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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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eine Abkürzung durch den Wald nehmen müssen, wenn sie die Wachen am Tor umgehen wollten.
    Im Alkoholrausch murmelte Richard unzusammenhängende Sätze und Worte. Und da er sogar zum Gehen zu betrunken war, blieb Scott nichts anderes übrig, als sich seinen Freund quer über die Schultern zu legen und ihn zu tragen. Obwohl Scott in den letzten Jahren an Kraft gewonnen hatte, war Richard doch größer und kräftiger. Aber Scott gab nicht auf. Er würde rechtzeitig zurück sein, und wenn er sich noch so sehr anstrengen müsste.
    Nur ein paar Minuten nachdem Scott den Freund in sein Bett gelegt und zugedeckt hatte, machten die Verantwortlichen die Runde durch das Stockwerk.
    ***
    Beim Aufwachen plagten Richard sofort fürchterliche Kopfschmerzen. Zwar erinnerte er sich nicht mehr an alle Einzelheiten, aber das ununterbrochene Hämmern in den Schläfen und das sich wie ein Kreisel um ihn drehende Zimmer machten ihm klar, dass er zu viel getrunken hatte. Ungeduldig wartete Richard darauf, dass Klaus und Arnold den Raum verließen, um endlich mit Scott reden zu können. Er musste unbedingt die Lücken in seinem Gedächtnis füllen, oder er würde verrückt werden.
    «Ich glaube, ich habe gestern zu viel getrunken …»
    «Uff», schnaubte Scott. «Wenn ich dich gelassen hätte, wärst du im Alkohol ertrunken. Diese Charlotte muss ja eine einzigartige Frau sein, wenn ein Mann wie du wegen ihr dermaßen den Kopf verliert.»
    Richard presste die Kiefer aufeinander. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie überhaupt erwähnt zu haben. «Was habe ich über sie erzählt?»
    «Eigentlich nichts. Vielleicht hast du fallengelassen, dass …»
    «Was?» Mit ein paar Schritten war Richard bei Scott, packte ihn und drückte ihn gegen die Wand. Scott versuchte nicht einmal, Gegenwehr zu leisten.
    Ein Schweißtropfen rann Richard die Stirn hinunter. Er stand kurz davor, die Nerven zu verlieren.
    «Nichts, mein Freund, mach dir keine Sorgen», beschwichtigte Scott ihn schnell. «Du hast keine schrecklichen Geheimnisse ausgeplaudert. Nur die typischen unzusammenhängenden Sätze eines Verliebten, der zu viel getrunken hat.»
    Scotts Worte hörten sich ehrlich an. Vielleicht war er ein bisschen paranoid. Aber die Vorstellung, dass er das Geheimnis, das ihm anvertraut worden war, weitererzählt hatte, zehrte an seinen Nerven. Er schwor sich, nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren. Das Risiko war zu groß. Dann spürte er, wie die Anspannung nachließ.
    Langsam ließ er Scott los und sah beschämt zu Boden. «Es tut mir leid. Verzeih mir. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.»
    «Wahrscheinlich ist es die Liebe. Sie kann einen Mann ganz verrückt machen. So sagt man zumindest …»

    Nach diesem Zwischenfall erwähnte Richard nie wieder den Namen Charlotte, und Scott wollte es ihm leichter machen und tat so, als hätte die Nacht, in der sein Freund sich in Bennys Kneipe betrunken hatte, nie stattgefunden.
    Die Monate schritten schnell voran. Plötzlich hatte schon die Zeit der Abschlussprüfungen begonnen, und Richard lernte ohne Unterlass. Bei allen Kommilitonen war Aufregung spürbar. Bald schon wäre das letzte Studienjahr vorüber und damit ihre Zeit auf der Akademie. Eine Etappe ihres Lebens würde zu Ende gehen.
    ***
    Eines Abends bemerkte Richard, dass Klaus’ Bett noch unberührt war, obwohl schon in wenigen Minuten das Licht gelöscht werden musste. «Hast du Klaus gesehen?», fragte er Arnold, der rasch den Kopf schüttelte.
    «Wo kann er nur stecken?», murmelte Richard.
    Scott warf sich auf sein Bett. Er war müde und wollte schlafen. «Mach dir um ihn keine Sorgen. Eine Woche vor dem Abschluss wird selbst dieser Idiot nichts anstellen, was sein Offizierspatent gefährden könnte.»
    Arnold stand vor dem Fenster. Während der letzten halben Stunde hatte er unaufhörlich in die Dunkelheit gestarrt. Er wirkte nervös. Richard wandte sich erneut an ihn. «Du weißt doch etwas!»
    Arnolds Miene ließ keinen Zweifel darüber aufkommen.
    «Sag mir, wenn du etwas weißt», drängte ihn Richard. «Es ist wichtig.»
    Arnold zögerte. «Er trifft sich mit einer Frau.»
    «Sieh einer an!», rief Scott überrascht aus.
    «Wo?», fragte Richard, der Scotts Ausruf überhörte.
    «Ich glaube, im alten Schuppen.»
    «Ist er verrückt geworden? Wie konntest du ihm das durchgehen lassen? Wenn sie ihn auf dem Gelände mit einer Frau erwischen, werden sie ihn sofort hinauswerfen.»
    «Ich habe versucht, es ihm auszureden»,

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