Fesseln des Schicksals (German Edition)
Stroh breiteten sich die Flammen rasch aus.
Nur wenige Meter vom Brandherd entfernt lag Richard halb bewusstlos am Boden.
In Windeseile kletterten die Flammen an den Holzplanken der Wände hoch, und der Rauch machte das Atmen fast unmöglich. Schnell rannte Scott zu Richard, um ihm aufzuhelfen, während Klaus verzweifelt versuchte, das Feuer mit seiner Jacke zu ersticken. Aber es war sinnlos.
«Wir müssen hier raus», rief Scott und schleifte Richard in Richtung Tür.
Inzwischen hatte das Feuer einen alten Holzkarren erfasst. Der Rauch wurde immer dichter.
Scott hielt sich Nase und Mund mit seinem Halstuch zu und zog Richard das letzte Stück nach draußen. Sobald sie in Sicherheit waren, ließ er seinen Freund fallen.
Noch immer benommen und von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt, blieb Richard auf dem Boden liegen.
«Und Klaus?», rief er, als er sah, dass jede Spur von ihrem Zimmergenossen fehlte.
Scott sah sich um, konnte ihn aber nicht entdecken. «Verdammter Idiot. Er muss noch da drin sein.»
Inzwischen hatten die Flammen das Dach erreicht.
«Scott, wir müssen ihn da rausholen, sonst wird er noch ersticken», brachte Richard trotz eines neuerlichen Hustenanfalls heraus. Vergeblich versuchte er aufzustehen.
Er hatte den Satz kaum beendet, als man einen Dachbalken hörte, der donnernd zu Boden fiel. Eine Sekunde später hatte der Schuppen sich in eine einzige Feuerkugel verwandelt. Richard wandte den Blick ab. Es war zu spät.
Aber Scott war noch nicht bereit aufzugeben. Rasch zog er seine Jacke aus und tauchte sie in eine Regentonne, die in der Nähe stand. Das Gleiche tat er mit seinem gesamten Oberkörper. Dann band er sich das Halstuch vor Mund und Nase, holte tief Luft, und bevor Richard noch richtig begriff, was er vorhatte, war er schon wieder im Schuppen verschwunden.
Richard war zu schwach, um ihm zu folgen, und musste ohnmächtig zusehen, wie sein Freund von den Flammen verschluckt wurde.
Die Hitze war unerträglich. Jeder Atemzug schmerzte in der Kehle, und es fühlte sich an, als würde ihm die glühende Luft die Lungen verbrennen. Mit der nassen Jacke schützte Scott seinen Kopf. Das Feuer war überall. Angestrengt suchte er den Raum nach Klaus ab, aber der Vorhang aus Rauch war so dicht, dass er kaum seine eigenen Gliedmaßen sehen konnte. Entschlossen bahnte er sich einen Weg durch die brennenden Balken hin zu der Stelle, wo er Klaus zuletzt gesehen hatte.
Als er endlich vor ihm stand, sah Klaus ihn ungläubig an. «Du bist verrückt!», brachte er heraus und fing sofort heftig an zu husten. «Was tust du hier?»
«Was glaubst du denn? Ich versuche, dein dämliches Leben zu retten!»
Ganz in der Nähe zerplatzte eine Fensterscheibe, die der Hitze nicht mehr standhalten konnte.
Ein Teil des Daches war eingestürzt. Klaus war anscheinend nicht verletzt, aber ein schwerer Balken, an dessen Ende die Flammen blaurot züngelten, hatte sein Bein eingeklemmt. Allein würde er sich nicht befreien können.
«Du kannst nichts tun! Verschwinde von hier! Hier wird gleich alles zusammenkrachen!»
Aber Scott achtete nicht auf Klaus’ Worte. Er trat einen Schritt zurück, um die Situation mit ein wenig Abstand betrachten zu können. Auf jeden Fall müsste er schnell handeln. Schon bald könnte ein weiterer Balken über ihren Köpfen hinabstürzen.
«Hau ab!», drängte Klaus. «Du kannst nichts tun!»
Scott sah Klaus in die Augen. «Wenn du hierbleibst, bleibe ich auch hier.»
Dann wickelte er sich die Jacke um die Hände und packte den Balken, der Klaus’ Fuß eingeklemmt hatte, kurz entschlossen an seinem rotglühenden Ende. Mit aller Kraft versuchte er, ihn anzuheben. Dabei überfiel ihn ein so heftiger Schmerz, dass er beinahe das Bewusstsein verlor. Gleich danach nahm er den durchdringenden Geruch nach verbranntem Fleisch wahr.
Als Klaus und Scott sich außerhalb des Schuppens in Sicherheit gebracht hatten, ließen sie sich neben Richard auf den Boden fallen. Inzwischen wimmelte es auf der Wiese von Kadetten und Offizieren. Der Superintendent warf den drei erschöpften jungen Männern einen durchdringenden Blick zu, verschaffte sich dann einen Überblick über die Situation und übernahm das Kommando. Im Nu hatten alle, die beim Feueralarm herbeigerannt waren, geordnete Reihen gebildet und gaben Wassereimer durch.
Als das Feuer unter Kontrolle war, wandte der Superintendent sich wieder Klaus, Scott und Richard zu.
Anscheinend hatte Kadett Fritz bis auf ein paar blaue
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