Fesselnde Entscheidung (German Edition)
Schulte laut vor Wut. Er atmete tief durch. Trotzdem musste jemand auch die Schleusen bis zu seinem Büro passiert haben. Allerdings wer Elisa hatte, verfügte vermutlich auch über ihre Zutrittskarte.
Plötzlich schoss ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf: Was, wenn es gar kein Unbefugter war? Ein Feind in den eigenen Reihen? Für seine engsten Mitarbeiter würde er seine Hand ins Feuer legen. Aber für all die anderen? Es gab immer wieder Ärger mit Mitarbeitern, bis hin zu unschönen Austritten. Auch wenn sie nur zweimal vor dem Arbeitsgericht gelandet waren, hieß das nicht, dass es in all den Jahren nicht einige fristlose Kündigungen oder Entlassungen gegeben hatte. Einen Rechtsstreit vermieden sie meist durch die Zahlung einer stattlichen Sprungprämie. Hauptsächlich um einen Imageschaden durch negative Publicity von der Firma abzuwenden. Von den ehemaligen Mitarbeitern hörte man dann eigentlich nichts mehr. Eigentlich. »Meine arme kleine Elli«, seufzte Schulte. Wo war sie? Welche Qualen musste sie über sich ergehen lassen? Auf einmal fielen ihm die Überwachungskameras ein. Überall am Gebäudekomplex und auf dem Außengelände waren welche angebracht. Er rief sofort wieder den Wachmann an.
»Herr Dr. Schulte, Sie haben vorhin aufgelegt, ich wusste nicht, ob ich zurückrufen sollte. Was kann ich für Sie tun?«
»Bitte sichten Sie alle heutigen Aufnahmen von den Überwachungskameras. Wenn Ihnen irgendetwas auffällt – egal was – informieren Sie mich bitte sofort!«
»Jawohl, Herr Dr. Schulte.«
Diesmal legte Schulte den Hörer mit Bedacht auf die Gabel. Er überlegte, KEINE POLIZEI, plötzlich zuckte er zusammen. Das Handy in seiner Sakkotasche vibrierte. Er fingerte es ungeschickt heraus.
»Tessa!«, er hatte seine Verabredung total vergessen, »sorry, Tessa. Mir ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ich schaffe es heute leider nicht.«
»Was? Warum nicht? Ich habe extra einen Termin für dich verschoben.«
»Es tut mir leid, wirklich sehr leid, das kannst du mir glauben. Aber …«, er stockte, »es ist etwas … passiert und darum muss ich mich jetzt kümmern. Ich zahle beim nächsten Mal das Doppelte, versprochen.«
»Darum geht`s doch gar nicht«, log sie, »du klingst so ernst. Ist etwas mit der Firma, du sagtest heute Vormittag etwas von einem wichtigen Termin?«
»Nein, mit der Firma ist alles bestens. Tessa, sei mir bitte nicht böse. Ich erzähle dir alles ein anderes Mal, ja?«
»Wie du möchtest, du weißt, ich bin immer für dich da – zu jeder Zeit.«
»Ich weiß Tessa, Danke. Ich melde mich dann bei Dir.«
Er beendete die Verbindung und vergrub sein Gesicht in den Händen. Was sollte er jetzt nur machen? KEINE POLIZEI, KEINE TRICKS. Er würde es ohne Polizei nicht schaffen, nicht durchstehen. Wem konnte er vertrauen? Mit wem konnte er sprechen? Er rief Löser auf seinem Diensthandy an.
»The person you have called is temporarily not available«, hörte er zum zweiten Mal an diesem Tag.
Ungewöhnlich, dachte Schulte, eigentlich war Löser immer rund um die Uhr erreichbar. Gerade wenn in der Firma irgendwelche Sicherheitsalarme ausgelöst wurden, kontaktierte die Security umgehend ihn oder Löser – meistens handelte es sich dabei um harmlose Fehlalarme. Trotzdem war es wichtig, dass sie erreichbar waren. Löser wollte seinen Feierabend wahrscheinlich mal richtig genießen, vielleicht wollte er es auch mal ordentlich krachen lassen – so wie Schulte es eigentlich vorgehabt hatte. So hätte er Löser zwar gar nicht eingeschätzt, aber es sei ihm gegönnt, dachte Schulte und stellte sich kurz seine Tessa vor. Sogleich verdrängte er das Bild wieder und schämte sich seiner Gedanken. Seine Tochter befand sich in akuter Lebensgefahr und er dachte an ausufernde Sexspielchen.
Wie sollte er so kurzfristig eine Million Euro in bar beschaffen? Das war unmöglich! Mit seiner Bank konnte er erst morgen reden. Er überlegte, was wohl seine Frau an seiner Stelle getan hätte. Sie hätte sicherlich Rat gewusst. »Ach Elisabeth, du fehlst mir unendlich«, seufzte er. Und auf einmal hatte er so etwas wie eine Eingebung und glaubte zu wissen, wen sie um Hilfe gebeten hätte.
7. Kapitel
Lösers Stimmung war hervorragend. Er genoss seinen Feierabend in vollen Zügen. Endlich, endlich war es vollbracht! Er hatte es geschafft. Ganz allein hatte er die Firma gerettet. Das grandiose Projekt konnte starten! Jetzt müssten nur noch die erwarteten Ergebnisse den tatsächlichen Erfolg
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