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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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brauchte. Hinter den schmalen Fassaden und den geschäftigen, anständigen Straßen barg jede Stadt ihre Schatten. Er verabscheute, was zu tun er im Begriff war, sah aber keine andere Möglichkeit, und wandte sich so von den Lichtern ab, um in das Straßengewirr der Altstadt einzutauchen.

    Das Mädchen war noch jünger als Charis, siebzehn oder achtzehn. Aber wer konnte das schon so genau sagen bei dem Leben, das diese Frauen führten?
    Sie stand in ihrer Ecke auf der Straße, ihr Gesicht hatte sich eine Spur ländlicher Frische bewahrt. Sie war sauber, und ihr Kleid ließ vermuten, dass sie trotz ihres Berufes noch einen Rest Anstand besaß.
    Gideon wählte sie vor allem deswegen aus, weil sie seiner Frau, die er im Hotel zurückgelassen hatte, in keinster Weise ähnelte.
    »He, du, Mädchen, hast du ein Zimmer?«
    Ihr Blick leuchtete auf, als sie ihn mit ihren hellen Augen anschaute. Sie waren blau oder grau, doch Gideon konnte sie in der Dämmerung kaum erkennen, obwohl sie funkelten, als sie seine feine Kleidung wahrnahm. Sie fuhr mit einer Handbewegung, die verführerisch wirken sollte, über ihr unordentlich zusammengeknotetes blondes Haar.
    »Ja. Aber das wird zehn Schillinge kosten, mien schöner Herr.«
    Zehn Schillinge waren ein Vermögen für jemanden wie sie. Er wusste, dass sie ihn gerade über den Tisch zog, aber er brachte es nicht übers Herz zu feilschen. Angesichts dessen, was wahrscheinlich passieren würde, wenn es zur Sache ging, würde sie ihr Geld verdient haben, noch bevor er fertig war.
    »Abgemacht.«
    Sie runzelte misstrauisch die Stirn. »Ich will’s Geld hier sehen.«
    Er tastete nach seiner Manteltasche und zog einen Sovereign heraus. Das Gold funkelte unheilvoll in dem schwachen Licht. Er ließ die Münze in ihre ausgestreckte Hand fallen.
    Bei der Vorstellung, ihr näherzukommen, bekam er eine Gänsehaut. Wer weiß, ob er das hier durchziehen konnte. Er hatte das Mädchen noch nicht einmal berührt und war bereits ein zitterndes Wrack. Die Möglichkeit zu versagen stieg wie ein finsteres Miasma in ihm auf.
    »Lass uns gehen«, sagte er grob.
    Das Mädchen starrte auf die Münze und schaute dann lächelnd hoch, was sie älter erscheinen ließ, als sie war. »’n ganz Eifriger, was, mien Herr?«
    Sie wartete auf eine Antwort von ihm, doch er kämpfte gerade darum, sich nicht übergeben zu müssen. Gott möge ihm beistehen. Er konnte das. Er konnte das. Er hatte seit Rangapindhi keine Frau mehr angefasst, doch war er sicherlich in der Lage, Sex mit einer Fremden zu haben, bei der es nicht darauf ankam, ob der Beischlaf in einer völligen Katastrophe endete. Sicherlich war er dafür Manns genug.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wollen’s nicht wissen, wie ich heiße?«
    Gequält schloss er die Augen. Nur das Wissen, dass Charis auf ihn wartete, hielt ihn davon ab, wieder ins Licht und in die Wärme zu fliehen.
    »Nein«, presste er durch zusammengebissene Zähne heraus. Er öffnete die Augen und sah in die schäbige Wirklichkeit. »Ich möchte nicht wissen, wie du heißt.«
    Das Mädchen schaute ihn seltsam an und deutete auf eine schmutzige Treppe hinter ihr. »Hier hoch, mien Herr.« Sie hörte sich niedergeschlagen an, aber vielleicht war es auch nur das Blut, das in seinen Ohren pochte.
    Gideon folgte der drallen Blondine blindlings nach oben in ihr Zimmer.
    Charis wusste nicht, was sie geweckt hatte. Sie konnte sich auch nicht erinnern, eingeschlafen zu sein. Sie wusste nur, dass es spät und sie allein gewesen war. Genauso wusste sie auch jetzt, dass sie in ihrem Schlafzimmer alleine war.
    Sie öffnete ihre geschwollenen Augenlider. Es war stockfinster im Zimmer. Die Dienerschaft hatte die Vorhänge zugezogen, nachdem sie das unberührte Essen abgeräumt und das kalte Badewasser weggetragen hatte. Doch als sich ihr Blick schärfte, erkannte sie die schweren Möbel aus alter französischer Eiche. Sie sahen aus, als stammten sie aus einem Château noch vor der Revolution.
    Als sie sich vorsichtig bewegte, stöhnte sie leise auf. Sie hatte das Gefühl, kleine Teufel mit spitzen Schuhnägeln unter ihren Stiefeln würden in ihrem Kopf herumtrampeln. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. In ihrem Mund hatte sie einen sauren, schalen Geschmack. Sie bewegte sich noch einmal und bemerkte, dass ihr Kleid sich um sie gewickelt hatte, als sie sich unbeholfen quer über die Bettdecke gelegt hatte.
    Leise stöhnend setzte sie sich auf. Zitternd hob sie eine Hand an ihr

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