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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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ausführten.
    Tränen der Ohnmacht rollten über Noahs Wangen. Er würde die Blutung nicht länger stoppen können. Er stand auf und hob den sterbenden Soldaten vorsichtig hoch, um ihn eigenhändig in den Operationssaal zu tragen. Aber der Sergeant trat ihm in den Weg. «Bleiben Sie sofort stehen!», schrie er drohend und legte seine Hand an den Gürtel.
    Als Noah ihn nur wütend anblickte, zog der Sergeant seine Pistole und zielte auf Noahs Kopf. Verzweifelt blieb Noah stehen. Er kannte diesen hasserfüllten Blick. Der Mann würde ihn töten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    In diesem Moment hörte der Soldat in seinen Armen auf zu atmen.
    «Verdammt, Sie haben ihn getötet», schrie Noah machtlos, während er den Körper des schwarzen Soldaten langsam auf den Boden legte. «Warum? Verdammt nochmal, warum? Er hat auf Ihrer Seite gekämpft!», schimpfte er und starrte die blaue Unionsuniform an.
    Ohne das geringste Anzeichen von Reue betrachtete der Sergeant den leblosen Körper des Soldaten und sah Noah verächtlich an.
    «Was bedeutet schon das Leben eines Schwarzen, wenn auch weiße Männer sterben könnten?» Dann steckte er seine Pistole in den Gürtel und ging.
    Erregt verließ Noah das Krankenhaus und lief ziellos durch die Straßen. Sein Kopf war kurz davor zu explodieren. Er musste sich beruhigen und nachdenken. Der Tod des jungen Mannes hatte ihn tief getroffen. Er hatte so viele Hoffnungen gehegt, wollte mithelfen, eine neue Welt zu erschaffen, und jetzt hatte dieser niederträchtige Sergeant alles zunichtegemacht. Nur wegen seiner Hautfarbe hatte der Sergeant das Leben eines Mannes weggeworfen. Und niemand hatte einen Finger gekrümmt, um ihm zu helfen. Der junge Mann hatte sein Leben für die Union gegeben, aber das schien außer ihm niemanden zu interessieren. Vor Wut und Verzweiflung hätte Noah schreien mögen. Am Fluss blieb er stehen und betrachtete das kristallklare Wasser. Dann holte er seufzend das Rekrutierungsformular aus seiner Jackentasche, knüllte es zusammen und warf es in den Potomac.
    Sie hatten recht, Professor Watson, dachte er bei sich, während der Fluss das Papier in Richtung Meer davontrug. Das hier ist nicht mein Krieg.
    Am gleichen Abend nahm er einen Zug nach Boston. Sobald er angekommen war, bat er den Professor darum, ihn wieder im Massachusetts General Hospital aufzunehmen. Wenn Noah auf seiner Reise nach Washington etwas begriffen hatte, dann, dass er nicht eher ruhen würde, bis er endlich Arzt war.
    ***
    «Du musst dich etwas ausruhen», sagte Charlotte, als sie Hortensias Augenringe bemerkte.
    «Ich weiß. Aber ich kann nicht. Es ist so heiß, und ich kann kaum schlafen.»
    «Natürlich, das Baby wird ja auch bald kommen.»
    Hortensia und Charlotte waren überglücklich gewesen, als Noah auf einmal wieder vor ihnen stand. Doch Hortensia wurde zusehends stiller, je näher der Geburtstermin rückte.
    «Was ist nur mit dir los?», fragte Charlotte, die schon längst bemerkt hatte, dass ihre Schwester sich mehr und mehr in ihr Schneckenhaus zurückzog. «Was macht dir Sorgen?»
    «Gar nichts.»
    «Hortensia», drängte Charlotte. Mit einer so offensichtlichen Lüge gab sie sich nicht zufrieden.
    «Ich habe Angst», gestand ihr ihre Schwester.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben überlegte Charlotte einen Moment, bevor sie antwortete. Fest nahm sie ihre Schwester in den Arm.
    «Alles wird gut. Der Arzt sagt, dass alles in Ordnung ist, und jetzt, wo Noah zurück ist, musst du dir keine Gedanken mehr machen.»
    «Das weiß ich doch. Es ist so dumm von mir», sagte Hortensia und schwieg.
    Aber auch Charlotte war besorgt. Schließlich war Molly gestorben, als sie Hortensia zur Welt gebracht hatte. Schnell verbannte Charlotte diesen Gedanken aus ihrem Kopf. Es würde nichts passieren. Jeden Tag wurden Kinder geboren, und ihren Müttern ging es gut.
    Hortensia verknotete ihre Hände ineinander, und es schien, als wollte sie etwas sagen, doch sie seufzte bloß.
    «Was ist denn nur, Schwesterchen?», sagte Charlotte zärtlich. «Du kannst mir doch alles sagen.»
    Hortensia zögerte.
    «Und wenn es nun …»
    Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.
    «Ganz gewiss nicht», antwortete Charlotte, die die Ängste ihrer Schwester erriet.
    «Aber wenn doch?»
    «Hat Brian etwa irgendetwas gesagt?»
    Heftig schüttelte Hortensia den Kopf. Aber ihr standen Tränen in den Augen.
    «Nein. Er hat nie etwas gesagt. Aber ich weiß, dass er daran denkt. Ich will nicht, dass du denkst, dass ich mein

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