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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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seinem Freund hinterher. «Hey, geht es dir gut?», rief er. Ohne auf Scott zu achten, ging Richard einfach stur weiter.
    Scott holte seinen Freund trotz dessen entschlossenen Tempos ein und bestürmte ihn weiter mit Fragen. Doch es war nichts aus ihm herauszubekommen. Schließlich kamen sie zum Benny’s, dem Lokal, in dem die Studenten sich in ihrer Freizeit trafen. Kaum war Richard eingetreten, bahnte er sich einen Weg bis zur Theke und griff sich ein Bier. Dann setzte er sich an einen freien Tisch in der Mitte des Raums.
    «Bringen Sie mir auch eins», bat Scott die Kellnerin und setzte sich zu seinem Freund, der sein Bier schon in einem Zug hinuntergestürzt hatte.
    Jetzt holte Richard den Brief aus der Jackentasche und hielt eine Ecke in die Flamme der Kerze, die auf dem Tisch stand.
    Schwarzer Rauch stieg auf, als die Flammen die Worte verschlangen. Erst als das Papier fast vollständig verbrannt war, ließ Richard es los und sah zu, wie das Feuer auch den Rest vernichtete.
    Er hatte schon zwei Bier getrunken, als Pauline mit einem neuen Krug vorbeikam, eine Kellnerin, die Richard seit dem ersten Jahr vergeblich schöne Augen gemacht hatte. Als sie das Bier vor ihn hinstellte, packte Richard die junge Frau am Arm und zog sie auf seinen Schoß. «Danke, Charlotte», flüsterte er.
    «Ich heiße Pauline», verbesserte sie ihn, hörte aber nicht auf zu lächeln und ließ sich von ihm umarmen.
    «Charlotte», murmelte Richard wieder, und gedankenverloren wickelte er eine Strähne ihres dunklen Haars um seinen Finger.
    «Ich heiße Pauline», sagte die junge Frau noch einmal und wand sich aus Richards Umarmung. Dann verschwand sie hinter der Theke.
    «Wer ist Charlotte?», fragte Scott seinen Freund. Richards Augen leuchteten auf. Der Alkohol zeigte bereits seine Wirkung. «Charlotte ist die schönste und zauberhafteste Frau, die du dir vorstellen kannst», verkündete er mit etwas schleppender Stimme.
    «Ich verstehe. Du bist verliebt.»
    Langsam nickte Richard und stützte den Kopf schwer in die Hände. Er schloss die Augen, als wollte er vollkommen in die Erinnerung an diese Frau eintauchen. «Ich bin verrückt nach ihr. Wenn sie mich mit ihren grünen Augen ansieht, fühle ich, wie meine Seele zu brennen anfängt.»
    «Und wo ist das Problem?»
    Trotz der enormen Menge Alkohol, die schon durch seine Adern floss, war Richard noch nicht bereit, die Ängste zu verraten, die seinen Geist quälten. Als Scott bemerkte, dass sein Freund statt einer Antwort nur nach dem Krug griff, versuchte er, ihm das Bier wegzunehmen.
    «Du hast genug getrunken.»
    «Nein», protestierte Richard und hielt es fest. «Ich will mich betrinken!»
    «Wenn das deine Absicht ist, kann ich dir versichern, dass du nicht noch mehr zu trinken brauchst.»
    Richard schob die Hand seines Freundes energisch zur Seite und setzte den Krug noch einmal an die Lippen.
    «Wir müssen gehen», drängte Scott, als er feststellte, dass außer ihnen kein anderes Mitglied der Akademie mehr in der Kneipe saß. «Wenn wir uns nicht beeilen, werden wir zu spät kommen, und wenn herauskommt, dass du betrunken bist, können sie dich rauswerfen.»
    «Dann werfen sie mich eben raus!», schrie Richard und setzte den Krug laut auf dem Tisch ab. Dabei schwappte ein guter Teil seines Inhalts über.
    Scott war beunruhigt. Er hatte noch nie gesehen, dass Richard so viel getrunken hatte. Eigentlich verlor er nie die Kontrolle. Es gefiel ihm nicht, seinen Freund in einer so jämmerlichen Verfassung zu sehen. Kurz fühlte er sich an seinen Onkel Lead in der Nacht vor seinem Tod erinnert.
    Freundschaftlich packte Scott Richard an der Schulter. «Was ist mit dir los? Hat dein Zustand etwas mit dem Besuch deines Onkels zu tun? Was ist passiert?»
    Die Erwähnung seines Onkels konnte den dichten, vom Alkohol verursachten Nebel durchdringen und hatte die Wirkung eines Alarmsignals. Sofort verschloss Richard sich misstrauisch. «Gar nichts ist los. Mir geht es gut», stritt er ab. Dann versuchte er aufzustehen.
    Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Scott seufzte. In diesem Zustand würde er es niemals schaffen, die Akademie vor dem Zapfenstreich zu erreichen.
    Ein Mann erklärte sich freundlicherweise bereit, sie für ein paar Münzen in seinem Wagen bis vor das Tor zu bringen. Aber Scott musste um jeden Preis verhindern, dass Richard derartig betrunken entdeckt wurde. Also stiegen sie nicht direkt vor dem Haupttor aus, sondern an der letzten Wegbiegung davor. Sie würden

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