Fesselnde Entscheidung (German Edition)
bestätigen und die Firma hätte sich unsterblich gemacht. Sie bräuchten sich nie wieder Gedanken ums Überleben machen. Nie Wieder! Zum Glück war Elli bei den Verhandlungen nicht dabei gewesen. Natürlich konnte er ihre Bedenken zumindest ansatzweise verstehen – schließlich war er kein Unmensch. Aber Opfer gab es überall und würde es auch immer geben. Und wenn nicht sie dieses Risiko eingehen würden, würden es bestimmt andere über kurz oder lang machen.
Und außerdem, waren es überhaupt Opfer? Was hatten sie schon für eine Zukunft? Mit Sicherheit keine lebenswerte. Vielleicht taten sie ihnen sogar einen Gefallen.
8. Kapitel
Irgendwo musste sie doch sein! Schulte drehte fast durch. Sein Büro sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall lagen aufgeschlagene Aktenordner wild durcheinander auf seinem riesigen Schreibtisch und auf dem blauen Teppichboden verteilt. Mitten im Chaos saß ein verzweifelter Schulte an seinem Schreibtisch und wirkte vollkommen verloren.
Er hatte sein ganzes Büro auf den Kopf gestellt, nur um eine einzige Telefonnummer zu finden. Seine Visitenkartenbox hatte er mehrfach durchwühlt, und jetzt suchte er erneut seinen ganzen Schreibtisch einschließlich der an der rechten Seite platzierten Bücher ab.
Zuvor war ihm der abstruse Einfall gekommen, dass er die Visitenkarte in einem Anflug von logikfreiem Ordnungswahn vielleicht auf ein Blatt Papier geklebt und in irgendeinem Aktenordner einsortiert hatte. Anlass genug für ihn sämtliche Schränke in seinem Büro – das aus einer riesigen L-förmigen Schrankwand bestand – aufzureißen, wahllos irgendwelche Ordner zu greifen, sie halbherzig durchzublättern, um sie anschließend überall verstreut liegen zu lassen.
Sicherlich hätte Schulte die Telefonnummer sehr schnell im Internet gefunden. Aber er wollte nicht die offizielle, sondern die, die er ihm damals handschriftlich auf die Visitenkarte notiert hatte.
»Noch mal von vorn!«, motivierte er sich selbst am Rande eines Nervenzusammenbruchs und blätterte verzweifelt die zahlreichen Visitenkarten in der Box durch. Nichts! Dann nahm er sich noch mal der Aktenordner auf dem Boden an. Auf allen vieren kroch er von einem zum anderen, blätterte sie hastig durch, und als er fast alle durch hatte, fand er endlich, wonach er gefühlt eine Stunde gesucht hatte - fein säuberlich auf einen Zettel geklebt und eingeheftet im Ordner ´Diverses` - die Visitenkarte mit der handschriftlichen Notiz von Oskar Kleinfeldt. Seinem langjährigen Schulfreund aus alten Tagen.
Bis zur 10. Klasse waren sie seit dem Kindergarten gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Dann hatten sich zumindest ihre schulischen Wege getrennt. Schulte war geradlinig seinen Weg gegangen, hatte das Abitur gemacht und anschließend Biologie mit dem Schwerpunkt Virologie studiert. Oskar hatte nach der 10. das Gymnasium verlassen, um eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. Ein Schulpraktikum hatte ihm so gut gefallen, dass er seinen Eltern eines Abends klar gemacht hatte, kein Abi zu brauchen, da er Polizist werden wolle. Diese hatten die Begeisterung ihres Sohnes nicht im Geringsten geteilt und hatten ihn – wenn schon Polizei dann zumindest – zu einer Laufbahn im gehobenen Dienst animieren wollen. Dafür hätte er mindestens die Fachhochschulreife benötigt. Aber Oskar hatte nicht warten wollen und sich wie auch so oft in seinem späteren Leben durchgesetzt. Im Nachhinein hatte Oskar dann die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass seine Eltern durchaus gelegentlich einmal recht gehabt hatten. Mit Abi wäre er die Karriereleiter vermutlich schneller und steiler hinauf geklettert. So hatte er alles mitgenommen und sich oft dabei ertappt, mit seiner Arbeit unzufrieden zu sein. Schließlich hatte er es zwischenzeitlich doch nach ganz oben schaffen wollen. Wäre ihm diese Erkenntnis in jungen Jahren gekommen, hätte er sich vieles ersparen können. Aber Oskar war nie der Typ, der den einfachen Weg ging, wenn man ihm zwei zur Wahl gestellt hatte. Irgendwann hatte er es geschafft und wurde zum leitenden Kriminaldirektor ernannt. Seine Freude darüber währte aber nur kurz. Eine Hetzkampagne, nach der er angeblich der rechten Szene angehört hatte oder zumindest mit ihr sympathisiert haben sollte, hatte ihm das Genick gebrochen. Nach nur neun Monaten im Amt musste er zurücktreten, weil die Staatsanwaltschaft den Vorwürfen nachgegangen war und gegen ihn ermittelt hatte. Auch wenn ihm nie etwas
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