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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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hatte er aufgehört, das Bier noch mitzuzählen.
    «Nie wieder werde ich auch nur einen Tropfen Alkohol anrühren», schwor er sich und starrte fünf Minuten lang vor sich hin, bis die Dinge an ihrem Platz blieben.
    Scott schlief noch auf dem Sofa. Noah entschied, ihn nicht zu wecken. Nachdem er sich leise angezogen hatte, schlich er aus der Wohnung.
    Morgentau lag noch in der Luft. Noah knöpfte seine Jacke zu, atmete tief ein und machte sich auf den Weg. Das Rekrutierungsbüro war im Erdgeschoss eines Krankenhauses eingerichtet worden, nur wenige Straßen von Scotts Wohnung entfernt. Es war ein modernes graues Gebäude mit grünen Fensterrahmen und roten Dachziegeln. Davor lag ein kleiner Garten ohne Blumen, dem dafür die Ehre zuteilwurde, einen Fahnenmast zu beherbergen, an dem die Fahne der Union im Wind flatterte.
    Noah folgte einem Pfeil, der den Weg zum Rekrutierungsbüro wies. Er ging am Haupteingang vorbei und trat in eine schmalere Tür, über der ein Schild befestigt war.
    Hinter einem Schreibtisch saß der diensthabende Offizier und sprach mit einem sommersprossigen Jüngling, der gerade eben das nötige Alter erreicht zu haben schien, um sich freiwillig zu melden. Sonst war niemand im Raum. Noah setzte sich auf einen der Stühle an der Wand und wartete, bis er an die Reihe kam.
    Der Offizier, der sich kaum die Mühe gemacht hatte, den jungen Mann richtig anzusehen, brauchte ein paar Minuten, um das Formular auszufüllen. Am Schluss ließ er ihn unterschreiben und erklärte ihm, wo er sich am nächsten Morgen melden sollte. Dann legte er das Formular in eine Schublade und forderte Noah auf, näher zu kommen.
    «Vorname?», fragte er, ohne aufzusehen, als Noah vor ihm stand.
    «Noah.»
    «Familienname?»
    «Lacroix.»
    «La…», sagte der Offizier, während er mit der Feder die Buchstaben auf das Papier kratzte. «Können Sie das bitte wiederholen?»
    «L – A – C – R – O -I – X», buchstabierte Noah.
    Als er den Namen notiert hatte, hob der Offizier den Blick und sah Noah kurz an. Dann senkte er die Augen wieder auf das Papier.
    «Adresse?»
    Sobald die Daten aufgeschrieben waren, zeigte der Mann ihm, wo er unterschreiben musste. «Sie können auch ein X machen», sagte er und hielt ihm die Feder hin.
    Noah nahm das Blatt auf und überprüfte den Eintrag des Offiziers noch einmal. Gerade wollte er unterschreiben, als man plötzlich von der Straße einen lauten Hilfeschrei vernahm. Er klang so verzweifelt, dass sogar der Offizier seinen Platz verließ und nach draußen lief, um zu sehen, was geschehen war. Noah folgte ihm.
    Der friedliche Vorplatz hatte sich ein Chaos verwandelt. Zwei mit Verwundeten beladene Lastkarren waren wie aus dem Nichts aufgetaucht. Die Verletzten wurden von Trägern in das Gebäude gebracht, während aufgeregte Krankenschwestern hin und her liefen. Schnell ging Noah zu einem der Karren und half, einen Verletzten, dessen eine Gesichtshälfte vollkommen verbrannt war, auf eine Trage zu legen und in das Gebäude zu bringen. Auch in der Eingangshalle herrschte vollkommenes Durcheinander. Die Krankenträger legten die Verletzten einfach auf dem Boden ab, bevor sie wieder hinausrannten und den Nächsten holten.
    «Mein Gott», rief Noah aus, als er sah, wie viele Soldaten mit blutigen Verbänden darauf warteten, behandelt zu werden. «Was ist geschehen?», fragte er eine Krankenschwester, die an ihm vorbeilief.
    «Die Leute sind in einen Hinterhalt geraten. Wir tun alles, um sie unterzubringen, aber es gibt keine freien Betten. Wir sind völlig überfüllt.»
    Noah stellte fest, dass der improvisierte Verband eines Verwundeten in der kurzen Zeit, die er mit einer Schwester gesprochen hatte, vollkommen durchgeblutet war.
    «Dieser Mann verblutet! Wo ist der Arzt?»
    «Heute ist Sonntag. Nur ein Arzt hat Dienst, und der ist im Operationssaal. Ich fürchte, ich muss die Verantwortung hier allein tragen.»
    «Wie viel Personal haben Sie zu Ihrer Verfügung?»
    «Fünf Schwestern und vier Träger.»
    «Was ist mit diesen Männern?», fragte Noah und deutete auf eine Gruppe Soldaten, die im Gang herumstand. «Sind die auch verletzt?»
    «Nein, sie haben die Verwundeten hergebracht. Der befehlshabende Offizier kann nicht weit sein.»
    «Sehr gut. Es genügt, wenn zwei Schwestern dem Arzt helfen. Schicken Sie mir den Rest.»
    Die Schwester zögerte.
    «Ich bin Medizinstudent», erklärte er.
    Eine Sekunde lang betrachtete die Schwester Noah. Man konnte ihr ansehen, dass sie an

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