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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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schließlich gekränkt.
    «Nun, ich glaube, ich habe neulich sehr deutlich gesagt, dass er auf jeden Fall am Unterricht teilnehmen wird.»
    Hortensia nutzte den Streit, um unauffällig den Rest des Brötchens zu zerkrümeln und auf ihrem Teller zu verteilen.
    «Ich werde nicht gemeinsam mit ihm zum Unterricht gehen!», schimpfte Charlotte halsstarrig.
    Im Stillen betete Hortensia, dass der Streit nicht ausartete.
    Katherine musste bedrückt feststellen, dass sie das Verhalten ihrer Tochter richtig eingeschätzt hatte. Aber sie hatte lange genug Zeit gehabt, sich eine Antwort zurechtzulegen. «Wenn du das wirklich willst, meinetwegen.»
    Charlotte lächelte triumphierend. Ihre Schwester allerdings sah ungläubig auf. Bisher hatte ihre Mutter nie zugelassen, dass Charlotte mit ihrer Starrköpfigkeit durchkam, und Hortensia wunderte sich, dass dies das erste Mal sein sollte.
    Natürlich war auch Charlotte überrascht, aber sie bildete sich viel zu viel auf ihren unerwarteten Triumph ein, als dass sie der Schnelligkeit, mit der die Mutter nachgegeben hatte, größere Beachtung schenkte. Noch immer von dem Machtgefühl berauscht, stürzte Charlotte den Rest ihrer Schokolade hinunter. Dann bat sie um die Erlaubnis, aufstehen zu dürfen, die Katherine ihr gab. Hortensia ahmte ihre Schwester nach. Geschwind hob sie ihre Tasse zum Mund und stellte sie wieder ab, ohne einen einzigen Tropfen getrunken zu haben. Dann versuchte sie, unauffällig aufzustehen und vom Frühstückstisch zu verschwinden.
    «Hortensia, setz dich wieder hin!»
    Ihr Fluchtversuch war missglückt, das Mädchen sank zurück auf den Stuhl.
    «Soll ich dir vielleicht ab jetzt persönlich eingießen und dein Brötchen aussuchen?»
    Die Mutter schien so wütend zu sein, dass sie ihre Drohung wahr machen und sie sogar ans andere Ende des Tisches setzen könnte, damit Charlotte ihr nicht mehr half. Allein die Vorstellung ließ Panik in ihr aufsteigen.
    An der Treppe wartete ungeduldig ihre Schwester. «Komm schon, Hortensia.»
    Charlottes Worte gaben ihr den nötigen Anstoß. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief ein und stürzte die Schokolade hinunter. Noch mit vollem Mund blickte sie ihre Mutter fragend an, aber sie durfte erst aufstehen, als ihre aufgeblasenen Wangen in ihren normalen Zustand zurückgekehrt waren. Wie der Blitz war Hortensia bei ihrer Schwester, und Hand in Hand rannten die beiden Mädchen, neugierig auf ihre erste Unterrichtsstunde, die Treppe hinauf. Das Schulzimmer war im ersten Stock eingerichtet worden.
    «Wohin gehst du, Charlotte?», rief Katherine ihnen hinterher.
    Charlotte wandte sich um. Sie war wirklich sehr hübsch. «Zum Unterricht!», verkündete sie triumphierend.
    «Ich fürchte, das wirst du nicht. Gerade hast du dich entschieden, nicht mit Noah zusammen zu lernen.»
    «Aber du hast doch gesagt …»
    «Ich habe gesagt, dass es in Ordnung ist, wenn du nicht mit Noah zusammen lernen willst.»
    Es war allzu deutlich, dass Charlotte den Sinn der Worte nicht verstand.
    «Es ist ganz einfach», erklärte ihre Mutter. «Solange du deine Meinung nicht änderst, wirst du nicht am Unterricht teilnehmen.»
    Nicht in einer Million Jahren hätte Charlotte geglaubt, dass so etwas passieren könnte. Sie war sprachlos. Und fürchterlich wütend. Aber sie würde sich nichts anmerken lassen. Wenn sie sich entscheiden musste, würde sie das tun. Nie, nie, nie würde sie Seite an Seite mit einem Sklaven lernen.

· 12 ·
    C harlotte hatte unter ein paar Bäumen am Ufer des Flusses Zuflucht gesucht. Wenn ihre Mutter einen Sklaven lieber hatte als sie, dann sollte sie doch! Charlotte versuchte, sich einzureden, dass es ihr egal war. Aber auf keinen Fall würde sie im Haus bleiben, während dieser dreckige Schwarze sich an ihr Pult setzte und ihre Stifte angrabbelte.
    Während sie darüber nachdachte, schnappte sie sich einen Stock und schubste damit einen Wurm herum, der sich vergeblich abmühte, den Schutz der feuchten Erde am Ufer zu erreichen. Ihr war langweilig, und noch schlimmer, sie war wütend. Der Wurm entwand sich geschickt dem Stock und versuchte, ein Hindernis zu überqueren, das vor ihm lag, aber Charlotte war schneller, und als er sein Ziel fast erreicht hatte, schleuderte sie ihn zurück in die Dichte des Waldes.
    Sie blickte dem unglücklichen Würmchen nach, als sie Noah auftauchen sah.
    Er war elegant gekleidet und ging schnell, während ein dämliches, glückliches Lächeln sein Gesicht erhellte. Natürlich war dieser

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