Fesseln des Schicksals (German Edition)
Glauben, sie hätte Zwillinge zur Welt gebracht.»
«Das ist nicht wahr!», rief Richard, blieb aber stehen.
«Diese Sklavin hatte grüne Augen, Richard.»
«Sie lügen!»
«Warum sollte ich lügen? Welche Gründe könnte ich haben zu verhindern, dass du die Tochter eines meiner besten Freunde heiratest? Denk nach, Richard. Du weißt, dass das die Wahrheit ist.»
Richard ging zurück und ließ sich auf die Bank fallen. Verzweifelt bedeckte er sein Gesicht mit den Händen. «Nein! Charlotte hätte es mir gesagt.»
«Sie weiß es doch gar nicht! Sie hat nicht den geringsten Verdacht, dass ihre Mutter eine Sklavin war. Ach, es gehört sich einfach nicht. Immer wenn ich sie unter uns sehe, wenn sie sich aufführt wie eine Dame … dabei ist sie nichts als eine Wilde!»
«Das reicht jetzt!»
«Muss ich dich etwa daran erinnern, wie sie sich auf den jungen Carmody gestürzt hat?»
«Sie war noch ein Kind», versuchte Richard, sie zu verteidigen. «Und dieser Idiot hatte ihre Mutter beleidigt.»
«Denk darüber nach, Richard. Welche andere Frau hätte sich so verhalten?»
Richard musste in Ruhe nachdenken. Er wollte jetzt nichts mehr hören. Konnte Charlotte wirklich eine Sklavin sein?
«Weder Katherine noch David Parrish hat grüne Augen.» Und Richard erinnerte sich perfekt an jede Nuance jener grünen Augen. Und er liebte sie … «Wer weiß noch davon?»
«David, der Aufseher und die Sklaven, die bei der Geburt geholfen haben. Aber ich glaube, dass sie fast alle gestorben sind.»
«Sklaven?»
«Die Sklaven werden nichts sagen. David hat sie bedroht.»
«Dann weiß es also sonst niemand?»
«So ist es.»
Richard ballte seine Hand zur Faust und presste sie sich gegen die Lippen. «Niemand?»
«Nein.»
Er ließ die Hand sinken und blickte seinen Onkel an. «Dann gibt es kein Problem. Ich kann sie trotzdem heiraten.»
«Das kannst du nicht ernst meinen! Trotz all dem, was ich dir gerade erklärt habe, bist du bereit, sie zur Frau zu nehmen?»
«Ja.»
«Hast du den Verstand verloren?»
«Sie haben es doch gesagt. Niemand weiß es. Und niemand muss es je erfahren.»
«Nein», sagte sein Onkel mit lauter Stimme.
«Warum?»
«Glaubst du, ich würde zulassen, dass der Sohn meiner Schwester eine Sklavin heiratet?»
«Sie ist keine Sklavin!»
«Und ob sie das ist! Auch wenn sie die große Dame markiert und ihre Haut weiß ist. Sie ist eine Sklavin und wird es immer bleiben. Hast du einmal an deine Familie gedacht? Deine Mutter, deine Schwestern», fuhr Steward fort. «Geheimnisse können nicht ewig bewahrt werden. Was würde passieren, wenn es nach der Hochzeit herauskommt? Wer würde die Schwägerinnen einer Sklavin heiraten? Du bist deiner Familie gegenüber verpflichtet. Auch ihre Ehre steht auf dem Spiel! Wärst du etwa dazu fähig, deine Familie einer solchen Schande auszusetzen? Und was ist mit deinem Vater? Glaubst du, er würde das in seinem Zustand verkraften? Wenn dein Vater es erfahren würde …»
«Tun Sie mir das nicht an, Onkel. Stellen Sie mich nicht vor die Wahl.»
«Täusch dich nicht, Richard. Du hast gar keine Wahl. Du wirst diese Frau nicht heiraten. Wenn du mir keine andere Möglichkeit lässt, werde ich die Wahrheit öffentlich machen.»
«Das dürfen Sie nicht!»
«Glaubst du etwa, ich lasse zu, dass du deine Zukunft ruinierst? Dass du Schimpf und Schande über deine Familie bringst? Ich werde niemals erlauben, dass der Stammhalter unserer Familie eine Schwarze zur Frau nimmt!»
«Sie können das nicht ernst meinen. Wenn die Wahrheit über ihre Herkunft ans Licht kommt, wird Charlotte ein schreckliches Schicksal erleiden.»
«Es hängt von dir ab. Die Zukunft dieser Frau liegt in deinen Händen.»
Richard dachte nach. Sollte sein Onkel wirklich die Wahrheit über Charlottes Geburt enthüllen, würde er nichts tun können, um sie zu beschützen. Und Richard spürte so viel Hass in diesem Menschen, zweifellos war er fähig, seine Drohung wahr zu machen.
Richard stand auf.
«Gut, Onkel. Aber Sie müssen mir Ihr Wort geben, dass Sie niemals Charlottes wahre Herkunft preisgeben.»
«Das verspreche ich, Richard. Wenn du dein Wort hältst, gilt auch das meine.»
***
Als Richard ins Zimmer zurückkam, war sein Gesichtsausdruck vollkommen verändert.
«Alles in Ordnung?», fragte Scott von seinem Bett aus.
Anstatt zu antworten, nahm Richard den Brief, den er an Charlottes Vater geschrieben hatte, steckte ihn sich in die Jackentasche und ging.
Scott stand auf und lief
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