Fesselnde Entscheidung (German Edition)
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Mit dem Einstecktuch aus seinem Anzug wischte er sich die Schweißperlen von der Stirn. Mein Gott, Elli, war sein erster Gedanke, tausend andere folgten wirr durcheinander.
Wie um Himmels Willen soll ich bis übermorgen so viel Geld auftreiben? Was haben die mit ihr gemacht? Wie kommt dieser verdammte Brief auf meinen Schreibtisch?
PharmaSchulte war ein Hochsicherheitsbetrieb. Hier kam niemand Unbefugtes einfach herein. Sicherlich war das Labor, welches sich außerhalb der Stadt befand, mehr gesichert als der Bürokomplex. Allein der Umgang und die Erforschung mit hochpathogenen Viren, die nach dem Gentechnikgesetz zum Biologischen Sicherheitslevel 4 (BSL4) gehörten, machten dies erforderlich. Der Zutritt zum BSL4-Labor war nur über einen Schlüssel, der in einem Tresor lag, möglich. Das wäre natürlich für die Verwaltung übertrieben gewesen. Aber auch hier gab es Sicherheitspersonal, einen Pförtner und mehrere Schleusen, die sich nur mit speziellen Zutrittskarten öffnen ließen. Er griff zum Telefon und wählte die Durchwahl des Wachdienstes.
»Krüger, guten Abend, Herr Dr. Schulte!«
»Herr Krüger, gab es heute irgendwelche besonderen Vorkommnisse?«
»Nein, außer das Eintreffen der Delegation, aber das wissen Sie ja. Wieso?«
»Hat heute irgendjemand einen Besucherausweis erhalten?«
»Nein, Herr Dr. Schulte, so weit ich weiß nicht. Mein Dienst hat um 14 Uhr begonnen und da habe ich keinen ausgestellt. Aber ich kann noch mal in die Datei schauen, ob vorher etwas war. Einen Moment bitte. … Nein, seit zwei Monaten wurde gar kein Besucherausweis mehr ausgestellt. Zurzeit sind gar keine im Umlauf. Und die Gäste heute sollten ja keinen bekommen, das war ja Ihr ausdrücklicher Wunsch, oder?«
»Kam Ihnen heute sonst irgendetwas komisch vor, irgendetwas?«
»Nein, Herr Dr. Schulte. Eigentlich nicht. Ist alles in Ordnung?«
»Haben Sie seit Ihrem Dienstantritt Ihren Arbeitsplatz verlassen, und wenn`s auch nur mal kurz war?«
Krüger räusperte sich. Er fühlte sich scheinbar wie in einem Verhör.
»Ich war natürlich mal auf der Toilette. Ich wusste nicht, dass das ein Problem ist.«
»Das ist auch grundsätzlich kein Problem. Wann waren Sie das letzte Mal auf Klo?«
Schulte war sich bewusst, dass diese Frage zu weit ging und jeden Arbeitsrechtler auf den Plan rufen würde.
»Dr. Schulte, bei allem Respekt. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Warum stellen Sie …«
»Herr Krüger, Sie haben gar nichts falsch gemacht«, fiel Schulte ihm ins Wort, »meine Bürotür war heute Abend, als ich aus der Konferenz kam, nicht verschlossen. Ich möchte nur auf Nummer sicher gehen, dass niemand Unbefugtes hier war. Also noch mal: Zu welchen Zeiten waren Sie nicht an Ihrem Arbeitsplatz?«
Wieder räusperte sich Krüger.
»Ich war ungefähr so gegen 16 Uhr auf der Toilette. Ja, das muss ungefähr hinkommen. Und dann vielleicht noch mal gegen halb sechs.«
Schulte überlegte, zu der Zeit muss Frau Seibel noch anwesend gewesen sein.
»Und sonst waren Sie wirklich immer vorne am Eingang?«
Krüger antwortete nicht sofort. Schulte spürte seine Unsicherheit.
»Herr Krüger, Sie wissen, wie sehr ich Ihre langjährige Arbeit für unsere Firma schätze. Sie müssen keine Repressalien fürchten.«
Wieder räusperte sich Krüger.
»Herr Dr. Schulte, ich weiß, dass das eigentlich nicht in Ordnung ist und ich habe eigentlich auch vor fünf Jahren aufgehört. Meine Frau weiß auch nichts davon. Aber …«
»Was, Herr Krüger, was?«
»Ich habe wieder mit dem Rauchen angefangen. Und da hier überall das Rauchen verboten ist, bin ich kurz rausgegangen und habe mir eine durchgezogen. Ich hoffe, Sie verzeihen mir!«
»Wann und wo?«
»Hier um die Ecke, am Rande des Parkplatzes, wo die anderen Kollegen auch immer stehen. Das war um sieben. Mit der Uhrzeit bin ich mir auch ganz sicher. Ich freue mich den ganzen Tag auf meine eine Zigarette, die ich immer um Punkt sieben rauche.«
Schulte war außer sich und knallte den Hörer auf die Telefongabel. Immer um sieben, wie bescheuert und berechenbar konnte eine Sicherheitskraft nur sein?
»Das wird Konsequenzen haben, Krüger, darauf kannst du Gift nehmen!«, brüllte
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