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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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inne und zwang sich, weiterzusprechen. Sie war es leid, gegen Hirngespinste zu kämpfen. Die Wahrheit konnte nicht schlimmer sein als die Phantome in ihrem Kopf. »Bist du krank, weil … weil du mit diesen Frauen in Indien zusammen warst?«
    Er schreckte zurück. Einen grausamen Moment lang fragte sie sich, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag.
    »Du meinst eine Geschlechtskrankheit?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nichts. Im Gegenteil, mein Körper funktioniert bestens. In jeglicher Hinsicht.«
    Die Betonung kam ihr seltsam vor. »Was willst du …?« Dann wurde ihr klar, was er damit sagen wollte. »Oh.«
    »Was bringt es, zu lügen? Da wir jetzt auf so engem Raum zusammen sind, wird sich mein Zustand nicht lange verheimlichen lassen.« Durch den Alkohol lallte er leicht und hatte sich nicht mehr ganz unter Kontrolle. Sie zweifelte daran, dass er so offen und ehrlich mit ihr sprechen würde, wäre er nicht angetrunken. Seine Stimme zitterte vor Gefühl. »Ich verzehre mich nach dir.«
    Die Flamme der Kerze brannte, ohne zu flackern. Stille brach aus. Zog sich in die Länge.
    Ein Stück Kohle explodierte hinter dem Kaminrost und durchbrach die Spannung. Charis’ lahmgelegtes Hirn begann wieder zu arbeiten. Und die harte Realität ließ seine Lüge in einem nüchternen Licht erscheinen. Wie konnte sie nur gut über ihn denken? Er war noch viel grausamer als ihre Stiefbrüder. Die konnten wenigstens ihr Herz nicht verletzen. Gideon schon.
    »Mach dich nicht über mich lustig«, sagte sie scharf und rieb sich die Arme.
    »Wenn sich hier über jemanden lustig gemacht wird, dann über mich.« Aus jedem Wort klang Verzweiflung. Seine Augen waren auf sie gerichtet. Abrupt stand er auf und riss sich den Mantel von den Schultern. »Dir ist kalt. Zieh wenigstens das an.«
    »Danke.« Ihre eisigen Hände griffen nach dem Kleidungsstück. Als sie es überzog, nahm sie die Wärme und den feinen Zitronenduft Gideons wahr. Es war fast so, als berührte er sie. »Du willst mich doch gar nicht. Du springst sofort drei Meter weg, wenn ich in deine Nähe komme.«
    Er lachte kurz und grimmig auf, während er wieder in den Stuhl sank. Dann lehnte er den Kopf zurück und schaute auf die schemenhafte Decke. »Das ist das Schlimmste an meinem Leiden, mein geliebtes Weib. Ich kann etwas wahnsinnig wollen, es aber nie haben können. Eine Strafe, die einer verdammten griechischen Sage würdig ist.«
    Sie schüttelte den Kopf und achtete nicht weiter auf ihre stechenden Kopfschmerzen. »Du hast gesagt, du wärst nicht krank.«
    »Ich habe gesagt, mein Körper funktioniert. Das Problem, meine Liebste, ist mein Kopf. Ich hätte dich warnen sollen, bevor du dich für dein ganzes Leben an mich bindest. Dein Ehemann ist von Teufeln besessen.«
    Meine Liebste? Einen Moment lang versank die Welt um sie herum im Nichts. Hatte sie sich die Koseworte nur eingebildet? Bestimmt. Sie war nicht seine Liebste. Er konnte es kaum ertragen, mit ihr in einem Raum zu sein.
    Sie riss sich mit letzter Mühe noch einmal zusammen und ging auf das, was er gesagt hatte, ein. »Du bist nicht verrückt«, sagte sie zitternd. Sie war felsenfest davon überzeugt.
    Er griff nach den Holzlehnen seines Stuhles, als ob sie seine einzige Verbindung zur Wirklichkeit wären. »Wenn ich nicht schon verrückt bin, so wird es mich meine Ehe machen.«
    Wovon sprach er da? Ihr benommener Kopf bemühte sich, Tatsachen und Fantasie voneinander zu unterscheiden. Sie verstand nicht, was ihn quälte oder was sie tun konnte, um ihm zu helfen. Doch es war erstaunlicherweise eindeutig, dass das, was sie als zwingende Wahrheit angenommen hatte, vollkommen falsch war.
    »Du willst mich?«, fragte sie verwundert.
    Wieder verzogen sich seine Lippen zu einem grimmigen Lächeln, und endlich schaute er sie an. »Zweifellos.«
    Sie ließ die Arme herunterfallen und trat näher. »Das bedeutet doch sicherlich …«
    Er sprang auf und taumelte zurück. »Verdammt, Charis, fass mich nicht an.«
    Er drückte sich gegen die Wand. Sie hörte das ungleichmäßige Rasseln seines Atems. Sie blieb stehen und runzelte die Stirn. »Ich darf dich nicht berühren, und dennoch sagst du … du willst mich.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich verrückt bin.«
    Plötzlich kamen Erinnerungen in ihr hoch und ergaben auf einmal einen Sinn. Wenn an dieser eigenartigen Situation überhaupt etwas Sinn ergab. Sie sprach langsam. »Du kannst niemanden berühren. Darum warst du nach Portsmouth krank. Wegen

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