Fesseln des Schicksals (German Edition)
an, die Figuren wieder aufzustellen.
Scott stand auf.
«Setz dich wieder hin», befahl Klaus ihm wütend. «Du schuldest mir eine Revanche.»
«Ich sage doch, dass ich keine Lust habe.»
«Das schuldest du mir.»
«Ich schulde dir überhaupt nichts. Du hattest deine Chance.»
Heftig presste Klaus die Kiefer aufeinander. Aber Scott beachtete ihn nicht. «Ganz schön dicke Luft hier drin. Ich mache wohl lieber einen Spaziergang», sagte er, wandte sich zur Tür und verließ den Raum, nicht ohne noch einmal seinen Ball in die Luft zu werfen.
In diesem Moment explodierte Klaus. Als er aufsprang, warf er rücksichtslos den Stuhl und den Tisch mit dem Schachbrett um und rannte Scott hinterher. Dann stürzte er sich mit einem solchen Zorn auf ihn, dass beide ins Treppenhaus taumelten, dort zu Boden fielen und polternd die Treppe bis zum Eingangsbereich im Erdgeschoss herunterrollten. Noch bevor Scott sich aufrichten und wehren konnte, war Klaus schon wieder über ihm. Er packte Scott mit wahnsinniger Wut, riss ihn hoch und beförderte ihn mit einem weiteren Schlag vor das Gebäude in den Matsch, wo Scott benommen liegen blieb.
Aufgeschreckt vom Lärm, liefen die Kommilitonen aus den angrenzenden Schlafräumen aus dem Haus.
Als Scott jetzt Anstalten machte, sich zu erheben, packte Klaus ihn erneut, riss ihn nach oben und versetzte ihm einen Schlag, der seine Lippe aufplatzen ließ und ihn erneut zu Boden streckte. Scott hatte keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, und schirmte sein Gesicht mit den Armen ab, als Klaus sich auf ihn stürzte.
«Mach ihn fertig!», riefen jetzt einige der Kommilitonen, die sich trotz des strömenden Regens im Kreis um die beiden aufgestellt hatten. Mit dem lauter werdenden Geschrei geriet Klaus vollkommen außer Kontrolle.
Ein heftiger Treffer in die Magengrube zwang Scott dazu, seine Deckung aufzugeben. Der nächste Fausthieb traf ihn hart am rechten Wangenknochen. Er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
Jetzt verstummten die Zuschauer. Wenn Klaus weiter so auf Scott einprügeln würde, würde er ihn noch umbringen. Richard, der sich zwischen den Schaulustigen nach vorne gedrängelt hatte, versuchte sich Gehör zu verschaffen und jemanden um Hilfe zu bitten. Und da die Situation immer ernster wurde, ließen sich ein paar der Kadetten davon überzeugen, dass man die Kämpfenden trennen musste.
Drei von ihnen packten Klaus und hielten ihn fest, zwei weitere waren nötig, um ihn von seinem Gegner wegzuziehen. Richard stellte sich schützend vor Scott.
«Das ist noch nicht das letzte Wort, Yankee!», drohte Klaus und rang mit den jungen Männern, die all ihre Kräfte aufbieten mussten, damit er nicht wieder auf Scott losging.
Scott saß im strömenden Regen auf dem Boden. Beim Versuch aufzustehen, taumelte er und rutschte dabei fast im Matsch aus.
«Ich fordere Genugtuung!», schrie Klaus außer sich.
Richard packte Scott am Arm, um ihm aufzuhelfen. Sein Freund konnte sich kaum auf den Beinen halten. Seine Lippe blutete stark, und er rang nach Luft. Das rechte Auge war fast völlig zugeschwollen.
«Morgen früh um sechs! An der kleinen Bucht!»
«Bist du wahnsinnig geworden, Klaus? Duelle sind verboten, man wird euch hinauswerfen», warnte Richard, der Scott noch immer stützte. Aber Klaus ignorierte seine Warnung einfach. «Ich erwarte deine Sekundanten», schrie er wütend.
«Da kannst du lange warten, ich werde dir keine Sekundanten schicken», antwortete Scott mühsam. Mit einer Hand tastete er vorsichtig nach seiner Lippe.
«Was?»
«Du hast es gehört. Ich habe nicht die geringste Absicht, mich mit dir zu schlagen.»
Klaus spuckte verächtlich aus. Niemals hätte er eine solche Antwort erwartet. «Feigling!», brüllte er.
Keiner der Anwesenden hätte zugelassen, dass jemand vor so vielen Zeugen seine Männlichkeit in Zweifel zöge. Keiner außer Scott.
«Ich werde trotzdem warten», rief Klaus.
«Dann wirst du umsonst warten. Ich werde nicht kommen. Ich werde mich mit niemandem schlagen!», schrie jetzt auch Scott, während ihm der hinunterprasselnde Regen Blut und Dreck aus dem Gesicht wusch. Alle sollten ihn hören.
«Wenn du nicht kommst, werden alle erfahren, was für ein Feigling du bist», drohte ihm Klaus erneut.
«Sollen sie denken, was sie wollen. Ich komme auf keinen Fall. Und selbst wenn ich käme und du mich tausend Mal umbrächtest, Schach kannst du deshalb immer noch nicht spielen.»
Einige der Anwesenden warfen sich eindeutige Blicke
Weitere Kostenlose Bücher