Kopf. Er war so krank und schwach, dass seine Haut bei ihrer Berührung nicht vor Abscheu kribbelte. Benommen dachte er, dass es für sie nicht einfach sein konnte, ihm mit ihrem verstauchten Handgelenk zu helfen, doch der Gedanke verschwand wie ein Irrlicht.
    »Tulliver hatte alle Hände voll zu tun.« Ihre Stimme nahm einen weichen, mitfühlenden Ton an. »Fühlen Sie sich besser?«
    »Er wird höllische Kopfschmerzen bekommen. Die hat er immer nach solch einem Anfall«, sagte Tulliver ruhig.
    Gideon hatte außer dem Mädchen nichts gesehen. Nun schaute er hinter sie, wo Tulliver wartete und die Schüssel hielt.
    »Hat er diese Anfälle öfter?« Der klare Blick des Mädchens ruhte neugierig und besorgt auf ihm.
    Selbst in diesem Zustand wehrte sich sein Stolz gegen ihr Mitleid. »Ich bin kein kranker kleiner Hund, Miss Watson. Ich kann für mich selbst sprechen.«
    Ihre Mundwinkel verzogen sich bei seiner kindischen Antwort nach unten. Er bereute seine Worte im gleichen Moment, als sie ihm über die Lippen gekommen waren. Ihm zu helfen konnte keine angenehme Angelegenheit sein. Sie verdiente Dankbarkeit, keinen Groll.
    Das Pochen in seinem Kopf machte vernünftiges, zusammenhängendes Denken für ihn zunehmend schwieriger. Er schloss die Augen und unterdrückte den wiederaufkommenden Brechreiz.
    »Ich hole das Laudanum.« Tullivers Stimme drang, begleitet vom Rauschen seines Blutes, von weit her zu ihm vor.
    »Die Übelkeit ist vorbei«, stieß er hervor.
    »Sie werden mit dem Laudanum schlafen können. Sie wissen, Schlaf ist das Einzige, was Ihnen hilft. Sollen wir an einem Gasthaus halten? Ein Bett könnte besser sein, als in dieser Kutsche durchgerüttelt zu werden.«
    Ein Bett. Kühle Laken. Ruhe. Keine Gerüttel mehr. All das winkte ihm zu wie ein himmlisches Versprechen.
    Er zögerte. Er musste Penrhyn erreichen. Dringend.
    Er öffnete die Augen und sah in dem düsteren Innenraum der Kutsche in das besorgte Gesicht des Mädchens. Natürlich. Wenn sie anhielten, könnte sie wieder zu fliehen versuchen.
    Sie mussten weiterfahren. Er musste das verhasste Laudanum nehmen. Und die entsetzlichen Fantasiebilder ertragen.
    »Kein … Gasthaus.« Er schüttelte den Kopf. Selbst diese Bewegung ließ seinen Magen rebellieren. »Bring mir das Laudanum, Tulliver.«
    »Jawohl, Sir.«

    Während die Kutsche sie den ganzen Tag und in die Nacht hinein durchschüttelte, schlief Sir Gideon wie ein Toter.
    Seine katatonische Bewusstlosigkeit beunruhigte Charis zuerst. Seine Krankheit war so heftig gewesen, dass sie um sein Leben gefürchtet hatte.
    Er streckte sich unbeholfen auf der Bank aus, die für seine Größe zu kurz war.
    Sie studierte sein blasses, abgespanntes, aber dennoch schönes Gesicht. Die Muskeln um seine Augen herum waren angespannt und seine

Weitere Kostenlose Bücher