Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
Vom Netzwerk:
klebriges Gesicht. Jetzt erinnerte sie sich. An jeden erbärmlichen Moment. Bis sie benommen zusammengebrochen war.
    Sie hatte mit flatternden Nerven darauf gewartet, dass Gideon von seinem Spaziergang zurückkehrte. Mit flatternden Nerven und in aufrichtiger Sorge. Nach Gideons Täuschungsmanövern war es sehr unwahrscheinlich, dass in ihrer ersten Nacht auf Jersey Felix und Hubert hereingeplatzt kämen. Doch ohne ihren Galahad, der sie alleine zurückgelassen hatte, fühlte sie sich verloren und schutzlos.
    Eine Stunde verging. Zwei Stunden. Ihre Besorgnis schlug in gekränktes Selbstwertgefühl um. Sie wusste, warum er sie mied. Er konnte es nicht ertragen, sie zu berühren.
    Sie wollte ihn am liebsten zum Teufel schicken. Sie wollte ihn am liebsten anflehen, sie so zu lieben, wie sie ihn liebte.
    Die Wut nagte unablässig an ihr, und so trank sie den Champagner, als könnte sie es Gideon damit heimzahlen. Selbst nachdem ihr übel geworden war, trank sie weiter. Sie trank, bis die Flasche leer war und der Raum sich in einem eigenwilligen Walzer um sie herum drehte.
    Zwangsläufig begann ihr leerer Magen irgendwann zu rebellieren, und ihr wurde fürchterlich schlecht. Da war es schon nach Mitternacht und von ihrem Ehemann noch weit und breit nichts zu sehen. Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie den Tag über unterdrückt hatte. Schmerzhafte, demütigende, nicht aufzuhaltende Tränen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und grub ihre Nägel in die Handinnenflächen, während sie um Beherrschung rang. Doch nichts half. Von fürchterlichen Weinkrämpfen geschüttelt, hatte sie sich dann auf ihr Bett gerollt und war wohl weinend eingeschlafen.
    Um nun mit Kopfschmerzen, einem rumorenden Magen und einem Herz voller Scham aufzuwachen.
    Sie fragte sich, wie spät es wohl war. Ihre schweren Glieder legten die Vermutung nahe, dass sie noch nicht genug geschlafen hatte, um ihre Müdigkeit zu überwinden. Vielleicht war es aber auch der Champagner, der die Schmerzen verursachte. Nie zuvor hatte sie mehr als ein oder zwei Gläser getrunken. Der schale Geschmack in ihrem Mund ließ sie still geloben, in Zukunft nicht einmal mehr auch nur ein Glas zu trinken.
    Im Gasthof war es still, und auch von der Straße drang kein Laut nach oben. Es fühlte sich an, als wäre sie von einem dunklen Kokon umgeben. Für immer allein.
    »Hör auf damit«, flüsterte sie. Warum sie leise sprach, konnte sie nicht sagen. Sie war allein.
    Und doch hatte sie etwas gestört.
    Sie hielt den Atem an und horchte.
    Kein Laut.
    Gideon war offensichtlich noch nicht zurückgekehrt.
    Hol ihn der Teufel.
    Sie sollte sich hinlegen und ihrem pochenden Kopf Ruhe gönnen. Immer noch saß sie angestrengt da, bemüht, das noch so kleinste Geräusch durch die sie umgebende Dunkelheit wahrzunehmen.
    Ganz vorsichtig erhob sie sich von der Bettkante.
    Im Zimmer nebenan rührte sich nichts.
    Angst lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Was, wenn Felix und Hubert dort auf sie lauerten, um sie zurück nach Holcombe Hall zu bringen?
    Mit zittrigen Händen nahm sie einen schweren Porzellankrug von einer Kommode, der durch seinen blassen Glanz in der Dunkelheit leicht ausfindig zu machen war. Das Gefäß war zwar nicht gerade eine Waffe, aber sie fühlte sich auf diese Weise ihrem Schicksal nicht vollkommen ausgeliefert.
    Sie rollte ihre Zehen gegen die Kälte ein und tapste barfuß zur Tür. Der Salon dahinter war still und leer. Das Feuer war zwar schon heruntergebrannt, doch seine schwache Glut ließ erkennen, dass niemand da war.
    Abgesehen von …
    »Ich weiß, dass du da bist.« Erleichterung, gemischt mit einer Dosis stärker werdender Verwirrung, kam in ihr auf. Ihre Stimme klang kratzig und ungewohnt. Beim Sprechen tat ihr der Kopf weh.
    Keine Antwort.
    Sie ging tiefer ins Zimmer hinein. Der Boden unter ihren Füßen war kalt. Sie machte noch einen Schritt, um wenigstens auf dem Teppich zu stehen und ihre Zehen in die Wolle eingraben zu können.
    Weiterhin Stille.
    Ihre Lippen verzogen sich vor Wut zu einem dünnen Strich. »Tu nicht so, als wärst du nicht da.«
    Noch mehr Stille.
    Sie beugte sich vor und setzte das Gefäß auf dem Boden ab. Sie würde es nicht brauchen, außer sie verlöre vor Wut die Beherrschung und zerschmetterte es auf Gideons Dickschädel.
    Würde er mit diesem albernen Spiel fortfahren?
    Sie hörte einen schauernden Seufzer aus der dunkelsten Ecke des Raumes. »Woher weißt du, dass ich da bin?«
    »Ich weiß immer, wenn du in meiner

Weitere Kostenlose Bücher