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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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Abschluss machst.»
    «Ich weiß. Mama hat mir geschrieben.»
    «Kürzlich habe ich mit deinem Vater geredet. Er wird es zwar niemals zugeben, aber es ist ihm sehr schwergefallen, dich hierher zu verbannen.»
    Bei der Erwähnung seines Vaters reagierte Scott abwehrend.
    Sicherlich war General Sanders nie sehr glücklich darüber gewesen, dass seine Tochter einen irischen Einwanderer geheiratet hatte. Aber seine Familie drohte in Schulden zu versinken, als dieser Mann, der zwar keinen gesellschaftlichen Hintergrund, aber sehr viel Geld hatte, um die Hand seiner Beatriz anhielt. Beatriz bot sich an, für ihre Familie dieses Opfer zu bringen, und aus Angst, seine Stellung in der guten Bostoner Gesellschaft zu verlieren, hinderte der General sie nicht daran. Seither hatte er unter ständigen Gewissensbissen zu leiden, die sich in einem heftigen Groll seinem Schwiegersohn gegenüber äußerten. Im Laufe der Jahre hatte er dann aber feststellen müssen, dass seine Tochter eigentlich glücklich war. Und wäre ihr Verhältnis ein anderes gewesen, hätte er Raymond O’Flanagan wahrscheinlich sogar bewundert. Vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, endlich seinen Frieden mit ihm zu machen.
    «Es kümmert mich nicht, was er denkt», brummte Scott.
    «Das sollte es aber. Du weißt, dass er dich sehr liebt.»
    «Es sieht nicht danach aus.» Scott runzelte die Stirn.
    «Wollen wir ein paar Schritte gehen?»
    Scott nickte. Trotz ihrer unterschiedlichen Weltsichten war es für Scott immer einfach gewesen, mit seinem Großvater zu reden.
    Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her. Sie verließen das bebaute Gelände und liefen bis zum Wald am Fluss entlang.
    «Wie geht es dir hier?», fragte der General.
    «Für meinen Geschmack legt man hier ein bisschen zu viel Wert auf Ehre.»
    Charles Sanders kannte den Sarkasmus seines Enkels zur Genüge. «Du meinst damit den Zwischenfall mit Leutnant Fritz?»
    Überrascht zog Scott die Augenbrauen hoch. «Wie hast du davon erfahren, Großvater?»
    «Nun, man hat mich nicht grundlos zum General befördert.»
    «Und? Willst du mir jetzt auch vorwerfen, dass ich ein Feigling bin?»
    «Ich habe nie geglaubt, dass du ein Feigling bist, und das werde ich auch jetzt nicht tun. Manchmal braucht es sehr viel mehr Mut, sich den anderen entgegenzustellen, als alles mitzumachen. Scott, ich weiß, dass du deinen Onkel sehr geliebt hast, aber es ist langsam Zeit, ihn loszulassen.»
    Scotts Miene verdüsterte sich.
    «Ich habe ihn auch geliebt, Scott. Er war mein Sohn. Aber du musst lernen, dass das Leben weitergeht. Er war nicht wie du. Such nicht nach Schuldigen. Das Schicksal hat bestimmt, dass er sein Leben verliert.»
    «Es hatte mit dem Schicksal nichts zu tun, Großvater. Das, was ihn umgebracht hat, war der Wunsch, niemanden zu enttäuschen.»
    «Ich kann nicht von dir erwarten, dass du das verstehst, Scott, aber er hat getan, was er in diesem Moment für richtig hielt.»
    «Er hat sich töten lassen, Großvater!»
    «Es war ein Unfall, Scott. Er ist in einem Duell gestorben.»
    «Du irrst dich. Ich weiß, dass es kein Unfall war. Nachdem er aus dem Westen zurückgekommen war, hatte er sich verändert. Bisher habe ich es noch nie jemandem erzählt und werde es auch nicht wiederholen, aber in der Nacht vor dem Duell war ich bei ihm. Ein Freund hatte mir erzählt, dass Lead sich am nächsten Morgen schlagen würde. Es war fast Mitternacht, als ich ankam. Die Dienstboten hatten sich schon zurückgezogen. Du selbst warst damals für ein paar Tage in Washington.»
    General Sanders lauschte aufmerksam den Worten seines Enkels. Er hatte nicht gewusst, dass Scott in der Nacht vor dem Duell mit seinem Sohn gesprochen hatte.
    «Lead war betrunken. Ich bat ihn, nicht noch mehr zu trinken, aber er hörte nicht auf mich. Er war am Boden zerstört, Großvater. Seine Augen hatten diese Freude verloren, die er immer ausgestrahlt hatte. Er erzählte mir davon, was er im Westen alles getan hatte. Er erzählte mir von den Grausamkeiten, die er in seinen Feldzügen gegen die Indianer begangen hatte. Frauen und Kinder hatte er ermordet. Und nur, um ihnen ihr Land zu rauben. Ihn quälten schreckliche Gewissensbisse, weil das Blut unschuldiger Menschen an seinen Händen klebte. Die Grundsätze, die ihm als Fundament für sein Leben dienten, waren wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Sein Leben hatte jeden Sinn verloren.»
    «Das … das wusste ich nicht.»
    «Er hätte es niemals zugegeben. Er wollte lieber

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