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Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Fesselnde Entscheidung (German Edition)

Titel: Fesselnde Entscheidung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Sterne
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und stütze sich mit der rechten Hand darauf ab. Ihre Zähne klapperten aufeinander, sie zitterte am ganzen Körper, in ihrem ganzen bisherigen Leben war ihr noch nie so entsetzlich kalt gewesen.
Wenn sie ihren linken Arm so weit wie möglich streckte, hatte sie trotz der Handschelle genügend Spielraum, sowohl das Waschbecken als auch die Toilette zu erreichen. Langsam richtete sie ihren Blick aufwärts in Richtung eines zersplitterten Spiegels, der sich vor ihr befand. Ihr Herz klopfte, sie hatte Angst vor ihrem eigenen Spiegelbild und blickte in ein trauriges von Tränen, Wimperntusche und Erde verschmiertes, sehr blasses Gesicht. Sie erkannte sich kaum wieder. So weit sie es in dem kaputten Spiegel erkennen konnte, waren ihre Mundwinkel wider Erwarten kaum sichtbar eingerissen. Ihre Haare hingen wild an ihr hinunter, kleine Blätter hatten sich darin verfangen. Unter großer Kraftanstrengung drehte sie den Wasserhahn auf. Laut plätschernd spritzte Wasser aus einer sehr verkalkten, altertümlichen Armatur. Sie ließ es über ihre Hand laufen und empfand es als warm. Hatte er nicht gesagt, dass es nur kaltes Wasser gab? Doch dann betrachtete sie ihre dreckigen Fingernägel und sah, dass auch diese blau vor Kälte angelaufen waren. Nachdem sie ihr Gesicht notdürftig mit einer Hand gewaschen hatte, trocknete sie es mit ihrem T-Shirt ab. Ein Handtuch hatte sie nicht entdeckt. Sie schlurfte zur Toilette, ließ den Wasserhahn aber weiterlaufen. Aus Schamgefühl. Sie wollte nicht, dass er ihren Urinstrahl hörte. Albern, dachte sie.
Wie spät es wohl war? Durch das kleine Fenster sah sie nichts außer einem Baum – vielleicht eine alte Eiche – und die feine Sichel des Mondes. Oder sah er heute eher wie eine Sense aus und war ein böses Omen?  

    *
     

    Er hatte sich fest vorgenommen, kein Mitleid für sie zu empfinden. Immer wieder rief er sich in Erinnerung, dass sie eine verzogene, verwöhnte Millionärstochter war, die noch niemals richtig für ihr Geld hatte arbeiten müssen. Aber er hatte im Keller die pure Todesangst in ihren Augen gesehen. Erschwerend kam hinzu, dass sie unglaublich hübsch war und unendlich zerbrechlich wirkte. Er hatte es sich einfacher vorgestellt.  

    *
     

    »Ich bin dann so weit«, sagte sie, während sie den Wasserhahn zudrehte und dann die Klospülung betätigte. Prompt ging die Tür auf. Er trat ein, gab ihr ein großes Glas mit Wasser in die Hand und löste dann die Handschelle von dem Heizungsrohr. Sie trank gierig und spuckte es im gleichen Moment wieder aus, er sprang schnell zur Seite.

»Was ist das? Willst du mich vergiften?«
»Quatsch.« Wie zum Beweis nahm er ihr das Glas ab und trank selbst einen Schluck.
»Das ist Wasser mit einem Schuss Wodka. Wärmt von innen. Trink es aus!«, befahl er und reichte ihr das Glas zurück.
Das darin aufgelöste Schlafmittel unterschlug er ihr genauso wie die Tatsache, dass es sich eher um Wodka mit einem Schuss Wasser handelte.

Sie überlegte, nippte dann widerwillig. Erst langsam, es schmeckte scheußlich, dann schneller, bis das Glas leer war. Wer weiß, wann sie wieder etwas zu trinken bekommen würde?
Der Alkohol brannte in ihrer Kehle, bis sich schließlich, nach anfänglichen Magenschmerzen, ein Wärmegefühl in ihrem Bauch ausbreitete.

Er führte sie an ihrer Handschelle aus dem Bad, sie folgte ihm im Schneckentempo hinterher hinkend. Gegenüber vom Bad stand eine Tür offen. Im Licht seines Handscheinwerfers entdeckte sie eine grünlich verfärbte siebziger Jahre Tapete mit bräunlichen geometrischen Formen, teilweise hingen Fetzen hinunter. Sie hatte den Eindruck, sich in einem alten, verlassenen Bauernhaus zu befinden. Plötzlich erstarrte sie und blieb abrupt stehen. Er brachte sie in das Schlafzimmer der ehemaligen Bewohner. Ein massives Eichenbett sprang ihr sofort ins Auge. Die Matratze war mit einem durchlöcherten grauen Laken überzogen. Darauf lag ein schwarzer aufgeschlagener Schlafsack. Den antiken Kleiderschrank auf der gegenüberliegenden Seite nahm sie nur am Rande wahr. Die Pistole auf dem Nachtisch dafür umso mehr.

»NEIN«, schrie sie, »nein!«
Sie blickte mit weit aufgerissenen Augen abwechselnd vom Bett zu ihm hin und her und wollte sich von ihm losreißen.
»Keine Panik!«, versuchte er sie zu beruhigen und hielt sie am Arm fest, »eigentlich wollte ich hier schlafen. Ich wusste nicht, dass es im Keller so kalt ist. Du hast die Wahl: Entweder schläfst du hier oben bei mir oder ich bringe dich wieder

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