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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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man seine Gemahlin auf ihr Lager bettete. »Gibt es nichts, was ich tun könnte?«, fragte er besorgt.
    »Betet für Eure Gemahlin, Mylord«, sagte die Kammerfrau und verschwand dann mit den Tüchern, die sie dem Mädchen abgenommen hatte, durch der Tür.
    Der Baron fühlte sich in diesem Augenblick so hilflos wie ein Kind, das allein nicht mehr aus dem Wald herausfindet. Er stand noch eine Weile ratlos vor der Tür, wandte sich dann aber um. Vielleicht hat Celeste recht, ich sollte für Nicole beten, dachte er und begab sich dann zu der kleinen Burgkapelle.
    Unterwegs begegnete ihm der Medikus, den die Magd offenbar gerade aus dem Bett geholt hatte, denn seine Kleider saßen auffällig unordentlich. Er verneigte sich kurz vor dem Baron, da rief dieser ihm auch schon zu: »Dass Ihr mir ja auf mein Weib und das Kind achtgebt! Lasst sie nicht zu Schaden kommen, sonst habt Ihr die Anstellung in meinen Diensten verwirkt!«
    Der Medikus, ein Mann mit ergrautem Haar und verwaschenen Gesichtszügen, nickte untertänig und setzte dann seinen Weg fort.
    Im Hof wartete Fellows auf Ravencroft. Die Nachricht, dass seine Herrin niederkam, schien ihn ebenfalls sehr mitzunehmen. Sein Gesicht war kreidebleich, und seine Lippen zitterten, als er fragte: »Wie geht es Eurer Gemahlin?«
    »Sie bekommt mein Kind, mehr kann ich dir nicht sagen. Beten wir, dass Gott uns diesmal gnädig sein möge.« Damit lief Ravencroft weiter zur Kapelle.
    Vor dem Altar angekommen, kniete er mit gesenktem Kopf vor der Muttergottes, die das Jesuskind auf dem Arm hielt, nieder und bat darum, dass seine Gemahlin und auch sein Kind überleben mögen.
    Das Morgenlicht fiel strahlend durch die Kirchenfenster und zeichnete deren Ornamente auf den Steinfußboden vor ihm. Ravencroft hatte dafür keinen Blick. Er versuchte, ganz in die Psalmen einzutauchen, um sicherzugehen, dass sie Gott auch erreichten.
     
    Nicole hatte das Gefühl zu zerreißen. Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen und waren zunehmend heftig. Gleichzeitig wurde ihr die Luft immer unerträglicher. Von Wasserdampf, Schweiß und dem Geruch ihres Fruchtwassers erfüllt, wirkte sie so dick, als könnte man sie in Scheiben schneiden. Dabei war das noch gar nicht das Schlimmste.
    Der Medikus, den ihr Mann ihr geschickt hatte, wirkte erschreckend hilflos. Er mochte vielleicht in der Lage sein, Magenschmerzen zu kurieren und Brüche zu schienen, doch Ahnung von der Hebammenkunst hatte er nicht. Das war Nicole klargeworden, als er sie kurz nach seinem Eintreffen geradezu stümperhaft untersucht hatte.
    »Warum keine Hebamme?«, hatte die Baronin Celeste zugeflüstert, als der Medikus unter dem Laken verschwunden war, das man über ihre Beine gespannt hatte.
    Ihre Kammerfrau hatte den Blick gesenkt und geantwortet: »Der Baron hat befohlen, dass sich der Leibarzt um Euch kümmern soll.«
    Auf diese Antwort hin wäre Nicole beinahe ein Fluch über die Lippen gekommen.
    Verdammter Ravencroft!, dachte sie. Will er mich umbringen, indem er mich in die Hand eines solchen Hohlkopfes gibt? Warum kann ich nicht eine Hebamme haben wie jede Frau!
    Der erneut heraufziehende Zorn verebbte unter einer weiteren Schmerzwelle.
    Nicole klammerte sich an ihren Schenkeln fest, da sie spürte, wie ihre Kraft allmählich schwand. Hin und wieder hatte sie beobachtet, wie die Mägde blutdurchtränkte Tücher fortgeschafft hatten.
    »Wann kommt es denn endlich!«, schrie sie verzweifelt auf, und auf einmal überkam sie Todesangst.
    Erneut schob der Medikus eine Hand unter das Laken, und in ihrem Schmerz bemerkte Nicole nicht einmal, wie er in sie hineinfuhr.
    »Der Muttermund ist offen, eigentlich müsste es …« Der Medikus brach ab, als hätte er gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht.
    »Was ist?«, fuhr Nicole ihn an. Ohne dass sie es verhindern konnte, sanken ihre Arme kraftlos auf das Bett.
    Der Medikus beachtete sie nicht weiter. »Sagt dem Baron Bescheid«, rief er den Frauen zu. »Er soll unverzüglich herkommen.«
    Celeste blickte den Arzt, der auf einmal kalkweiß geworden war, erschrocken an, dann stürmte sie aus der Tür. Draußen schnappte sie sich den erstbesten Mann, der ihr über den Weg lief.
    Es war John, der Laufbursche. Schon von Kindesbeinen an stand er im Dienst des Barons, und erst vor kurzem war er selbst Vater geworden.
    Seinem Weib hat eine Hebamme beigestanden und kein Medikus, ging es Celeste durch den Sinn, doch laut sagte sie: »Lauf in die Kapelle und hol den Baron.

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