Fesseln des Schicksals (German Edition)
seinen Worten zweifelte, aber die Sicherheit, mit der er sprach, schien sie schließlich zu überzeugen.
«Gut. Was genau soll ich tun?»
«Bringen Sie mir Tücher, Bänder oder etwas Ähnliches in verschiedenen Farben, die man um einen Arm oder ein Bein binden kann. Danach schicken Sie mir die Krankenschwestern, die nicht im Behandlungszimmer helfen, und auch alle unverletzten Soldaten, die den Trägern helfen können.»
Die Frau seufzte erleichtert, offensichtlich war sie froh, dass ihr jemand Verantwortung abnahm. Dann lief sie los.
Als sie wiederkam, hatte sie zwei weitere Krankenschwestern im Schlepptau und ein paar Wollknäuel in der Hand. «Ich habe nur das hier gefunden.»
«Sehr gut», sagte Noah zufrieden. Er hob die Stimme, damit ihn die Schwestern alle gut hörten, und gab jeder ein Wollknäuel in die Hand. «Mit der Wolle markieren wir die Verletzten. Jede Farbe entspricht einem bestimmten Zustand oder einer Behandlung.» Noah machte eine Pause und sah die Schwestern an, um sich davon zu überzeugen, dass sie ihn verstanden hatten. «Rot heißt, die Leute brauchen dringend Hilfe. Grün bedeutet, dass die Patienten eine ärztliche Behandlung brauchen, die warten kann. Und Gelb heißt, dass die Patienten Prellungen oder Wunden haben, die auch von Ihnen gesäubert und genäht werden können. Verstanden?»
Die Frauen nickten. Sofort zog Noah sein Jackett aus und fing an, die Verletzten der Reihe nach zu untersuchen.
«Grün!», sagte er sofort beim ersten Patienten, und die Krankenschwester schnitt ein Stück Wolle ab und wickelte es ihm um den Arm.
«Gelb!»
In weniger als zehn Minuten war jeder der Verletzten markiert und wurde je nach der Farbe um seinen Arm in verschiedene Räume gebracht. In der Eingangshalle blieben nur zwei Leichen und vier Schwerverletzte mit roten Armbinden zurück. Noah befahl den Soldaten, die Verletzten vor den Eingang zum Operationssaal zu bringen. Dort schrieb er ihnen mit Kreide Zahlen auf die Stirn, die die Reihenfolge festlegten, nach der sie behandelt werden mussten. Von den vier Soldaten schwebte nur einer in wirklich akuter Lebensgefahr. Es war ein junger Schwarzer, der eine Kugel in den Magen bekommen hatte. Wenn man ihn nicht bald operierte, würde er verbluten.
Noah versuchte verzweifelt, die Blutung mit Hilfe eines Handtuchs zu stoppen. Er drückte mit aller Kraft die Arterie ab, die das Gebiet versorgte. Als der Arzt endlich aus dem Operationssaal kam, war Noahs Hemd blutgetränkt, und der junge Soldat delirierte bereits.
«Doktor!», rief Noah. «Dieser Mann verliert viel Blut. Er braucht sofort Hilfe.» Der Arzt warf nur einen kurzen Blick auf den Patienten. «Schnell», befahl er. «Bringen Sie ihn hinein.» Dann verschwand er wieder hinter der Tür zum Operationssaal.
Als die Soldaten den Verwundeten auf eine Trage legten, erschien ihr befehlshabender Offizier. «Was tun Sie da?»
«Wir bringen den Verwundeten zum Arzt, Sir», antwortete einer der Soldaten.
«Und wer hat das angeordnet?»
Beide drehten sich gleichzeitig zu Noah um, den der Sergeant sofort wütend anblickte.
«Sind Sie vielleicht Arzt?»
«Nein, aber ich bin Medizinstudent. Dieser Mann wird sterben, wenn die Blutung nicht gestillt wird.»
Der Sergeant näherte sich dem Verletzten und warf ihm einen Blick zu. Danach drehte er sich zu dem Mann mit der Nummer zwei auf der Stirn um und zeigte auf ihn.
«Nehmen Sie diesen hier mit.»
«Das dürfen Sie nicht», rief Noah empört aus, als er zusehen musste, wie die Männer den Mann aufhoben, der sich nicht in unmittelbarer Lebensgefahr bestand, da ihm nur eine Kugel in der Schulter steckte.
«Seine Verletzung kann warten. Aber dieser Mann hier wird sterben, wenn er nicht sofort behandelt wird.»
Die Träger zögerten. Man musste kein Arzt sein, um zu sehen, dass es schlimm um den Patienten stand.
«Haben Sie nicht gehört, Soldaten?», befahl der Sergeant erneut.
In diesem Augenblick verlor der junge Mann das Bewusstsein. Verzweifelt blickte Noah sich um, aber es war sonst niemand da, der ihm helfen konnte.
«Gehorchen Sie!»
Noah richtete sich auf und versuchte dabei, weiter Druck auf die Arterie auszuüben. «Sehen Sie denn nicht, dass dieser Mann stirbt?», flehte er die Soldaten an.
«… Helfen Sie mir», stöhnte der Sterbende jetzt in einem letzten klaren Moment. Die Soldaten warfen nur einen kurzen Blick auf den Mann am Boden. «Es tut mir leid», sagte einer der beiden, während sie den Befehl ihres Sergeants
Weitere Kostenlose Bücher