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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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hat.»
    Als Katherine an dieses Geschenk dachte, musste sie lächeln. Es waren wunderschöne Geschichten. Aber sie waren auf Französisch, der Sprache, die ihr Vater trotz der langen Zeit, die Louisiana schon nicht mehr zu Frankreich gehörte, nicht gegen das Englische eintauschen mochte. Das Geschenk war ein kleiner Fingerzeig an seine Tochter gewesen. Er wollte, dass seine Enkelinnen die Sprache ihrer Vorfahren lernten. Als sie noch Babys waren, hatte Katherine immer in ihrer Muttersprache mit ihnen gesprochen, aber eines Tages hatte sie einfach damit aufgehört. Inzwischen hatte sie zu ihrem Bedauern festgestellt, dass sie das Französische nur noch bei feststehenden Redewendungen oder Kosenamen gebrauchte.
    «Aber Laura Burton hat gesagt, dass Französisch sehr schwer ist», beklagte Hortensia sich und sah ihre Mutter etwas mutlos an.
    «Mach dir keine Sorgen, Hortensia. Du wirst es schnell lernen», ermutigte die Mutter sie. Dabei konnte sie kaum vermeiden zu grinsen, als sie an das affektierte Burton-Mädchen dachte, das mit einer übertriebenen Aussprache versuchte, die Nuancen der sinnlichen Sprache nachzuahmen. «Mademoiselle Gassaud ist extra aus Frankreich gekommen, um es euch beizubringen. Und ich kann ja auch Französisch mit euch sprechen.»
    «Ich will es auch schnell lernen», fiel Charlotte ein, während sie in ein hübsches, blaugrün kariertes Kleid schlüpfte, das ihre Mutter extra für die Schulstunden hatte anfertigen lassen. «Alle eleganten Damen sprechen Französisch. Außerdem habe ich es satt, dass Laura immer damit angibt, wie gut sie sprechen kann und wie elegant sie ist.»
    Als sie die Unordnung betrachtete, die Charlotte verursacht hatte, und sah, wie sie sich jetzt verdrehte, um an die hinteren Knöpfe zu kommen, dachte Katherine, dass ihrer Tochter außer korrektem Französisch noch etwas mehr fehlte, um zu einer perfekten Südstaatendame heranzuwachsen. Ganz anders Hortensia. Trotz ihres jungen Alters konnte man schon sehen, dass eine Schönheit aus ihr werden würde. Nicht nur ihr Gesicht und ihr Benehmen, alles an ihr war zart und fein. Zurückhaltung und Schüchternheit, die notwendigen Eigenschaften einer Dame, waren ihr angeboren. Ohne Zweifel war auch Charlotte ein hübsches Mädchen, aber ihre Schönheit war exotischer. Im Feuer ihrer grünen, etwas schrägen Augen erkannte man die rebellische Natur ihrer Seele. Für ein Mädchen ihrer Stellung war Charlotte viel zu ungestüm und leidenschaftlich, und um eine umschwärmte junge Frau der strengen Oberschicht des Südens zu werden, würde sie lernen müssen, ihren Charakter zu beherrschen. Katherine war sich nicht sicher, ob sie das mit ihrer Erziehung erreichen konnte. Und tief in ihrem Inneren wollte sie es vielleicht auch gar nicht.
    Hortensia starrte immer noch auf das Wasser in der Schüssel, als Charlotte die Mutter schon darum bat, ihr die weiße, mit Rüschen besetzte Schürze umzubinden. Seufzend öffnete Katherine die Verschlüsse, die Charlotte falsch zusammengeknöpft hatte, schloss das Kleid gerade und machte eine hübsche Schleife in die Bänder der Schürze.
    Nach einer Ewigkeit entschloss sich auch Hortensia endlich, mit der Morgenwäsche zu beginnen. Das Mädchen nahm ganz wenig Wasser mit den Händen auf und hob es so langsam hoch, dass eigentlich alles schon wieder in der Schüssel gelandet war, als sie bei ihrem Gesicht ankam. Erleichtert atmete das Kind auf und drückte sich für eine Sekunde die feuchten Handflächen aufs Gesicht. Dann schnappte sie sich sofort ein Handtuch, um die unangenehmen Tropfen schnell loszuwerden.
    Inzwischen hatte Katherine Charlottes Haar gebürstet und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Nun wartete sie auf Hortensia, um die Prozedur zu wiederholen. In den meisten Familien – und auch bei ihr war es so gewesen, als sie noch ein Kind war – wurde diese Aufgabe Sklavinnen übertragen. Die Tatsache, dass sie ihren Töchtern jeden Morgen die Haare bürstete und sie anzog, hätte bei mehr als einer ihrer Nachbarinnen Anstoß erregt. Aber seit geraumer Zeit schon machte Katherine sich keine Gedanken mehr über das Gerede. Sie wollte sich selbst um ihre Kinder kümmern. Sie liebte jede Sekunde, die sie mit ihnen verbrachte. Es war wundervoll, sie ins Bett zu bringen, sie aufzuwecken und von ihren Ängsten und Wünschen zu erfahren, und kein lächerlicher Brauch würde sie dieser Freude berauben. Außerdem wollte sie, dass Charlotte und Hortensia es als etwas Selbstverständliches

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