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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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Fußfessel ab und führte sie durch einen Gang, der nur schwach von Fackeln erhellt war. Vor einer schwerbeschlagenen Eichentür machten sie halt.
    Als sie eintraten, entdeckte Aimee Woodward und drei Geistliche hinter der Gerichtsbank. Einer der Geistlichen war eindeutig ein Pater, die anderen beiden seine Gehilfen.
    Ohne dass sich ihr einer von den dreien vorstellte, begannen sie mit der Befragung.
    »Wie ist dein Name?«, fragte der Pater, der in der Mitte saß. Er hatte schon etliche Jahre auf dem Buckel, und sein Amt hatte seine Gesichtszüge ausgemergelt und seine Augen tiefer in seine Höhlen sinken lassen.
    »Aimee«, antwortete sie.
    »Hast du keinen Nachnamen?«
    »Den habe ich, aber jedermann nennt mich nur bei meinem Vornamen.«
    »Wie alt bist du?«, fragte der Inquisitor weiter.
    »Zwanzig Jahre, Pater.«
    »Das kannst du mit Gewissheit sagen?«
    »Mein Vater hat mich das Zählen gelehrt«, entgegnete sie und bemerkte, dass er erstaunt die Augenbrauen hochzog.
    »Stimmt es, dass du eine Hexe bist?«, fragte er weiter.
    Aimee schnappte empört nach Luft. »Nein, ich bin keine Hexe. Ihr etwa?«
    Der Pater schnaufte, die Hilfsgeistlichen bekreuzigten sich, und Woodward setzte ein Grinsen auf. Offenbar sah er sie schon auf dem Scheiterhaufen brennen.
    »Die Leute erzählen, dass man dich beobachtet hat, wie du über den Wald geflogen bist. Kannst du fliegen, Weib?«
    Die Schäferin zog erstaunt die Augenbrauen hoch und antwortete: »Ebenso, wie ein Fisch laufen kann. Oder entdeckt Ihr vielleicht Schwingen auf meinem Rücken?«
    Auf diese Antwort konnten sich die beiden Gehilfen des Paters ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Man sagt auch, du könntest Zaubertränke mischen.«
    »Warum fragt Ihr, Herr?«, gab sie unerschrocken zurück, denn sie spürte, dass sie nur so gegen das Gericht bestehen konnte. Wenn die drei Männer ihr die Angst ansahen, war sie verloren. »Leidet Ihr etwa an Impotenz? Dazu muss ich allerdings sagen, dass in dem Fall keine Zaubertränke helfen, sondern lediglich strenges Fasten und Beten. Und eine Sitzung über glühenden Kohlen.«
    Wieder ertönte Gelächter, und die Köpfe der jungen Geistlichen wurden puterrot. Der plötzliche Schrei des Paters ließ augenblicklich Ruhe einkehren.
    »Du wagst es, mir solch eine Blasphemie an den Kopf zu werfen?«
    Aimee blickte ihm direkt in die Augen. »Ich bin keine Hexe, ich war nie eine und werde nie eine sein.«
    »Hinaus!«, schimpfte er, als die Worte seinen Verstand erreicht hatten. »Schafft mir dieses Weib aus den Augen. Wir wollen sehen, ob sie auf der Streckbank eine ebenso lockere Zunge hat!«
    Augenblicklich ergriffen die beiden Wächter die Schäferin und führten sie hinaus.
    An ihrer Zellentür angekommen, sagte einer von ihnen: »Von allen Weibern, die wir schon zum Verhör geführt haben, war keines so frech wie Ihr.«
    »Ich habe nur die Wahrheit gesagt, nichts anderes«, entgegnete Aimee mit einem schwachen Lächeln. Sie wusste, dass es sie letztlich nicht retten würde.
    »Behaltet Euer frohes Gemüt, bald schon werdet Ihr nichts mehr zu lachen haben«, entgegnete daraufhin der andere.
    »Ich weiß«, flüsterte sie und trat dann in das Dunkel der Zelle.
    Die beiden schlossen sie wieder an das Fußeisen und drückte die Tür zu.
    Sobald sie allein war, hockte sich Aimee in die Ecke und senkte den Kopf. So gern sie es auch getan hätte, weinen konnte sie nicht. Der Gedanke an den Baron zerriss ihr beinahe das Herz. Obwohl sie insgeheim hoffte, ja sich danach verzehrte, ihn wiederzusehen, wünschte sie um seinetwillen, dass er nicht in die Falle tappen möge, die Woodward ihm stellen wollte.
    Aber wahrscheinlich würde Ravencroft nie erfahren, dass sie hier im Kerker saß …
     
    Noch bevor die Sonne ihren mittäglichen Zenit überschritt, nahmen wie befohlen die Männer aus der Baronie Ravencroft auf dem Hof Aufstellung. Die meisten von ihnen waren Soldaten, aber auch einige Zivilsten waren dem Ruf ihres Herrn gefolgt.
    Ravencroft stand im Bogengang, umgeben von einigen Getreuen, die bereits ihre Waffenröcke angelegt hatten. Bei George stand das noch aus, denn er hatte zuvor dafür sorgen müssen, dass Nicoles Arrest auch während seiner Abwesenheit fortbestand.
    Nun erhob er seine Stimme gegenüber den Anwesenden.
    »Männer aus Ravencroft, hört mich an! Wie mir gerade zu Ohren gekommen ist, versucht unser Nachbar, der Baron of Woodward, zum wiederholten Male, einen Krieg anzuzetteln. Er hat die Schäferin Aimee, die

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